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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 50.1908

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Nr. 1 (Januar 1908)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44122#0039
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Beschreibung so, wie er mit dem Baue lebt. Wir werden aus den Worten
fühlen, wie Theodor Fischer den Lehrern aus der Seele herausbauen kann.
Am 29. Oktober 1907 wurde in Höfen a. d. Enz das nach den Plänen
des Prof. Theodor Fischer erbaute Schulhaus bezogen. Es ist in musterhafter
Weise in seine Umgebung (Waldesduukel, Bergeshang und Wiesengrün) hinein-
komponiert und ragt von seiner stolzen Lage, wohin jeder Sonnenstrahl dringen
kann, den die überragenden Berge dem Tale gestatten, wuchtig und massig und
doch in feiner schlichter Linie in die Landschaft hinein. Zu ebener Erde des
geräumigen Spiel- und Turnplatzes öffnet sich eine nach Süden schauende offene
große Halle, deren Boden mit roten Plättchen belegt ist und deren Wände
weißen Oelfarbenstrich tragen. Auf denselben da und dort zwanglos angebracht,
geben allerlei Sprüche Zeugnis davon, was für ein Sinn und Geist in dem
Bau herrschen soll. So lesen wir da: „Kinder sind Rätsel von Gott und schwerer,
als alle zu lösen, doch der Liebe gelingt's, wenn sie sich selber bezwingt." (Hebbel).
„Ihr Väter, ziehet eure Kinder auf in der Zucht und in der Vermahnung
zum Herrn" rc.
Die offene Südseite der Halle ist gegliedert durch einen massigen Pfeiler
aus roh gearbeiteten Bundsandsteinblöcken, der die beiden in breitem Rundbogen
sich wölbenden Hallenbögen trägt. Aus der Halle heraus tut sich ein ganz
entzückender Anblick auf zu den gegenüberragendcn dunklen Taunenbergeu, zu
dem lieblichen Tal und dem darin gebetteten Ort mit seinen schmucken Häusern
und Villen.
In der Westseite der Halle befindet sich die Türe in das lichte, an Wänden
und Fußboden mit blauweißen Plättchen belegte Schülerbad, wo ein Bassin
mit Raum für 10—20 Kinder und einer Brause die Jugend wöchentlich einmal,
Sommer wie Winter, zum fröhlichen Bade lockt. In der Nordscite der Halle
ist der Eingang zu den Heiz- und Kohlenräumen, von wo eine Niederdruck-
dampfheizung wohlige Wärme in Korridor und sämtliche Räume des ganzen
Hauses ausstrahlt. Auf der Ostseite der Halle führt ein kleines Pförtchen in
das Treppenhaus des Baues, das den Zugang schafft zu den in der nordöstlichen
Ecke des Erdgeschosses befindlichen Abortanlagcn, die durch selbsttätige, alle Io
Minuten eiutrctende Wasserspülung gereinigt werden und deren Ausspülicht in
einer eigens angelegten Kläranlage einmündet. Letztere liegt entlang des
östlichen Vorbaues, in welchem sich die schmucke Schuldienerwohnung befindet
und der architektonisch besonders wirksam ist dadurch, daß durch ihn in das
Ganze eine passende und aus dem Bedürfnis des Baues selbst herauswachsende
Gliederung kommt. Dieses Häuschen mit seiner abgctrennten Verbundenheit
mit dem Hauptbau gibt dem Anwesen jenes Besondere und Heimliche, das jeden
Beschauer erfreut.
Schreiten wir nun von der Schuldiencrwohnung aus auf dem 2 in breiten
Asphalttrotioir nach Westen an dem Gebäude entlang, so erreichen wir die
große von groben Bundsaudstcinblöcken rechts und links flankierte Freitreppe
und auf ihr das Hauptportal des Hauses, über dem das Wappen von Höfen
grüßt, während auf der Südseite eine Sonnenuhr das Aeußere schmückt. Durch
 
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