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Chronik der Stadt Heidelberg — 18.1910 (1913)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2734#0035
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bare Fortsehung nach Osten und Süden. Die Schwehingen-
Speverer Linie liegt südlich und hat einen eigenen Bahnsteig;
die Nebenbahn Mannheim-Äeidelberg-Weinheim bekommt einen
besonderen Bahnhof auf der Nordseite. Der Güterverkehr
erhält von Friedrichsfeld aus eine eigene Linie. Auch die
Anlage des Güterbahnhofs erfordert zahlreiche Über- und Llnter-
führungen.

Der neue Tunnel hat vom Bahnhof bis zum Karlstor
eine Steigung von nur 4 m. Mit seinen 2487 m Länge ist er
einer der größten Badens. 9>n allgemeinen ist seine Strecke
geradlinig, doch umwindet er mit einer 8-fvrmigen Schleife den
Standort des Schlosses, für das ängstliche Gemüter eine Er
schütterung befürchtet haben. Dagegen zieht er unter dem ge-
sprengten Turm hin, deffen zyklopisches Gefüge einst viel un
mittelbareren gewaltsamen Angriffen gettotzt hat; zudem liegt
ein 75 m dickes Massiv härtesten Granits zwischen Turm und
Tunnel. Auch haben angestellte Versuche keinerlei Erschütterung
durch die Sprengungen gezeigt. Der Tunnel durchzieht den
Gaisberg, den Molkenkur- und den Schloßberg, die in der Llr-
zeit vom Königstuhl in die Nheinebene abgenitschten Borberge,
und erhält dahcr den Namen K'önigstuhltunn el. Das
Gestein bietet im allgemeinen keinc besonderen Schwierigkeiten;
etwa 1600 m weit geht der Bohrweg zunächst durch den bunten
Sandstein der Triasformation, gegen das Karlstor zu auf un-
gefähr 800 m durch Granik. Der Durchschlag des Tunnels
erfolgte am 29. Oktober in Anwesenheit des badischen Eisen-
bahnministers Freiherrn von Marschall. Llngefähr in der
Mitte des Tunnels, auf der Löhe des Klingenteichs, ist eine
Lüftungsanlage gebaut worden. Sie bewirkt, daß von den
beiden Tunneleingängen stets frische Luft hereinströmt, so dast>
sich iin Tunnel keine Rauchansammlungen bilden können. Er
svll bis zum löerbft 1912 betriebsfertig sein. Die ganze Bahn-
hofanlage, die erst 1916 vollendet sein wird, wird etwa
40 Millionen Mark kosten; davon entfallen rund drei und eine
halbe Million auf den Tunnel.

Mit den Bahnhofverlegungsarbeiten hingen mehrere
Veschlüsse der Gemeindevertretung im letzten Iabre zusammen.
 
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