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Chronik der Stadt Heidelberg — 6.1898 (1899)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2724#0044
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des Vorsitzenden, Geheimerat Dr. Georg At eiie r, die in einem Hoch
aus Kaiser und Großherzog ausklangcii, hielt Proseffor Gras Du
Moulin-Eckart die Fesirede, in welcher er in großen Zügen das
Wirken des gewaltigen Staatsmannes von seinem Eintritt in das
politische Leben bis zu seiner Entlassung schilderte und durch die
gemütvolle und begeisiernde Art dcs Vortrags die Ausmerksamkeit
seiner Zuhörer zu sesicln nnd sie zu lebhastem Beifall hinzureißen
wußte. Das untcr dem Eindruck seiner Rede nach Friedrichsruh
gesandte Delegramin hatte solgenden Wortlaut: „Viele deutsche Män-
ner und Frauen aus Ltadt und Land, in Heivelberg zur Nachfeier
des GeburtStages Ew. Turchlaucht versammelt, bringen dem Begrün-
der des demschen Reichs, dem größten deutschen Staatsmanne dieses
Jahrhunderts, dem Lehrmeister der deurschen Nation, in Treuc und
Dankbarkeit herzliche Gliick- imd Segenswünsche." Jm Siiine des
großen und treneii Kanzlers ivar es dann sicherlich, daß Geheimerat
Nleyer in warmen Worren Kaiser Wilhelms I. gedachte, dcssen Todes-
tag schon zum zehnten Male wiedergekehrt war. Nach einem von
vatriotischem Gesühl getragenen Trinksprnch Tirektor WittmannS
auf das Vaterland, fand die Feier darin einen bezeichnenden Ab-
schluß, daß Profeffor Erdniannsdörffer der Versammlung den
bekannten Bismarckbiographen Horst Kohl vorstellte, dessen Vcr-
dienste in ehrender Weise betonte und diesem so Veranlassung gab,
zu erzählen, mie er, der einfache Gymnasiallehrer, dazu gekommen
sei, Geschichtsschreiber des Fürsten Bismarck zu werden. Wer von
den Anwesenden ahnte, daß es das lctzte Mal war, daß man dcs
Lcbcnden an seinem Geburtstag in dankbarer Anhänglichksit und
mit ausrichtigein Glückwunsch gedenken konnte ^ (Vergl. Xl.)

Am 16. Iuni sandcn die Wahlen zum deutschen Neichs-
ta g statt. Während im Iahrc I8'.)3 sünf Parteien Kandidaten aus-
gestellt hatten, sianden sich diesmal vicr gegenüber: von national-
liberaler Seite ivurde Oberamtmann Anton Beck von Eberbach,
von dem Cenlrum Oberamlsrichler Emil Armbruster aus Freiburg
empfohleii i die antiiemitische Partei stellte Dr. Vogel aus Oberweiler
aus, die Sozinldemokraten Redakteur Pseiffle aus Alannheim. Bei
der Abstimmung, der eine schr lebhaste Wahlagitation in den Stadten
 
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