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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 50.1908

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Nr. 4 (April 1908)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44122#0126
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gleichfalls eine Stiftung, non demselben Künstler ansgcführt. Besucher der dies-
jährigen Landesausstellung in Darmstadt werden Gelegenheit haben, diese Kunst-
werke bewundern zu können. Auch die Altardecken sind ohne Ausnahme Original-
schöpfungen.
Erwähnt soll noch werden, daß im Erdgeschoß der Kirche ein geräumiger
Gemeindcsaal, Konfirmandenzimmer, Garderobe und Teeküche liegen. Zm Ge-
meindesaal, der sich durch vornehme Einfachheit auszeichnet, hängt ein sehens-
wertes Oelgemälde des vor einigen Jahren verstorbenen Darmstädter Malers
August Noack: „Paulus vor dem hohen Rat".
Durch gedeckte Torhalleu mit der Kirche verbunden sind das Pfarrhaus
und die Küsterwohnung, in der auch die beiden Gemeindeschwestern nntergebracht
sind. Die ganze Gebäudegruppc, von dem mächtigen trntzigen Turm überragt,
präsentiert sich überaus malerisch und ist mit feinstem Verständnis in die ganze
Landschaft hineinkomponiert. Alles in allem eine Leistung, die sich in der Ge-
schichte der evangelischen Baukunst eine dauernde Stätte erwerben wird.
S
Reichere Ausstattung des Gottesdienstes in Württemberg
Der evangelische Synodus in Württemberg hat im Einvernehmen mit der
Landessynode eine fakultative Neuordnung des Gottesdienstes veranlaßt, die in
ihrer geschichtlichen Anknüpfung und in dem reichen Maße freiheitlicher Ge-
staltung der Gottesdienste auch für die andern Landeskirchen einen historischen
Beitrag bedeutet zu den mancherlei Möglichkeiten, den Gottesdienst des Protestan-
tismus nach modernem Empfinden umzugestalten, ohne daß dabei die Eigentüm-
lichkeit einer Landeskirche allgemeinen Theorien geopfert wird. Es ist eigentüm-
lich: so sehr wir Schwaben ein Volk des Gemüts und des Gesanges sind -—
unsere evangelische Anbetung Gottes im Geist hat sich von jedem Uebcrschwang in
rhetorischem oder künstlerischem Pathos ferngehalten. Es kommt dabei wohl die
innere Verschlossenheit unseres Schwabenvolkes zum Ausdruck, das sich selbst
bewahrt vor einem Ueberquellen der religiösen Andachtsgefühle. Daß die Ober-
kirchenbehörde diesen goldenen Mittelweg fand, möchte ich ein Meisterstück der
Kybernetik nennen.
Wo zwei Seelen sich finden — ein musikalischer Pfarrer und eine musi-
kalische Gemeinde, können sich nach der neuen Bestimmung beide Teile in Harmonien
ausleben, die eine künstlerische Höhe Evangelischer Gottesdienste ermöglichen.
Eine Bitte an unsere Freunde. Leider erlaubt der Raum und die Leserzahl
noch nicht das Walten eines modernen Kirchenmusikers. Wenn wir einen Schritt
weiter sind, werden wir auch diesen Teil der urs 8ueru pflegen. Dann aber
Krieg allem jenem Kapellmeister-Singsang. Unsere Freunde werden heute schon
in unserem Sinne ihre Gottesdienste musik-künstlerisch zu gestalten wissen und
auf der ganzen Linie dem klassischen alten und neuen Kirchengesang die Vorherr-
 
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