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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0039
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Heft 1

Ausstellungen

25

Das bedeutendste Werk darunter ist das hier
— ich glaube erstmalig — abgebildete Gemälde
von „Bauern im Wirtshaushof“ von Jan Steen
(Leinwand 110 X 167 cm).

Da der Raum in diesem Hefte etwas knapp
bemessen ist, muß ich mich auf eine kurze Liste
der Bilder beschränken; ich behalte mir aber
vor, auf einzelne derselben zuriickzukommen
und davon eventuell auch Abbildungen zu geben.

Vier Schlachtenbilder, von Pieter Molijn,
Samuel Mesdag, van der Stoffe und —
höchst seltsam — von Salomon van Ruys-
dael. Zu erken-
nen ist dieses an
dem charakteris-
tischen Baum ganz
links; es ist aber
auch voll bezeich-
net und 1658 da-
tiert. Vom selben
ist weiter da eine
Winterlandschaft,
ein zugefrorener
Fluß in der Nähe
einer Stadt bei
Sonnenuntergang.

Das Eis hat et-
was stark blaue
Färbung. (Hängt
zu hoch für eine
genauere Besich-
tigung.) Van
Goyen ist mit
einer Flußland-
schaft in sehr zartem blondgrünlich-braunem
Ton vertreten. Voll bezeichnet und 1642
datiert. Von den Landschaften sind noch zu
erwähnen: Ä. van Borssum, ein Fluß bei
Mondschein im Stil Ä. v. d. Neers. W. Dubois,
ein anziehendes Bildchen eines Landweges mit
einem kleinen Haus und Bäumen zur Seite;
ein kleines Bild mit rastenden Reisenden von
B. Gael, und von dem Leidener Maler van
Zwieten ein kleiner hübscher Wasserfall.

Jan Lievens, ein männlicher Studienkopf.
Abweichend von der gewöhnlichen Art. Es
sieht nach der braunrötlichen Gesichtsfarbe so
aus, als sei es bei künstlicher Beleuchtung ge-
malt. Der Typus des Modells deckt sich auch
nicht mit den sonst bei Lievens gewohnten,
nähert sich vielmehr Jordaens’schen Typen.

Männliche Porträts (Brustbilder) sind da von
B. v. d. Heist und Palamedes, weibliche von
P. van Änraat und von Paulus Moreelse;
dieses soll eine friesische Prinzessin mit ihren
drei Kindern darstellen.

Mit Genrebildern sind vertreten: Brekelen-

kam, Familie bei Tisch, Palamedes, musi-
zierende Kavaliere und Damen in einem
Interieur und Willem de Poorter, eine Dame,
die an einem Tisch sitzt, auf dem u. a. ein
Spiegel steht. Das Bild ist ganz auf Grau und
Hellblau (die Farbe des Rockes der Dame) ge-
stimmt.

Dem Leidener Stillebenmaler Ä. Begeyn
wird eine große Leinwand mit Enten, einem Ha-
sen, einem Stachelschwein, Schildkröten, Schlange
und verschiedenen Pflanzen zugeschrieben.

Wenn es nicht doch zu schwach wäre und

der zähe Farben-
auftrag, sowie der
Zustand der Far-
benschicht zu Be-
denken Anlaß
gäben, könnte man
versucht sein, ein
Gemälde „Der
12jährige Christus
im Tempel“ *) den
Frühwerken Rem-
brandts anzuglie-
dern. Es steht
am nächsten dem
„Judas, der die
Silberlinge zu-
rückbringt“ beim
Baron von Schick-
ler in Paris, wel-
ches Bild auch
nahezu gleichgroß
ist (79x103 und
75X106). Einzelne Köpfe tragen die Züge Rem-
brandts, sowie die anderer bei ihm vorkommen-
der Modelle. Die Architektur ist der der
Radierung B. 69, „Jesus treibt die Händler aus
dem Tempel“ verwandt. Von Rembrandt selbst
kann das Bild aber nicht sein. K. F.

S

Leipzig, In den Tagen vom 27.—31. Dez. war
hier das soeben vollendete Brahms-Denkmal
von Max Klinger im Atelier des Meisters öffent-
lich ausgestellt. Das für die neuerbaute Musik-
halle in Hamburg geschaffene Werk zeigt in
einer Höhe von 4m den Idealkopf Brahms, zu
dem die Genien seiner Musik emporschweben.
Im Gegensatz zum Beethoven hat Klinger hier
auf farbige Wirkung verzichtet, die monumen-
tale Gruppe ist ganz in weißem Mamor gehal-

‘) Es ist in der soeben erschienenen, von W. Valen-
tiner neu bearbeiteten 3. Auflage des Rosenbergschen
„Rembrandt" (Klassiker der Kunst, Bd. II) auf Seite 531
unter den zweifelhaften Gemälden abgebildet.

JEAN STEEN, Bauern im Wirtshaushof □

Smlg. P. v. Delaroff, St. Petersburg, leihweise im städt.
□ Museum in Leiden
 
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