Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 50.1908

DOI issue:
Nr. 4 (April 1908)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44122#0146
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
123

ob romanisch oder gotisch — verzichten zn
können glanbten. Damit hängt zusammen,
daß die „kombinierten Bauten" keineswegs
teurer zu steheu kameu als die, z. T. be-
nachbarten, reinen Kirchenbauten. Das
Bauwesen in Joachimslhal kam billiger als
die benachbarten Kirchen in Neudek und
Falkenau; Peggau nicht viel teurer als
Mahrenberg; der allerliebste Bau zu
St. Aegyd am Neuwald sogar billiger als
alle hier genamuen Bauten. Mehr und
inehr wird für die Verhältnisse
unserer Diaspora der kombinierte
Bau derBau der Zukunft werden;
man hat, dank ihm, das Pfarrhaus sozu-
sagen umsonst. Es ist auch in der Unter-
haltung, Ueberwachung, Bedienung, Reini-
gung bedeutend billiger als Kirche und
Pfarrhaus in getrennten Objekten.
Sodann ist und bleibt es bedauerlich,
daß unter den mit dem Entwurf beauf-
tragten Architekten immer noch so stark das
fremde Element überwiegt. Man brauche
kein schwarzgelber Patriot zu sein, um dies
zu bedauern. Daß man auch aus der Ferne sich liebevoll in den Geist der
Landschaft versenken kann, in der die Kirche sich erheben, und in den Geist der
Gemeinde, der die Kirche dienen soll, hat Architekt Bartning in Peggau be-
wiesen. Aber wir würden es gerne sehen, daß auch die österreichische Architekten-
schaft stärker beteiligt werde, damit im Lande selbst eine Schule von evangelischen
Kirchenbanern hcranwachse. Besonders würden es die evangelischen Architekten
in Oesterreich mit Freude begrüßen, da sie doch bei katholischen Kirchenbauten
fast nie mitankommen, wenn ihnen hier Aufgaben zugeteilt würden, bei denen
zwar meist nicht viel Geld zu holen, dafür aber Ehre einzulcgen ist.
Endlich aber kann nicht verschwiegen werden, daß die wichtigsten Fragen
des evangelischen Kirchbaues, die Gruudrißfragen, durch eine so stattliche Zahl
von Neubauten bedauerlich wenig gefördert worden sind. Wieder bildet Pcggan
die einzige glänzende Ausnahme, abgesehen von dem nicht unzweifelhaft gelungenen
Versuch in Mahrenberg. Sonst wandelte man überall in getretenen Geleisen.
Und das ist schade: Wo soll man denn die neuen Bahnen beschreiten, wenn nicht
in den Gemeinden, die am unbeschwertesten sind mit den Gesetzen des Herkommens
und der Ueberlicferung? Erfreulich ist nur, daß auch zu diesem Punkt im
nächsten Abschnitt Erfreulicheres zu berichten sein wird.


S
 
Annotationen