Chronik der Stadt Heidelberg (12.1904 (1906))

IV.
Politisches-» Industrielles-) Vereinsleden.
1. Politisches Leden.
Nach fest eingelebter patriotischer Sitte wurden am 22. März
am Denkmal Kaiser Wilhelms I. und am 1. April am Denkmal
Bismarcks Kränze dankbarer Erinnerung niedergelegt; sie waren am
22. Mürz gewidmet von der Stadtgemeinde, am 1. April fanden sich
zu diesem Zwecke vor der Büste des großen Kanzlers ein: Vertreter
der Stadtverwaltung, der nationalliberalen Partei, des jungliberalen
Vereins, des Bismarckdenkmalkomitees.
Zur Sonnenwendfeier veranstalteten die Studenten Heidelbergs
am Abend des 21. Juni den Fackelzug zur Bismarcksäule. Vom
Karlsplatz ausgehend, bewegte sich der Zug durch die Hauptstraße
über die neue Neckarbrücke auf dem kürzlich fertiggestellten Wege zur
Säule; während auf ihr, die in bengalischem Feuer erstrahlte, die
Flammen emporloderten, hielt der Vorsitzende des engeren Aus-
schusses der Studenten die Festrede, in der er darauf hinwies, wie
auf demselben Berge, auf dem in längst vergangener Zeit unsere
Vorfahren bei flammendem Holzstoß die Sonnenwende begangen
haben, jetzt alljährlich dem deutschen Helden ein Brandopfer darge-
bracht werde; dann fang unter den Klängen der Musik die Stu-
dentenschaft das Festlied von Marben. Auf dem Ludwigsplatz, zu
dem der Zug die Leopoldstraße entlang sich zurückbewegte, wurden
die Fackeln in üblicher Weise unter den Klängen des „Omuäsumrm"
zusammengeworfen.