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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 21.1879

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Nr. 12 (1. Dezember 1879)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42372#0195
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und Jeden, der es für Studien oder auf Reisen benützt, zum aufrichtigen Dank
verpftichten muß. Aber auch der Erfüllung des Wunsches, welcher in der Vorrede
zur Ausgabe von k862 den Schluß bildet, dürfte die mühevolle Arbeit des Ver-
fassers die Bahn geebnet haben. Es heißt dort: „Möge denn nun dieses Buch dazu
mithelfen, daß eine mit Einsicht verbundene Liebe zn den Kunstdenkmälern unseres
Vaterlandes an Kraft und Verbreitung gewinne, damit der Zerstörung und Verun-
staltung, welcher die Werke einer ruhmwürdigen Vergangenheit noch immer, ja man
muß leider sagen mehr als je, zum Opfer fallen, endlich Einhalt geschehe. Das
walte Gott!" Wozu wir heute, nach fast 20 Jahren, ein „Gottlob, es ist besser ge-
worden," setzen können. Wenn auch dem deutschen Reiche noch immer, trotz des
Vorgangs anderer Staaten, wie z. B. Holland, die segensreiche Einrichtung einer über
das gesammte Gebiet ausgedehnten, fest organisirten Behörde zur Erhaltung der Kunst-
denkmäler fehlt, so sind doch in einzelnen Provinzen bedeutende Fortschritte diesem
Ziele entgegen gemacht worden. Eine genaue und richtige Kenntniß des Vorhan-
denen ist zunächst hierfür eine der Grundbedingungen und nach dieser Richtung hin
hat Dr. Lotz Bedeutendes theils geleistet, theils vorbereitet. In ersterer Beziehung
ist das Werk zu nennen: „Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk Kassel." Das-
selbe ist aus gemeinsamer Arbeit mit dem um Kurhessens Kunstgeschichte hochverdienten
H. v. Dehn-Rotfelser hervorgegangen. Noch nicht erschienen, aber drnckfertig sind
die: „Baudenkmäler im Regierungsbezirk Wiesbaden," ein werthvolles Vermächtniß
des zu srüh Entschlafenen. IW Lotz stützte sich bei seinen Untersuchungen nicht nur
auf geschichtliche, sondern auch auf praktische architektouische Studien; und zwar hat
derselbe dem Unterrichte des auch in diesen Blättern oft mit Ehren genannten Archi-
tekten Georg Gottlob Ungewittcr, welcher 1851 — 64 in Kassel an der höheren Ge-
werbeschule wirkte, viel zu verdanken. Die Stadt Marburg besitzt zwei größere
öffentliche Gebäude, welche nach den Plänen des Ur. Lotz ansgeführt sind; dort ar-
beitete er für die Kunstwissenschaft als Angestellter an der Universitätsbibliothek nnd
sür das praktische Leben als Baumeister, zn beiden Richtungen der Kunst so mächtig
hingezogcn, daß ihn die früheren chemischen Studien, denen er mit Erfolg obgelegen,
nicht an sich zu fesseln vermochten. In diesen der Kunst gewidmeten Arbeiten wird
fein Name fortleben. —- H. St.

Chronik.
Neue Entdeckung in Rom. Ansgrabungsversuche, welche die Mönche des Klosters
nnd der Kirche S. Sebastiano an der Via Wmia, vor Nom vor einiger Zeit in der be-
kannten gleichnamigen Katakombe unternahmen, führten zu der Entdeckung einer interessanten
kleinen Privatgrabstätte, welche mit dem großen Cömetcrialkomplcx von S. Sebastiano ursprüng-
lich in gar keiner Verbindung stand, sondern einen eigenen direkten Eingang hatte. Erst
später, im vierten Jahrhundert, scheint dieselbe in unmittelbaren Zusammenhang mit der ge-
nannten Katakombe gesetzt zu sein. In dieser aus drei Nischen und einem kurzen Corridor
bestehenden Grabkammer ist ein nur wenig beschädigtes, dreifach gctheiltes Fresko erhalten, das
in den archäologischen Kreisen Roms allgemeine Aufmerksamkeit erregt hat. Dasselbe zeigt
nämlich links eine Orans (Betende) in der gewöhnlichen Ausstattung, in der Mitte einen
Hirten, der ein Schaf auf der Schulter trägt, während ein zweites in einiger Entfernung
auf einer Erhöhung (Berg) steht, rechts die nackte Figur eines bekränzten Gladiators,
welcher in herausfordernder Kampfcsstellung die Rechte geballt hat und in der Linken ein
Gewandstück und einen langen Stab trägt. (Stäbe dieser Art dienten außer Pfeilen und
Speeren den Gladiatoren als Wurfgeschoße beim Scheibenwerfen (allcmti^mos).) — Die
Komposition des Mittelstückes, insbesondere das abgesondert auf dem Hügel oder Berge stehende
Schaf hat keine Parallele; weit auffallender freilich ist die Gestalt des nackten, kampfbereiten
 
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