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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 51.1909

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Nr. 11 (November 1909)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44121#0377
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bildet die Erde, die Krone fest auf dem Haupte tragend; ein junges Bauernpaar
vom Schwarzwald schließt in ihrem Angesicht den Bund der ehelichen Liebe; echte
Thoma-Art in Gesinnung und Malweise! Künstler und Mensch vereint! —
Bedeutungsvoll für uns ist noch die Rede des Heidelberger Pfarrers und
Dozenten Liz. Otto Frommel:
Ein Oktobertag, ein Tag des Lichts ist uns geworden! Ein Winzerfest seltener
Art dürfen wir begehen. An Ihrer Hand wandern wir durch das Rebgeläude der
Kunst, wo eine saftige Frucht an die andere sich drängt. Der Boden, darin Ihr
Schaffen wurzelt, ist Boden der Heimat. Mit dankbar frommem Sinn haben Sie
allezeit bekannt, daß Sie das Beste der Heimat verdanken. Wohl ragen die Wipfel
der Kunst in die blauen Lüfte der weiten Welt, aber ihre Wurzeln gründen in
brauner Schwarzwalderde und sind gespeist von den Quellen und silbernen Bächen
der Heimat. Aber Sie schufen nicht nur Heimatkunst, auch Ihre Pflege lag Ihnen
allezeit am Herzen. Kunst will frei wachsen. Kein beengendes Staket soll sie um-



Abb. 14. Grundriß des ev. Gemeindehauses zu Gutach im Schwarzwald
zäunen, keine pedantische Schere ihren Wuchs beschneiden. Aber sie bedarf der
Pflege. Wir haben es mit eigenen Augen gesehen, wie eine naturwüchsige Kunst,
weil ohne Pflege, verdorben ist. Das weckte bei uns das Ideal der heimatlichen
Kunstpflege, und wir haben auch bei Ihnen Rat und Hilfe dafür gesucht. Sie sind
zu uns gekommen, haben mit uns beraten, gedacht und geschafft. Was Sie uns
damit geschenkt haben, dafür ist jeder äußere Ausdruck zu schwach. In Ihnen war uns
der Geist der Heimat verkörpert; Ihre Beurteilung war uns heimatliches Wesen. Gott
mit Ihnen! Er gebe noch viele goldene Jahre rüstigen, fruchtbaren Schaffens! Glückauf!"
Ergreifend in ihrer Innigkeit und Schlichtheit waren die Worte des Jubilars
selber, die er auf die Ansprache des Hauptredners, des Professors Volz, in tiefer
Rührung aussprach: „Die vielen Ehrungen würden mich erdrücken, wenn ich nicht
das Gefühl hätte, daß ich dem Volke etwas geben durfte, was es versteht und
was ihm von Wert ist. Daß ich verstanden wurde, hat seinen Grund darin, daß
ich dem Volke etwas von seinem Eigenen gab. Ich habe etwas zurückgegeben, was
ich selber vom Volke empfangen habe." iio. K. Kühner
 
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