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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 50.1908

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Nr. 3 (März 1908)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44122#0091
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der Form den Untergang gebracht. Man suchte bekanntlich Ersatz für die
Form in der Politur, die das Material veredeln sollte, aber man übersah
dabei, daß der polierte Stei n im Freien ganz unkünstlerisch wirkt,
weil er niemals sich der Natur einfügt, sondern frostig nüchtern und stimmungslos
aus ihr herausfällt. Aber freilich, noch immer verfolgt ein großer Teil des Publi-
kums mit ängstlicher Sorge das Auftreten der ersten Verwitterungsspuren an den
Grabdenkmälern, in völliger Verkennung der Tatsache, daß gerade sie berufen sind.



Abb. 8. Grabmal von Professor Habich
Wiesbaden — Friedhof. Kelheimer Stein n. Bronze
Preis ca. 2UVV Mk.

Abb. 9. Kreuz von I. K o x p
Odenwald-Granit. 380 Mk.
Vergoldetes Schmiedeeisen

das Werk von Menschenhand der umgebenden Natur harmonisch einzufügen. Be-
kanntlich ist man aus diesen Gründen längst dazu übergegangen, den ordinären
Glanz neu gegossener Bronzedenkmäler durch künstliche Patinierung vor der Auf-
stellung zu beseitigen. Ist es da zu verstehen, daß trotzdem das Publikum danach
strebt, seine privaten Denkmäler künstlich mit jenem Hochglanz zu versehen, den man
anderwärts mühsam beseitigt? (Selbst bei den Photographen ist er in Mißkredit
geraten.) Wer übrigens die Furcht vor dem „Wetterschmutzigwerden" eines Denkmals
nicht überwinden kann, braucht es nur mit „Fluorat", „Duro" u. dergl. zu im-
prägnieren, um auch unpolierten Flächen den Schein der Neuheit zu bewahren.
Die geringe Widerstandskraft vieler Sandsteine wenigstens an feuchten Orten
und unter Bäumen ließ den Wunsch nach Einführung eines wetterbeständigeren
Materials begreiflich erscheinen; auch die monotone, zu glatte, zu gleichmäßige
Oberfläche mußte das Bedürfnis nach belebterem Material wecken. Leider über-
 
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