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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 21.1879

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Nr. 11 (1. November 1879)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42372#0178
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heiligen Geräten fand sich von demselben letztgenannten Meister ein kostbarer
Weihkessel ans Silber. In edelster Renaissanceumrahmung befinden sich an
dein Gefäße Darstellungen der Taufe Christi, Christus am Jakobsbrunnen,
Christus mit Petrus auf dem Meere, Philippus und der Kämmerer, auf
dem innern Boden der Durchgang durch's rothe Meer, sämmtlich mit den
betreffenden Texten. Von Eisenhuth rührt ferner her der mit getriebenem
Silberblech überzogene Holzdeckel eines Kölner Missale. Auf der obern Seite
befindet sich das Osterlamm und die allegorischen Figuren des Frühlings und
Sommers, auf der untern das Abendmahl und die Figuren des Herbstes und
Winters. Der Rückenbeschlag besteht aus nebeneinandergelegten Silberdrähten.
Reicher noch an Figuren ist der Deckel eines römischen Pontifical, dessen Meister
aber nicht bekannt ist.
Von kleineren Sachen, die merkwürdig sind, sei noch erwähnt der sogenannte
Wanderstab des h. Bonifacius, ein Rohr mit Silberblech beschlagen, oben eine
Krüke mit Bergkrystall, woran eine Kapsel mit Reliquien des Heiligen hängt.
Dieser Stab wird in der Kirche zu Freckenhorst aufbewahrt. Werthvoll sind
auch zwei Thürknöpfe in Rothguß, Löwenköpse mit Ringen darstellend. Die
Ringe tragen die Inschrift: lln8 qnnnas ^entsin onnsn qmeoi« iirAmsäisntsin
- .les. (MR8t. i'ox rsA'nnr Meint oonsssncksrs ooslnnr. UsriUrnrckns ins
ksoit. Die Arbeit wird nm 900 gesetzt.
Unter den Sachen aus Bein, Schildpad u. s. w. finden sich sehr schöne
Kruzifixe, Buchdeckel und Reliefs aus Elfenbein, sowie ein Kruzifix aus Knochen,
Korpus'(ganz bekleidet) und Kreuz aus einem Stück. Wahrscheinlich Stück eines
Buchdeckels. Man setzt dieses Stück in das 8. Jahrh. — Der zahlreichen Sachen
aus Stein und Thon, Glas und Porzellan kann hier nur gedacht werden, theil-
weisc sind dieselben nachweisbar westfälische Arbeiten. Es würde zn weit führen,
ans den Holzsachen einige schöne, rcichgeschnitzte Reliquienschreine zu beschreiben.
Einer der schönsten stammt vom Stift Schildesche, setzt im Dom zu Minden aus
dem 10. Jahrh., wie es heißt von Papst Martin II. der Aebtissin geschenkt mit
den Reliquien Johannis des Täufers.
Unter den Gemälden befanden sich mehrere aus der Kölnischen Schule (ein
köstliches Temperagemälde von Meister Stephan), aus der Soester und Liesborner
Schule, mehrere gut erhaltene Bruchstücke des großen Liesborner Flügelaltars,
wie Engelgestaltcn, ein Ecce-Homo auf Goldgrund, ein Benediktiner u. s. w., nnd
feine Bilder ans der Malerfamilie von tom Ring, wie z. B. das äußerst fein
ausgeführte Porträt eines Mannes in schwarzer Kleidung, der in der Rechten
ein rothes Blümchen hält. Die letztgenannten Gemälde befinden sich meist in
Privatbesitz, einige gehören Kirchen zu Münster. Daß auch sehr prächtig gemalte
Pcrgamentblätter, Breviere, Psalterien, Chorbücher u. s. w. vorhanden waren,
versteht sich von selbst. — Den Schluß der Ausstellung machte eine kostbare
Sammlung von Geweben und Stickereien vom 10. Jahrh. an, die dem KuipO
sleiß der westfälischen Klöster alle Ehre machte. — Wir schließen unfern Bericht
mit der Anführung einer Merkwürdigkeit. Es ist eine Schale von Jaspis,
stach, in breitem Broncering gefaßt. Aus dem flachen Griff ist eine kleine
 
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