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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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5. Heft
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Schnorr von Carolsfeld, Ludwig: Die Erfindung und Frühzeit des Meißner Porzellans
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0165
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Die Erfindung und Frühzeit des Meißner Porzellans

151

Böttgersteinzeug, geschliffen, mit aufgelegten, geformten Verzierungen □

^ Königl. Porzellansammlung, Dresden

Tschirnhausen allein über die Herstellung einer frittenartigen Masse1) nicht hinauskam,
bedeutet die Böttgersche Erfindung des roten Steinzeugs schon einen Schritt weiter zur
Erreichung des ersehnten Zieles, es war der „Weg zur Erkenntnis des Prinzips des
Porzellans“. Auf der Suche nach einer weißbrennenden Erde ist Böttger auch auf
das Kaolin, den wesentlichen Bestandteil des Porzellans, gestoßen. Da dieses dem
Feuer widerstand und die weiße Farbe unverändert behielt, lag die Idee nahe, die
Porzellanerde mit einem Flußmittel zu mischen, das sie nach dem Brande umhüllte, „wie
das Fleisch den Knochen“. Der beste Beweis dafür, daß es sich bei der Erfindung
des Porzellans nicht um einen reinen Zufall, sondern um das, freilich vom Glück be-
günstigte, Endergebnis einer ganzen Reihe von Versuchen handelte, ist die Tatsache,
daß Böttger bald darauf auch die Glasur für sein neues Produkt fand, was fast ebenso
schwierig war, wie die Findung der Porzellanmasse selbst.

Den genauen Zeitpunkt der Erfindung des Porzellans hat auch Zimmermann
nicht festzustellen vermocht. Vermutlich sind die ersten Resultate gegen Ende des
Jahres 1708 erfolgt. Aber Böttger wollte offenbar seine Erfindung noch mehr ver-
vollkommnen, ehe er dem König die Ergebnisse vorlegte. Am 28. März 1709 reichte
er an den König ein Memoriale ein, in dem er an erster Stelle hervorhebt, daß es
ihm gelungen sei, „den guten weißen Porcellain, samt der allerfeinsten Glasur
und allem zugehörigen Mahlwerk, welcher dem Ostindischen wo nicht vor, doch
wenigstens gleich kommen soll,“ herzustellen. Die Zeit der vollendeten Erfindung

') Inzwischen ist die kleine, von Zimmermann in Anmerkung 44 erwähnte Dose aus
gelblichgrauer Frittenmasse, eine durch die Darstellung für Tschirnhausen gesicherte Arbeit, aus
der Sammlung Emden in die Dresdner Gefäßsammlung gelangt.
 
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