Der Giebel eines Jugendstilhauses in der Piotrkowska-Straße
LODZ
Lodz, eine große Industriestadt, das „gelobte Land” des Kapitalismus im 19.Jh.
zieht sich entlang der Hauptstraße Piotrkowska und der parallel verlaufenden Arterien.
Die prächtigen Gebäude an den Hauptstraßen wurden vor nicht allzu langer Zeit noch als
Auswucherungen des Eklektismus verpönt. Heute sind sie der Stolz der Stadt und werden
sorgfältig saniert. In der 2.Hälfte des 19.Jh. waren in Lodz die Architekten H. Majewski und
J. Referowski sehr aktiv. In ihren Büros entstanden Projekte zahlreicher öffentlicher Gebäude,
Paläste der Fabrikbesitzer und Mietshäuser. Die Architekten von Lodz haben einen
ortsspezifischen Stil geschaffen, in dem sich unterschiedliche Inspirationen vermengten:
Eklektismus in französischer Ausgabe, Petersburger Klassizismus, Wiener Jugendstil
und schließlich die Berliner Moderne. Die Sezession in Lodz entzückt durch ihre
Leichtigkeit und durch die Anhäufung verschiedenartigster Verzierungen. Ein charakteristisches
Beispiel dafür sind die Gebäude an der Piotrkowska-Straße, insbesondere
die von G. Landau-Gutenteger geschaffene Villa Leopold Kindermanns (Wolczanska-Str.).
Das Gebäude ist phantasievoll gestaltet, anstatt klassischer Säulen stehen hier Pfeiler in Gestalt
von Baumstämmen mit poröser Rinde. Pflanzenmotive sind Bestandteil der Stuckarbeiten
und der Fensterumrahmungen. Sogar die Gitter haben eine fließende, typische Jugendstillinie
erhalten. Pflanzenmotive sind auch Bestandteil anderer Projekte dieses Architekten.
z.B. der Fassade des „Hauses zu den Kastanien” (Piotrkowska-Str.43), wo das Fenster im
Risalit mit Baumstämmen umrahmt worden ist. Eine Ergänzung der Sezessionbauwerke sind
die Handelshäuser (z.B. Kindermann in d. Piotrkowska 137/139) und das berühmte Restaurant
„Esplanada”, dessen Innenräume leider teilweise verändert wurden. Zu den prächtigsten,
oder vielmehr zu den meistgeschmücktesten Bauwerken Lodzs gehören die Paläste der
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