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Chrzanowski, Tadeusz
Rzeźba lat 1560 - 1650 na Śląsku Opolskim — Warszawa, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.21666#0176
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(das Epitaph und der Altar des Bischofs Sitsch) wieś er seine grosse Komposi-
tionsgeschickłichkeit auf und eine bedautende Gelaufigkeit. Er schuf einen neuen
Typus von Aitarretabei, aufs neu d'e Auffassung des „sansovinischen Grabmals"
mit Epitaphstruktur verbunden hat, und brachte es zur VoHkommenheit. Es ist
fuhr ihn charakteristisch, dass er an viele Motive der Vorreformatorischen Zeit
zuriickkehrte, wie z. B. in „Santa Conversatione" (das heilige Gesprach), vodurch
er das kontrreformatorische Verhalten seines Gónners zum Ausdruck brachte.
In der Zeitalter der Renaissance und des Manierismus verbreitete sich in ganz
Schlesien die Form einer Grabpiatte mit der im fiachen Reiief ausgemeisselte
Standfigur des Verstorbenen (in Fachliteratur: „Figurengrabplatte" genannt). Diese
Piatten waren in grossen Mengen in jenen Werkstatten produziert, die sich aus-
schiiessiich damit befasst hatten und meistens ftir den Landadel ais fur die Burger
bestimmt waren. In Oppelner Schlesien wiesen diese Piatten ein besonders arti-
stisches Niveau auf und uberragten vielmals die Grabplatten aus den niederschlesi-
schen Werkstatten, die oft Routineprodukte waren.
Aufgrund des erhaltenen Materials treten deutlich einige Schópferpersonnlich-
keiten hervor, unter denen eine der wichtigsten der Bildhauer ware, den ich „Mei-
ster der Dluhomilplatte" genannt habe. Vielleicht war er Schuler des „Meisters
des Promnitzgrabmals" und er ftihrte bestimmt eine grosse Werkstatt, in der seine
Gehilfe oder auch Nachahmer gearbeitet hatten. Die von ihm selbst hergestellten
Werke, besonders die Piatten von Peter Dluhomil in Bierawa, von Peter Thomas
in Brzeg oder der Junglinge aus dem Geschlecht Buchta von Buchtitz in Nysa, ge-
hóren zu den hervorragendsten Werken dieser Epoche. Es ist móglich, dass sein
Schuler und auch sein Erbe von dieser Werkstatt der „Meister der Ehepaare"
gewesen war. Er war begabt, aber weniger raffiniert in der Komsposition und in
der Bearbeitung des Reliefs. In den spater enstandenen Werkstatten zeichnen sich
zwei Bildhauer die schwierieg zu lokalisieren sind: der „Nachahmer des Meister
der Eheepare" schuff realistische, scharf gearbeitete Piatten in Nysa und in den
Dórfern bei Brzeg, ein anonymer Kunstler die Piatten in Rychnów (Reichenau),
Biestrzykowice (Eckersdorf) und Naczęsławice (Gross-Nimsdorf) mit indivin-
duellen Kennzeichen ausstatten hat. Der Dreissigjahrige Krieg unterbrach diese
zahlreiche Produktion und infolge dessen werden spater die Figurengrabplatten
selten vorkommen.
Neben der Grabplattenproduzenten enstehen in Brzeg und Nysa Steinmetz-
werkstatte, die oftmals ein ganz hohes Niveau erreichen und nicht nur architek-
tonische Dekoration verfertigten. Diesen hohen Niveau tiberzeugend representie-
ren: die bildhauerische Ausstattung des alten Wassertores in Brzeg und einige
Portale in Nysa. Die Hausfassade am Mark Nr. 29 in Brzeg war mit abstrakten,
Besch!agwerkmotiven auf einer atektonischen Weise dicht belegt, was in diesem
Ausmasse eine Ausnahme war. Sie entstand im J. 1621 und wurde leider wahrend
des II. Weltkrieges zerstbrt. Die Werkstatt in Nysa hat ausserdem Auftrage ftir
Grabplatten, Inschrift-Epitaphien und heraldische Piatten ausgeftihrt.
Der „Meister der Sitsch-Stiftung" befruchtete die nahste kommende Genera-
tion der Bildhauer, die aber von artistischen Standpunkte genommen weit zurtick
bleiben. „Der Meister der frtihen Ohrmuschelepitaphien" war bestimmt sein Schil-
ler und wirkte bei der Ausfuhrung des Sitsch-Epitaphs (die Bekronung) mit. Er
selbst schuf zwei Epitaphien in der St. Jacobi-Kirche in Nysa, ein Flachrelief mit
Kreuzabnahme in dem Felizianerinnen-Kloster und einige kleinere Werke in der
Umgebung der Stadt. Er war ein Bildhauer, der an der Schwelle des Barockstils
gestanden, viel Invention aufgewiesen hatte, aber viel weniger von seinem Lehrer
begabt. Er komponierte ktihn, aber realisierte oft ziemlich unbeholfen. Wichtig ftir
seine Wirkung ist die Einftihrung des Ohrmuschelornaments in gereifter Form.

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