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Picknick im Walde, eine schöne Darstellung rheinischer Fröhlichkeit, zeigt offen-
baren Fortschritt. Leisten gibt eine gute Trauerscene; Salentin eine zarte aus
dein Kinderleben: Das Findelkind. Auf hoher Stufe steht das moderne Porträt:
Hüllten's Kaiserparade (Kaiser mit Familie und Paladinen) und all die flotten
und freundlichen Bilder des Kaisers und der ihm nahe stehenden Männer,
darunter wohl am schönsten H. von Angeli's Manteuffel, zart und schön mensch-
lich. Von Gelehrten nenne ich Direktor Esscnwein in Nürnberg, mit Geist ge-
malt von C. Jäger. Daran schließt sich die Menge der Unberühmteren, die
aber das Glück haben, auch ohne viel eigenen Geist treffliche Maler zu ihrer
Verewigung anstellcn zu können. Eine schöne weibliche Idealfigur, nobel in
Tizian's Manier gemalt, ist W. Lindcnschmidts (trauernde) Venezia, wobei ihm
zugute kommt, ' daß die ein Karakterzug der venezianischen
Schönheit ist. — Was das religiöse Bild anbelangt, so gilt beinahe: nnnrn ssä
Isonsm. Gesehen habe ich zwei (nebst dem bekannten Hussitenabendmahl). Im
Katalog finde ich etwa ein Dutzend verzeichnet, darunter eine Madonna von
G. Max. Der Löwe ist I. Röting's große Grablegung, d. h. der Moment
vor der Einhüllung des Leichnams Christi, ein Bild von großartiger Plastik
im Sinne edler Holzbildhauerei. Ein den Kelch spendender Christus von E.
von Gebhard ist, wie fast alle seine Werke, geistreich, fesselnd, aber ohne die
höchste Schönheit des Verklärten. — Bon der nicht zahlreich vertretenen Sculp-
tnr imponirte am meisten Donndorf's Frciligrathsbüstc. (Schluß folgt.)
Die Imtskleidmlg -er Geistliche».
(Fortsetzung.)
Ob auch die evangelische Geistlichkeit sich einer liturgischen Kleidung zu
bedienen habe, diese Frage wird mit Ja beantwortet werden müssen. Zwar so
gut als in Höhlen und Wäldern Gottes Wort verkündigt und die Sakramente
ausgetheilt werden können, ebensogut kann dies auch im Alltagsgewand giltig
geschehen. Aber so gut man, sobald geordnete Zustände vorhanden sind, dazu
Kirchen erbaut, ebensogut muß auch das Gewand zeigen, daß es sich um nichts
Alltägliches handelt. Nur soll es ohne Prunk der Abschluß gegen das Profane
sein. Deßhalb wird auch jeder Schmuck durch Pelz, Seide, Sammt besser ver-
mieden. Auch als Stoff des Rocks ist Seide kaum geeignet. Sie hat schillernde
und gezwungene Falten. Ebenso ist es mit schwerem Tuch, welches keine freien
Falten bildet. Der Chorrock ist nach dein Vorgänge Luther's, Zwingli's und
Calvins das geistige Kleid der Reformation. Er läßt die vollständige Freiheit,
aber in den Schranken der Würde und des Ernstes; er ist die evangelische Freiheit
durch das Symbol eines Gewandes ausgedrückt. Der Chorrock stellt im Stil seiner
Zeit das Gleiche dar, was die Stola und Pänula der ersten liturgischen Tracht.
Der Hauptunterschicd ist nur die Farbe. So wenig gegen eine Weiße Farbe an
sich etwas einzuwenden wäre, so ist die schwarze beim Chorrock einmal historisch,
dann dem Norden und unserer Zeit passender. Diese Erwägungen sprechen nun
Picknick im Walde, eine schöne Darstellung rheinischer Fröhlichkeit, zeigt offen-
baren Fortschritt. Leisten gibt eine gute Trauerscene; Salentin eine zarte aus
dein Kinderleben: Das Findelkind. Auf hoher Stufe steht das moderne Porträt:
Hüllten's Kaiserparade (Kaiser mit Familie und Paladinen) und all die flotten
und freundlichen Bilder des Kaisers und der ihm nahe stehenden Männer,
darunter wohl am schönsten H. von Angeli's Manteuffel, zart und schön mensch-
lich. Von Gelehrten nenne ich Direktor Esscnwein in Nürnberg, mit Geist ge-
malt von C. Jäger. Daran schließt sich die Menge der Unberühmteren, die
aber das Glück haben, auch ohne viel eigenen Geist treffliche Maler zu ihrer
Verewigung anstellcn zu können. Eine schöne weibliche Idealfigur, nobel in
Tizian's Manier gemalt, ist W. Lindcnschmidts (trauernde) Venezia, wobei ihm
zugute kommt, ' daß die ein Karakterzug der venezianischen
Schönheit ist. — Was das religiöse Bild anbelangt, so gilt beinahe: nnnrn ssä
Isonsm. Gesehen habe ich zwei (nebst dem bekannten Hussitenabendmahl). Im
Katalog finde ich etwa ein Dutzend verzeichnet, darunter eine Madonna von
G. Max. Der Löwe ist I. Röting's große Grablegung, d. h. der Moment
vor der Einhüllung des Leichnams Christi, ein Bild von großartiger Plastik
im Sinne edler Holzbildhauerei. Ein den Kelch spendender Christus von E.
von Gebhard ist, wie fast alle seine Werke, geistreich, fesselnd, aber ohne die
höchste Schönheit des Verklärten. — Bon der nicht zahlreich vertretenen Sculp-
tnr imponirte am meisten Donndorf's Frciligrathsbüstc. (Schluß folgt.)
Die Imtskleidmlg -er Geistliche».
(Fortsetzung.)
Ob auch die evangelische Geistlichkeit sich einer liturgischen Kleidung zu
bedienen habe, diese Frage wird mit Ja beantwortet werden müssen. Zwar so
gut als in Höhlen und Wäldern Gottes Wort verkündigt und die Sakramente
ausgetheilt werden können, ebensogut kann dies auch im Alltagsgewand giltig
geschehen. Aber so gut man, sobald geordnete Zustände vorhanden sind, dazu
Kirchen erbaut, ebensogut muß auch das Gewand zeigen, daß es sich um nichts
Alltägliches handelt. Nur soll es ohne Prunk der Abschluß gegen das Profane
sein. Deßhalb wird auch jeder Schmuck durch Pelz, Seide, Sammt besser ver-
mieden. Auch als Stoff des Rocks ist Seide kaum geeignet. Sie hat schillernde
und gezwungene Falten. Ebenso ist es mit schwerem Tuch, welches keine freien
Falten bildet. Der Chorrock ist nach dein Vorgänge Luther's, Zwingli's und
Calvins das geistige Kleid der Reformation. Er läßt die vollständige Freiheit,
aber in den Schranken der Würde und des Ernstes; er ist die evangelische Freiheit
durch das Symbol eines Gewandes ausgedrückt. Der Chorrock stellt im Stil seiner
Zeit das Gleiche dar, was die Stola und Pänula der ersten liturgischen Tracht.
Der Hauptunterschicd ist nur die Farbe. So wenig gegen eine Weiße Farbe an
sich etwas einzuwenden wäre, so ist die schwarze beim Chorrock einmal historisch,
dann dem Norden und unserer Zeit passender. Diese Erwägungen sprechen nun