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Chrzanowski, Tadeusz
Rzeźba lat 1560 - 1650 na Śląsku Opolskim — Warszawa, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.21666#0173
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er gegentiber der Zerstórungen anderer mehr reifen Werke von dieser Art ein Bei-
spiel der fruhesten Renaissanceretabel auf dem besprochenen Gebiete bildet, und
obwohl er unter dem Geriist der architektonischen Ordnungen eine noch gotische
Flugelaltardisposition bewahrt und in der Omamentik italienische mit niederlan-
dischen Motiven verwechselt. Der zwar viel spater, im Jahre 1588 ausgefuhrte
Steinaltar in der Pfarrkirche in Paczków (Patschkau) weist ebenfalls die ausdriick-
lich dreiteilige Flugelaltarkomposition des ganzen zweistóckigen Aufbaues auf.
In diesen Altar ist die Omamentik konsequent nórdlich; ist auch besser, aber die
Figurdarstellungen stehen weiterhin auf einen niedrigen Niveau.
In den sechziger Jahren erscheint auf dem besprochenen Gebiet noch ein ano-
nymer Kiinstler, den ich arbeitsmassig mit den Namen „Meister des Promnitz-
Grabmals" bezeichnet habe, da sein Hauptwerk, ein Baldachingrabmal des Bi-
schofs Baltazar Promnitz ist (nach 1562 — in die St. Jacobi-Kirche in Nysa). Im-
posant aber ohne Subtilitat ist es ein interessantes Beispiel fur die dauerhafte
Grabmalkonzeption mit der Gestalt des Verstorbenen in „sansovinischer Pose".
die einige lahrzehnte friiher der Bischof Johann Turzo aus Kraków nach Wrocław
gebracht hatte. Mit dem „Meister des Promnitzgrabmals" verbinde ich sich eben-
falls in der St. Jacobi-Kirche befindenden Kunstwerke: die Figurengrabplatte des
Ritters Georg Stentsch von Stentsch (sie wurde gegen 1575 ausgefuhrt und dereń
Umrahmung im J. 1575 von dem ober erwahnten „italienisierenden" Kiinstler
hergestellt), weiter zwei Figurengrabplatten der Ritter: Hohndorf von Starpel und
von Schildberg und schliesslich die Platte mit dem Brustbild des Bischofs Martin
Gerstmann (die architektonische Umrahmung wurde von M. Kramer verfertigt).
Dieser anonyme Meister war ein begabter Portratist, der seine Modelle auf eine
genaue und tiberzeugende Weise, aber leider ohne Feinheit dargestellt hatte.
Wehrscheinlich in den siebzehnten Jahren des 16. Jahrhunderts wirkte — ver-
mutlich zeitweise — in Oppelner Schlesien ein anonymer Kiinstler den ich ais
„Meister des Redern-Grabmals" bezeichnet habe. Seine Werke sind: das Tum-
bengrabmal von Hans Redern und einer jungen Frau (seiner Tóchter?) in Krap-
kowice (Krappitz), derzeit nur in einzelnen Elementen er hal ten; fast vollpiastische
Gestalten von Johanka Bees und ihrer Tochter Sabina (hóchstwahrscheinlich aus
einem vernichteten oder nicht realisierten Tumbengrabmal) in Lewin Brzeski, wie
auch zwei Figurengrabplatten in Krapkowice un Lipowa (Deutsch Leippe). Der
„Meister des Redern-Grabmals" weist in seiner mittelalterlichen Konzeption des
Tumbengrabmals mit liegenden Gestalten der Verstorbenen („Gisants") auf, eine
unzweifelhafte Verbindung mit dem Bildhauer Johann Oslew, der in den ftinfzigen
Jahren des 16. Jahrhunderts in Oleśnica (Oels) gewirkt hatte. Ein einziger kon-
kreter Unterschied, der ihre Arbeiten auseinandensetzte, beruht in dem, dass die
italienisierende Omamentik durch niederlandische Motive ersetzt wurde.
Aber erst Michael Kramer war Bahnbrecher der Geschichte der Bildhauerkunst
in dem oben besprochenen Gebiete. Er stammte aus ainer dresdener Bildhauer-
famiłie und bezog die Lehre bei Christoph II Walther, der Mitgiied einer schlesi-
schen Kunstlerfamilie, die nach Sachsen ubersiedelt gewesen war. Kramer wurde
von dem Ftirste Georg II auf seine Hof berufen, wo er eine sehr wichtige Auf-
gabe: die Ausstattung der Hoffkirche ausfuhren sollte, und zwar einen Steinaltar,
Kanzel, Taufe und einen grossen Familiengrabmal der das ganze Innere in ein
Piasten-Mausoleum verwandelte. Leider aus diesem Werke, an dem Kramer mit
einigen Gehilfen gearbeitet hatte, sind nach der Zerstórund des Schlosses durch
die preussische Armee in J. 1741 nur geringe Reste tibrig geblieben: vier Reliefs
mit Apostelgestalten (ziemlich durchschnittliche Bildhauerwerke, eher von dem
Gehilfen, ais vom Kramer selbst hergestellt) wie auch das stark beschadigte Relief
der Kreuzigung mit einer „dichten", mehrgastaltigen Komposition.

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