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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 51.1909

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Nr. 10 (Oktober 1909)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44121#0324
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und Bildkunst bedeutet. Hier liegt auch die Quelle, wo die religiöse Idee
überströmt in die darstellende Kunst; und hier wird es auch am deutlichsten,
wie sinnverwirrend es sein kann, von der Minderwertigkeit literarisch be-
einflußter Kunst zu reden. Ist Michelangelos Moses oder Sixtinische Kapelle,
weil sie auf biblisch-literarischen Einflüssen beruht, minderwertiger als eine
Malerei von Max Liebermann?
Der Schwarzwaldbauernbub von Anno dazumal malt 1876 einen
„Charon" — sein Bildungstrieb hat ihn in die Antike bald hinein-


tzans Thoma

Konfirmationsschein

getrieben. Im selben Jahre malt er ein „Paradies" — Antike und Bibel
nebeneinander. Das sind für den Künstler keine ausschließenden Gegensätze.
Das Paradies ist ein Heller Jubel des Frühlings an stillen Wassern,
in blumiger Au. — Auch die Liebe wird zum ernsten Symbol. 1877 ent-
steht: „Amor und Tod". Dem jungen Liebespaar naht der Tod — Wohl
eine Lebenserfahrung — Amor mit dem Pfeil wehrt ihn ab.
1878 entsteht eines der bedeutsamsten biblischen Bilder: „Christus
und Nikodemus". Es ist bezeichnend, daß Gebhardt, Uhde und Stein-
 
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