Ausstellungen
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außerdem ist sein Wirken ersprießlich gewesen.
Äußer einer Reihe wichtiger Ausstellungen, bei
welchen die graphischen Künste ebenso wie
Malerei und Plastik zu Worte kamen, betätigte
sich der Verein durch den Ankauf folgender
Kunstwerke: Zwintscher,Melodie; Schuch, Still-
leben; G.Dreydorf, Stille Mondnacht (mit Unter-
stützung des Vereins der Barmer Kunstfreunde);
ferner Schramm-Zittau, Pfauen im Schnee, ge-
stiftet von Herrn Hugo Toelle. Klinger, Salome
und die Badende (Bronzen) gestiftet von Herrn
Ä. von der Heydt.
S
FREIBURG i. B.- —
Nachdem uns im vorigen November aus
Freiburger Privatbesitz eine retrospektive Ge-
mäldeausstellung vom XIV. bis zum XVIII. Jahr-
hundert besdieert worden, sah man im Maid.J.
als Fortsetzung eine Jahrhundert-Ausstel-
lung von 1780 bis 1880, wie jene vom hiesigen
Frauenklub zu Gunsten seines Heims für Lehre-
rinnen und Studentinnen veranstaltet, von Prof.
Dr. C. Sutter und Privatdozent Dr. J. Gramm,
unter Mitwirkung von Dr. K. Siebert vorbereitet.
Soweit es die begrenzte, nur aus Freiburger
Privatbesitz entnommene Auswahl von etwa
280 Gemälden und Handzeidinungen gestattete,
war der Versuch gemacht, überall die geschicht-
lichen Zusammenhänge zu zeigen, wobei sich
recht interessante Entwicklungsreihen für das
Porträt und die Landschaft ergaben. Im Saal
der Klassizisten traten Angelika Kauffmann,
Füger, Beckenkamp und einige namenlose her-
vor, unter den Nazarenern und ihrer Düssel-
dorfer Gefolgschaft Overbeck, der Württemberger
J. F. Dietrich (1827) und die Brüder Andreas und
Karl Müller, zumal Andreas mit seinem jugend-
frischen Hirtenknaben nach Uhland (1835). Groß-
zügige Bildnisse von Rahl und Canon und von
dem Hanauer Cornicelius, den die Berliner Jahr-
hundert - Ausstellung mit Unredit übergangen
hat, vermittelten den Übergang zu Feuerbadr und
Böcklin. Von Böcklins provozierend geräusch-
voller „Freiheit“ (1891) wandte man sich an-
dädrtig dem stillen Reidrtum Feuerbachs zu.
Eine weinbekränzte Tamburinschlägerin, in tiefer
venezianischer Harmonie erglühend, bisher un-
bekannt, und die monumentalen Bildnisse der
beiden Schwestern Artaria zeigten den reifen
Meister, vor und um 1860, während suchende
Jugendwerke an seine Beziehung zu Freiburg
erinnerten, das Feuerbach immer als seine Heimat
geliebt hat. Die lokale Note, Schwarzwald und
Bodensee, war in derÄusstellung stark betont: die
beiden Stadler, die Familie Mosbrugger, Marie
Ellenrieder, Sandhas, Winterhalter, Gräfle, Kirner,
Tuttine, Dürr, schließlich Hans Thoma und Lugo.
Besondere Erwähnung verdienen das Selbst-
porträt der Crescenzia Stadler, ein Kinderbild
der Ellenrieder, Bleistiftzeichnungen des jungen
Franz Winterhalter von 1831, Friedrich Mos-
bruggers Münchener Bockkeller von 1825, Hans
Thomas Anfänge als Uhrenschildmaler 1856,
sein genialer Hexenritt von 1870, köstliche
Landschaften von 1879 und 1880. Charak-
teristische Landschaften sah man ferner von
Quaglio, Preller, Scheuren, Lessing, Schirmer,
den Achenbach, Theodor Schüz, Friedrich, Ble-
chen, Hildebrandt, Scherres, Schreyer und von
dem Franzosen Dupre. Das Ausland war nur
spärlich vertreten, freilich in überraschender
Weise durch eine sehr aparte Gruppe englischer
Präraphaeliten, Gemälde von Rossetti und Hand-
zeichnungen von Burne Jones. Ein Pastell von
Constantin Meunier fesselte durch seine Stim-
mung und plastische Wucht.
