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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 50.1908

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Nr. 3 (März 1908)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44122#0105
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Abb. 5. Treppe zur Empore in der
Vorhalle


Massengruppierung und Linienwirknng"
(S. Bild 3), dem gegenüber „eine reiche
Detailbehandlung von vornherein nicht not-
wendig war". Aber trotzdem fallen doch
einige hervorragende, dekorativ wirkende
Plastiken dem Beschauer ins Ange: so
das herrliche Stein-Relief der „See-
predigt" von W. Sauer an der Nord-
fassade, sowie die 4 Evangelistenzeichen
an den Ecktürmen, (Engel, Löwe, Stier
und Adler), die in moderner Art stark
stilisiert sind. Der Engel (S. Bild Nr. 7)
in seiner Energie, seinem Ernst und
seiner Sammlung und Empfänglichkeit
verratenden Haltung ist mir als ein
sinnvolles Symbol des Gebets erschienen.
Die drei Giebelstatuen über den drei
Haupteingängen im Süden (Bild Nr. 4):
Moses, Paulus und Luther von W. Sauer
erscheinen mir doch etwas zu zierlich
und geistig unbedeutend, um den wuch-

tigen Eindruck der Fassade irgendwie zu illustrieren oder zu ergänzen; besonders
der schlanke Luther wirkt schwächlich. Für die ornamentale Behandlung in
Stein, Holz und Schmiedeeisen wurden stilisierte, der Natur entnommene Motive,
zumeist die linienschöne Meeralge verwendet. (S. Bild Nr. 8.)

3. Das Innere
Und nun das Innere der Kirche! Das Auge wird zuerst auf die gerad-
linige, reich geschmückte Kanzelwand gelenkt und von ihr gefesselt. Hoch über
dem Mittelstück des steinernen Vorbaues erhebt sich auf das Kreuz geheftet,
ernst und ehrfnrchtgebietend, der überlebensgroße Christus mit der Dornenkrone.
Dieser Krnzifixus, von Professor F. Dietsche geschaffen, ist ein wirkliches Kunst-
werk, monumental und tief gedacht, im ersten Augenblick vielleicht abstoßend durch
die Herbheit und Wucht des Gegenstandes, allmählich aber durch seine geistige
Größe und Monumentalität packend. Rechts und links davon befinden sich mehr
in lyrischer Behandlung die in gelbem Kalkstein ausgeführten Reliefs der Geburt
und Auferstehung Christi, ebenfalls in feinsinniger moderner Durchführung von
F. Dietsche. (S. Bild 8 und 9) Aus diesem, sozusagen christozentrischen Bau
wächst in der Mitte die Kanzel heraus, selber der geschichtlichen Tatsache des
Lebens Jesu untergeordnet und dienend (S. Bild Nr. 10); rnhig und anspruchs-
los bei aller künstlerischen Feinheit trägt sie „den Einzug Christi" in einem
Bronze-Relief, das sinnvoll den Gedanken der Kanzelwand vollendet. Die
Kanzelnische ist mit Goldmosaik ausgeschlagen, von dessen Schönheit
und evangelischem Charakter ich nicht überzeugt bin. —Vor und unter
 
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