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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 50.1908

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Nr. 1 (Januar 1908)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44122#0021
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der gegenüberliegenden Kirche des Uetliberges. Damit waren die üblichen Bau-
formen der Zeit Louis XVI. gegeben. lieber stattlichen Freitreppen und Garten-
anlagen ragt die Kuppel über der Vieruug der Kreuzaulage. Die Kirche steht
in vornehmem Villenquartier. Auch das berechtigt zu festlich monumentaler
Steigerung. Heute, wo wir iu der Zeit der Differenzierung der Motive leben,
werden wir als Pendant einer alten Kirche einen wohl harmonisch aber doch in
künstlerischer Differenz klingenden Baustil wählen. Vor 10 Jahren galt noch
die Theorie, Kirchen im Geist der Lokalarchitektur zu bauen. Ich glaube, daß
die Theorie der Differenzierung die richtigere ist. Ich habe sie schon von An-


Die Kreuzkirche der Kirch engemcinde Neumünster in Zürich

fang an vertreten. Im modernen Leben wirkt nicht die Uniformität künstlerisch,
sondern die Koutrastierung, die Auslösung der Summe der Möglichkeiten.
Beim Eintritt in die festlich schöne Kirche interessiert uns zuerst das Problem
der Kanzel wand. Die massive Schwere dieser Konstruktion, die wir ja
immer wieder treffen, ist gemildert durch eine Fülle von eiufalleudcn Lichter-
spielen. Die maucrartige Verschlossenheit vor den Augen der Hörer ist aus-
geschaltet durch zwei große Relief-Wandflächen. Der Rhythmus dieser Figuren
pflanzt die Tonwellen der Predigt fort und weist wieder zurück auf das Wort
vom Himmelreich. In feiner Symbolik trennt die Kanzel als vertikales Motiv
die horizontal geführten Reliefs: Am Wort Gottes scheiden sich die zwei Welten:
Zur Linken die törichten Jungfrauen. Zur Rechten die klugen Jungfrauen.
Zur Linken die verschlossene Tür. Zur Rechten der erscheinende Heiland. —
 
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