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Chronik.
Am 5. März ist in Stuttgart Hofbaudirektor a. D. Joseph v. Egle, über 80 Jahre alt
gestorben, der neben dem im Jahre 1892 verstorbenen Baudirektor C. v. Leins an der Spitze
der baukünstlerischen Bestrebungen Württembergs stand. Neben seiner Thätigkeit an der Bau-
gewerkschule in Stuttgart, deren eigenartige Organisation er geschaffen, und die unter seiner
46jährigen Leitung ganze Generationen von „Werkmeistern" herangebildet hat, zeichnete
ihn ein schöpferisches Verständnis für die mittelalterlichen Baustile aus. Er mar Beirat bei
der Erneuerung des Ulmer Münsters, leitete diejenige der Frauenkirche in Eßlingen und baute
neu nach dem Vorbild der Elisabethkirche in Marburg die katholische — er selbst mar katho-
lischer Konfession — Marienkirche in Stuttgart.
Zu Straßburg i. E. starb nach schwerer Krankheit Baurat Louis Müller im besten
Mannesalter. Ein Schüler G. llngewitters in Kassel, hat der Verstorbene sich zunächst als
ausführender Baumeister der in den Jahren 1875—81 nach Denzingers Plänen errichteten
Dreikönigskirche in Sachsenhausen-Frankfurt a. M. bekannt gemacht, und dann als Sieger in
dem Wettbewerb die Ausführung der Straßburger Garuisonlnrche erhalten, die wir im
vorigen Jahrgang S. 20 ausführlich beschrieben haben.
In dem Rerchshoushalt für 1899 ist ausgenommen für Neubau und Ausstattung einer-
katholischen Garnisonkirche in Ulm (768000 ^) erste Rate 15000 für Neubau und Aus-
stattung einer evangelischen Garnisonkirche in Ludwigsburg (715000 -/L) erste Nate 15000
Das Melanrhthonsimmer ;u Wittenberg hat neuerdings eine durchgreifende Wieder-
herstellung unter Leitung des Berliner Kunstgewerbemuseums erfahren.
Das „Abendmahl", gemalt von Fritz v. Uhde, das mir in unserer Februarnummer
besprochen haben, ist für die Königliche Gemäldegallerie in Stuttgart angekauft morden. —
Wir tragen bei diesem Anlaß nach, daß desselben Künstlers „Himmelfahrt" (Christ!. Kunst-
blatt 1897 S. 172) für die Münchener Pinakothek angekauft worden ist, nachdem sich Uhde
entschlossen hatte, an der Figur Christi eine durchgreifende Änderung vorzunehmen.
In Venedig findet vom 22. April bis 31. Oktober d. I. wieder eine internationale
Kunstausstellung statt. Dein Protektoratskomite gehören an von Deutschland M. Klinger,
F. Lenbach, M. Liebermann, G. Schönleber, F. v. Uhde.
Die deutsche Gunstausstellung in Dresden wird am 20. d, M., die Münchner Äahres-
ausstellnng im Glaspalast am 1. Juni eröffnet.
Preisausschreiben des Kgl. preußischen Kultministeriums um Entwürfe für eine Tauf-
medaille oder -plabette, die geeignet sind, für die Eltern und anderen Familienglieder als
Erinnerung an die Geburt oder Taufe eines Kindes zu dienen oder als Patengeschenk für das
Kind Verwendung zu finden. Zugelassen sind preußische und in Preußen lebende andere
deutsche Künstler. Verlangt wird ein Wachsmodell in der drei-, vier- oder fünffachen Größe
der Ausführung, dessen Durchmesser oder längstes Maß mindestens 20 em beträgt und 30 em
nicht überschreiten darf. Auf einer oder auf beiden Seiten der Medaille, deren Form dem Er-
messen des Künstlers anheimgestellt wird, sind Darstellungen anzubringen, welche sich auf die
Geburt oder die Taufe beziehen. Es muß Raum gelassen sein für eine einzugravierende In-
schrift, die mindestens ein Datum und den Namen des Kindes enthält. Auf dem Entwurf
ist die Inschrift in einem beliebig gewühlten passenden Beispiel auszuführen. Das Modell
muß sorgfältig durchgearbeitet sein, so daß es nach der Verkleinerung unmittelbar für die Aus-
führung (Herstellung des Stempels) benutzt werden kann. Einzusenden bis zum 4. April d. I.
an das Bureau der Großen Berliner Kunstausstellung. Ausgesetzt ist ein Preis von 2000 ->//.
Ferner werden dem Preisgericht noch weitere 3000 zur Verfügung gestellt.

Inhalt: Die „Ratschläge für den Bau evangelischer Kirche:^" — Die Grabstätte des Refor-
mators Justus Jonas. Von vr. Craemer. Mit einer Abbildung. — Aphorismen an
der Jahreswende. Von vr. Oskar Mothes. (Forts.) — Bücherbericht. — Chronik.
Verantwortliche Redaktion: Oberkonsistorialrat vr. Johs. Mer? in Stuttgart.
Druck und Verlag von I. F. Steinüopf in Stuttgart.
 
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