s
MADRID =-
Am 10. Mai wurde in der Äcademia de
S. Fernando eine Ausstellung von 19 Gemälden
Grecos eröffnet, die aus dem Toledaner Pro-
vinzialmuseum stammen (das angebliche Porträt
des Juan de Avila, die Porträts der Brüder
Covarrubias, die große Ansicht von Toledo, ein
Cruzifixus und der unvollendet gebliebene
Apostelzyklus mit dem Erlöser). Sie befanden
sich in einem deplorablen Zustand, weshalb sie
auf Initiative des Marques de Ia Vega Inclan,
des bekannten Grecophilen, nach Madrid zur
Restaurierung geschickt wurden. Sieht man nun
die Bilder, namentlich den Äpostelzyklus, nach
der Reinigung wieder, so ist man im ersten
Augenblick versucht, den Restaurator eines
allzu großen Eifers zu beschuldigen, denn die
Gestalten Theotocopulis schwimmen in ver-
blüffend moderner Weise in einem Meer von
violett. Sieht man aber die späten Porträts im
Prado zum Vergleich näher an, so wird man
finden, daß auch sie nach einer Reinigung die
gleichen violetten und Purpurtöne in der Karra-
tion, namentlich in den Schattenteilen zeigen
würden.
Wo die Gemälde in Toledo in Zukunft unter-
gobradit werden, ist noch ungewiß. Da das
dortige Museum ja seit letzten Sommer nicht
mehr benutzbar ist (wie ich im Septemberheft
der „Monatshefte“ vergangenen Jahres mel-
dete), so hat der Marques de la Vega Inclan
dem Staat ein eigen zu diesem Zweck neben
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außerdem ist sein Wirken ersprießlich gewesen.
Äußer einer Reihe wichtiger Ausstellungen, bei
welchen die graphischen Künste ebenso wie
Malerei und Plastik zu Worte kamen, betätigte
sich der Verein durch den Ankauf folgender
Kunstwerke: Zwintscher,Melodie; Schuch, Still-
leben; G.Dreydorf, Stille Mondnacht (mit Unter-
stützung des Vereins der Barmer Kunstfreunde);
ferner Schramm-Zittau, Pfauen im Schnee, ge-
stiftet von Herrn Hugo Toelle. Klinger, Salome
und die Badende (Bronzen) gestiftet von Herrn
Ä. von der Heydt.
S
FREIBURG i. B.- —
Nachdem uns im vorigen November aus
Freiburger Privatbesitz eine retrospektive Ge-
mäldeausstellung vom XIV. bis zum XVIII. Jahr-
hundert besdieert worden, sah man im Maid.J.
als Fortsetzung eine Jahrhundert-Ausstel-
lung von 1780 bis 1880, wie jene vom hiesigen
Frauenklub zu Gunsten seines Heims für Lehre-
rinnen und Studentinnen veranstaltet, von Prof.
Dr. C. Sutter und Privatdozent Dr. J. Gramm,
unter Mitwirkung von Dr. K. Siebert vorbereitet.
Soweit es die begrenzte, nur aus Freiburger
Privatbesitz entnommene Auswahl von etwa
280 Gemälden und Handzeidinungen gestattete,
war der Versuch gemacht, überall die geschicht-
lichen Zusammenhänge zu zeigen, wobei sich
recht interessante Entwicklungsreihen für das
Porträt und die Landschaft ergaben. Im Saal
der Klassizisten traten Angelika Kauffmann,
Füger, Beckenkamp und einige namenlose her-
vor, unter den Nazarenern und ihrer Düssel-
dorfer Gefolgschaft Overbeck, der Württemberger
J. F. Dietrich (1827) und die Brüder Andreas und
Karl Müller, zumal Andreas mit seinem jugend-
frischen Hirtenknaben nach Uhland (1835). Groß-
zügige Bildnisse von Rahl und Canon und von
dem Hanauer Cornicelius, den die Berliner Jahr-
hundert - Ausstellung mit Unredit übergangen
hat, vermittelten den Übergang zu Feuerbadr und
Böcklin. Von Böcklins provozierend geräusch-
voller „Freiheit“ (1891) wandte man sich an-
dädrtig dem stillen Reidrtum Feuerbachs zu.
