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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 50.1908

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Nr. 2 (Februar 1908)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44122#0055
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seelische Organismus fällt der natürlichen Auflösung, dem Tode, anheim. Nur
dem sittlichen Geiste ist es möglich, inmitten dieser Auflösung sein von aller
äußeren sinnlichen Bestimmtheit freies Leben zu behaupten und dnrch den Todes-
schmerz hindurch seine lichte Klarheit und selbstlose Liebe als unvergängliches Erbe
hindurchzuretten. So triumphiert er uoch mitten im Schmerze der Endlichkeit.
Indem er die selbstlos lichte Klarheit seines Geistes bis aus Ende behauptet,
knüpfte der Mensch sein Leben an den selbstlos lichten Ursprung seines Daseins an
in dem Augenblick, da er es ihm zurückgibt.
(Fortsetzung folgt)
S
Das Präfekt von Peter Behrens zu einer evangelischen Kirche
in Hagen i. W.
Von David Koch
Mit 5 Abbildungen
„Aus dem Musiksaal von Peter Behrens könnte unschwer eine moderne
protestantische Kirche gemacht werden", sagte mir ein Mann von irgendeiner
Kirchenregierung auf dem Protestantischen Kirchenbautag in Dresden 1907.
Der Mann kam eben von der Kölner Ausstellung.
Ich war nicht wenig erfreut zu höreu, daß Peter Behrens eineu großen
Entwurf für die Kirche iu Hagen i. W. gemacht habe. Heute liegeu die Pläne
vor mir. Ich habe sie in der Frühe am Sommermorgen mit in den Wald
hinaufgenommen und lange in den wenigen Strichen gelesen. Und nun möcht
ich sagen: es bleibt so: das Einfachste ist das Größte. Das Neue muß am Ein-
fachen anknüpfen, wenn es wieder groß werden will. Das hat Peter Behrens
getan. Andere haben's auch schon getan und versucht. Peter Behrens hat es
anders getan. Er hat alles das weggelassen, was den andern an Stilerinnerungen
zwischen den Fingern immer wieder sich hineingestohlen hat.
Ob Peter Behrens mit dieser kunstgeschichtlichen Voraussetzungslosigkeit
siegen wird, weiß ich nicht. Denn das einfache Große ist nicht auf den Ge-
schmack der Allgemeinheit berechnet, am wenigsten in einem Zeitalter, das so sehr
beherrscht wird von Stil-Erinnerungen, wie das unsere. Daß die kommende
Generation die Kirche von Peter Behrens sofort bauen würde, ist mir kein Zweifel.
Aber — es muß auch einmal das psychologische Moment untersucht werden und
das ist bisher noch kaum geschehen: In den Kirchengemeinderäten, wie man bei
uns im Schwabenland sagt, sitzen konservative Herren. Wenn sie den gotischen
Jugendtraum überwunden haben, so ist das schon viel. Manche haben seither
schon gebiedermeiert, sind unbefriedigt von dem Tasten der Modernen —- und
wenn sie nun ein Votum abgeben sollen für eine Kirche — so sagen sie in dem
richtigen Bestreben: sunatzg, Zunet-s! —: Wir wollen unschuldig sein an einem
Odinm in unsrer Stadt: Nehmen wir also bei einem Wettbewerb das Kirchen-
 
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