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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 24.1882

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Nr. 2 (1. Februar 1882)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44532#0028
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althistorischem Boden befindet, nnd knüpft sich somit schon an den Platz selbst ein
geschichtliches Interesse, so wird dieses noch dadurch erhöht, daß sich hier auch
Denkmäler befinden, welche einen nicht geringen kunstgeschichtlichen Wert besitzen,
so daß es Wohl gerechtfertigt erscheint, wenn dieselben einer näheren Besprechung
unterzogen werden, zumal da sie meines Wissens bis jetzt noch nirgendwo publiziert
worden sind.
Die Denkmäler, um welche es sich hier handelt, sind die dem heil. Stephan
geweihte Kirche in Waldau mit dem zugehörigen Turm. Sie sind freilich keine
Gebäude von großartigem Umfange und imponierendem Aussehen. Dazu kommt,
daß wir uns verschiedene Gegenstände, wie so oft bei alten Gebäuden, erst Weg-
denken müssen, nm zu dem Genuß des Kunstwerks zu gelangen. Hierhin gehört
einmal ein häßlicher Vorbau, welcher in spätem Zeiten vor dem Portale auf der
Südseite neben dem Turm angelegt worden ist und der daher den Eindruck des
Gebäudes nicht wenig stört. Ebenso sind die jetzigen Fenster der Kirche durch
eine neuere Restauration verunstaltet. Abgesehen von diesen im Laufe der Zeit
vorgenommenen Veränderungen ist indessen die Kirche sonst stilgerecht nnd einheit-
lich, wenn auch einfach und von bescheidenen Verhältnissen. Beträgt doch die
Länge des ganzen Gebäudes mit Ausschluß des Turmes nur etwas über 18 Hz in,
wovon auf das Langhaus etwas über 11m nud auf den Chor etwas über 4 Hz in
kommen, während die Breite der Kirche 8 Hz in ansmacht. So bildet denn auch
das Langhaus in seiner Grundfläche ein einfaches längliches Rechteck, an welches
sich ein Chor mit etwas geringerer Breite, als die Kirche, anschließt, worauf dann
eine halbkreisförmige Koncha den Abschluß bildet. Fenster gab es aus der Nord-
seite des Langhauses drei und ebensoviele vermutlich auch auf der Südseite. Auch
der Chor hatte auf jeder Seite ein Fenster, die Apsis endlich deren drei. Wäh-
rend die an der übrigen Kirche sämtlich später nmgeändert wurden, so ist es
wenigstens ein Glück, daß zwei von den Fenstern der Apsis bloß zugcmauert sind,
so daß wir die Größe und Gestalt derselben noch erkennen können. Sie sind
beide mit Rundbögen versehen, woraus sich der Schluß ergibt, daß die aus Eiuem
Guß erbaute Kirche überall Rundbogenfenster hatte. Die Basis an der Apsis,
welche mehrfach gegliedert war, ist nicht mehr recht zu erkennen, das Gesims
dagegen mit seiner halben Hohlkehle und dem Plättchen darüber ist noch deutlich
erhalten. Weder befanden sich indessen Lisencn noch ein Arkadensries an dem
Gebäude; dasselbe zeigt also durchweg den Charakter großer Einfachheit.
Ebenso einfach ist das Innere der Kirche, welches fast überall, soweit es den
ursprünglichen Bau erkennen läßt, dem Auge nur kahle Wände bietet. Eine Ein-
teilung in Schiffe ist nicht vorhanden. Die Decke ist flach sowohl im Lang-
hause, als im Chor, in beiden Bauteilen überdies von derselben Höhe. Auch
die Pfeiler, welche die beiden Schwibbögen zwischen dem Langschiff und Chor
einerseits und Chor nud Apsis anderseits tragen, sind fast ganz ohne Schmuck
gelassen; nur ein einfaches Gesims ziert jene sowie die Apsis. Der Fußboden
des Chors war wohl ursprünglich ebenso wie jetzt nur wenig erhöht.
Über das Atter der Kirche fehlt es an jeder Nachricht. Doch bietet für
die Feststellung desselben das Portal, welches auf der Südseite neben dem Turm
 
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