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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 50.1908

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Nr. 2 (Februar 1908)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44122#0067
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1526 über 9000! Und die „Joachimsthaler" trugen in geprägtem Silber den
Namen des Erzgebirgsncstes in alle Lande, als die Stammväter aller Taler
und Dollars der ganzen Welt.
Von dieser alten Blütezeit war freilich vor 4 Jahren, als man in Joachims-
thal sich anschickte, ein evangelisches Gotteshaus zu errichten, nicht mehr viel
übrig. Ueberall waren die Anzeichen einer seit dem 30 jährigen Krieg und der
gewaltsamen Rekatholisiernng datierenden wirtschaftlichen und geistigen Stagnation
deutlich erkennbar. Als die Stadtväter 1874 dem Mathestus eine Denktafel
errichteten, widmete man sie „dem Andenken des Gelehrten M. Johannes
Mathestus" usw. Daß Malhesius evangelischer Pfarrer gewesen, das ver-
schwiegen die bis auf die Knochen „liberalen" Stadtgrößen. „So war beiden
Teilen genug getan: dem Lokalpatriotismus gepart mit etwas Aufklärung hier.



Grundrisse der Kirche in Pegg au. Vvn Architekt O t t o B ar t n in g in Karlsruhe

der hochwürdigen und allzeit herrschbereilen Klerisei dort" (Wartburg 1904
S. 269).
Es war ein eigentümliches geschichtliches Zusammentreffen, daß gleichzeitig
mit der Neubegründung einer evangelischen Gemeinde (heute etwa 250 bis
300 Seelen, über einen großen Bezirk zerstreut, meist zugewanderte reichsdeutsche
Altproiestanten, verstärkt durch einige Dutzend Uebertritte) über Joachimsthal
die Morgenröte einer neuen wirtschaftlichen Blüte auflenchtete: Das märchen-
hafte Element Radium, das plötzlich eine so hohe Bedeutung erlangte, kann fast
nur aus der in Joachimsthal geförderten Uranpechblende gewonnen werden;
auch verspricht das in hohem Maße heilkräftige „radioaktive" Grubenwasser der
Stadt allerlei Vorteile. So sagte man sich in den maßgebenden evangelischen
Kreisen, daß man einerseits der Gemeinde jetzt schon einen Mittelpunkt und ein
Heim geben, andererseits aber auch für den Fall eines raschen Zuwachses alle
Möglichkeiten offenhalten müsse. Man baute deswegen einen praktischen Nutz-
bau, dessen Betsaal im Falle der Errichtung einer eigenen richtigen Kirche mit
 
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