Eine weinbekränzte Tamburinschlägerin, in tiefer
venezianischer Harmonie erglühend, bisher un-
bekannt, und die monumentalen Bildnisse der
beiden Schwestern Artaria zeigten den reifen
Meister, vor und um 1860, während suchende
Jugendwerke an seine Beziehung zu Freiburg
erinnerten, das Feuerbach immer als seine Heimat
geliebt hat. Die lokale Note, Schwarzwald und
Bodensee, war in derÄusstellung stark betont: die
beiden Stadler, die Familie Mosbrugger, Marie
Ellenrieder, Sandhas, Winterhalter, Gräfle, Kirner,
Tuttine, Dürr, schließlich Hans Thoma und Lugo.
Besondere Erwähnung verdienen das Selbst-
porträt der Crescenzia Stadler, ein Kinderbild
der Ellenrieder, Bleistiftzeichnungen des jungen
Franz Winterhalter von 1831, Friedrich Mos-
bruggers Münchener Bockkeller von 1825, Hans
Thomas Anfänge als Uhrenschildmaler 1856,
sein genialer Hexenritt von 1870, köstliche
Landschaften von 1879 und 1880. Charak-
teristische Landschaften sah man ferner von
Quaglio, Preller, Scheuren, Lessing, Schirmer,
den Achenbach, Theodor Schüz, Friedrich, Ble-
chen, Hildebrandt, Scherres, Schreyer und von
dem Franzosen Dupre. Das Ausland war nur
spärlich vertreten, freilich in überraschender
Weise durch eine sehr aparte Gruppe englischer
Präraphaeliten, Gemälde von Rossetti und Hand-
zeichnungen von Burne Jones. Ein Pastell von
Constantin Meunier fesselte durch seine Stim-
mung und plastische Wucht.
s
MADRID =-
Am 10. Mai wurde in der Äcademia de
S. Fernando eine Ausstellung von 19 Gemälden
Grecos eröffnet, die aus dem Toledaner Pro-
vinzialmuseum stammen (das angebliche Porträt
des Juan de Avila, die Porträts der Brüder
Covarrubias, die große Ansicht von Toledo, ein
Cruzifixus und der unvollendet gebliebene
Apostelzyklus mit dem Erlöser). Sie befanden
sich in einem deplorablen Zustand, weshalb sie
auf Initiative des Marques de Ia Vega Inclan,
des bekannten Grecophilen, nach Madrid zur
Restaurierung geschickt wurden. Sieht man nun
die Bilder, namentlich den Äpostelzyklus, nach
der Reinigung wieder, so ist man im ersten
Augenblick versucht, den Restaurator eines
allzu großen Eifers zu beschuldigen, denn die
Gestalten Theotocopulis schwimmen in ver-
blüffend moderner Weise in einem Meer von
violett. Sieht man aber die späten Porträts im
Prado zum Vergleich näher an, so wird man
finden, daß auch sie nach einer Reinigung die
gleichen violetten und Purpurtöne in der Karra-
tion, namentlich in den Schattenteilen zeigen
würden.
Wo die Gemälde in Toledo in Zukunft unter-
gobradit werden, ist noch ungewiß. Da das
dortige Museum ja seit letzten Sommer nicht
mehr benutzbar ist (wie ich im Septemberheft
der „Monatshefte“ vergangenen Jahres mel-
dete), so hat der Marques de la Vega Inclan
dem Staat ein eigen zu diesem Zweck neben