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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 50.1908

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Nr. 4 (April 1908)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44122#0137
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die künstlerische Ausschmückung der Gräber
hereinzubringen, wodurch diese jenen in-
timen Charakter erhalten, der die alten
Grabstätten so anziehend macht. Bis zur
Zeit unserer Großväter belebten sie die
Friedhöfe, um dann plötzlich zu verschwinden
und wertlosen fabrikmäßig hergestellten
Rundfiguren Platz zu machen. Einen sehr
schönen und relativ billigen Schmuck bilden
farbige Terrakotten, die wetterbeständig
von der Großh. Majolikamanufaktur in
Karlsruhe nach eigenen und fremden Ent-
würfen geliefert werden.
Der Guß eines Flachreliefs in
Bronze in der Größe 30:38 oder
40:60 om kostet 65—70 M. resp 175-I90M.
Muß jedoch die Form wegen vorkommen-
der Unterschneidungen zerlegt werden (bei
hohem Relief), erhöht sich der Preis be-
deutend. So kostet der Guß des Donatello-
Reliefs (s. Abb. 14) 360 M. Der Guß eines
Porträt-Medaillons stellt sich auf ca.
50—65 M. Tas Modell dazu kostet bei
einem angesehenen Künstler 400—600 M.
und mehr. Der gleiche Preis wird für ein
zweifiguriges Relief 40:65 zu zahlen sein,
das also gegen 6—800 M. in Bronze kostet.
Hierbei sind nahezu erste Kräfte ange-
nommen. Jüngere Künstler liefern für
100—130 M. schon ein feines kleines Relief
einen Kopf rc. Bescheidenere Kräfte, die für die Grabmalplastik aber vielfach völlig aus-
reichen, liefern für 450—500 M. ein größeres Relief in Marmor. Im allgemeinen stellt
sich Steinausführung und Bronze ziemlich gleich, Marmor etwas teurer, Kalkstein etwas
billiger wie Bronze. Wer sparen will, dem bieten antike oder Reliefs aus der Re-
naissance Gelegenheit zu Kopien. Selbst mechanische Verkleinerung ist möglich und
kostet etwa für zweifiguriges Flachrelief in der Größe 60: 90 om 150 M. Das Künstler-
honorar entfällt dann. Ein schönes Beispiel der oben erwähnte Sattlersche Stein mit
Donatello-Relief. (Abb. 14.)
Nichts ist verfehlter als bei solchen Bestellungen am Gelbe sparen zu wollen.
Man erhält dann für immer noch teures Geld Arbeiten, die in Wahrheit überhaupt
keinen Wert, auch keinen Verkaufswert besitzen. Es ist völlig unmöglich, für Mk. 1200.—,
wie es so oft gewünscht wird, eine marmorne Rundfigur in ?/s Lebensgröße von
irgendwelchem Kunstwert zu beschaffen. Was dafür geliefert werden kann, sind
nichts als rein handwerkliche, völlig leere und leblose Arbeiten, an denen nur die
Handwerksarbeit und das Material bezahlt ist, während ein künstlerisches Modell
allein diese Summe kostet. Das Geld, für das sich ein vornehmes Relief hätte
beschaffen lassen, ist völlig verloren.
Das schmiedeeiserne Grabmal ist noch mehr in Vergessenheit geraten, wie das
Relief. Welch entzückende Arbeiten namentlich mit Hilfe von Vergoldung und Bemalung
sind hier möglich! Siehe Abb. 15 und 16 von einem alten Tiroler Friedhof und die
Entwürfe von Sattler.
Die Abbildungen 17 und 18 zeigen Arbeiten, die nicht teuerer sind als die ordi-
närsten Granitblöcke; sie beweisen, daß auch dem bescheidensten Reihengrab der
 
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