Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

DOI issue:
12. Heft
DOI article:
Ausstellungen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0414

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
398

Der Cicerone

Heft 12

seinem Hause errichtetes Gebäude als Museum
angeboten. Dort werden- nun wohl die Schätze
des Toledaner Museums ihre Aufstellung finden,
die Mehrzahl der „Grecos“ aber will die Pro-
vinzialbehörde in ihrem neuen Palast aufstellen,
da sie deren einzige rechtmäßige Besitzerin zu
sein behauptet.

Bei dem Bau des Museums ist man übrigens
auf Reste des Hauses gestoßen, das einst dem
Schatzmeister Pedros des Grausamen und Stifter
der berühmten Sinagoga del Transito, Samuel
Haledi gehörte. Man legte äußerst geräumige
Kellergewölbe frei, die nicht weniger als sieben
Stockwerke tief sein sollen und einst als Ma-
gazine und Schatzkammern gedient haben. Bis
jetzt sind sie bis zum dritten Stockwerk aus-
gegraben. August L. Mayer,

s

NEW YORK ==-

In Verbindung mit der Hudson-Fulton-Feier,
unter deren Zeichen New York jetzt steht, wird
das Metropolitan Museum eine retrospektive
Ausstellung von ungewöhnlichem Interesse ver-
anstalten, die vom 20. September bis 20. No-
vember währen soll und zu der fast alle großen
Sammler der Vereinigten Staaten beigetragen
haben. Pierpont Morgan allein hat 20 Ge-
mälde zur Ausstellung bestimmt.

Das Thema dieser außerordentlichen Ver-
anstaltung, für deren Gelingen vor allem Dr.
Wilhelm Valentiner bürgt, begreift einerseits
ältere amerikanische Kunst, sogenannte „Primi-
tive“ (um 1800!) wie Smibert, Blackburn, Woo-
laston u. a., hauptsächlich aber holländische
Gemälde des XVII. Jahrhunderts, für deren Aus-
wahl Valentiner maßgebend gewesen ist.

Die beiden Großmeister der holländischen
Blüte, Rembrandt und Frans Hals, werden
in ausgezeichneter Weise vertreten sein. Sind
doch nach Amerika, zum Schmerze der euro-
päischen Kunstfreunde, eine ganze Reihe statt-
licher Bilder von Frans Hals gewandert, in
solchem Maße sogar, daß, wer ein leidlich voll-
ständiges Bild von diesem Meister haben will,
Amerika heute nicht mehr umgehen kann.
Sechzehn Werke von Hals stehen in der Tat
auf der Liste der Ausstellung; und nicht weniger
als 26 Arbeiten Rembrandts wird ihnen der
Katalog entgegenstellen, dessen Umarbeitung
ebenfalls in den Händen Valentiners liegt. Unter
den Besitzern der Bilder seien Havemeyer,
Huntington, Morgan, Vanderbilt, Johnson ge-
nannnt.

Weiter werden mehrere bedeutende Land-
schafter ausgezeichnet vertreten sein, besonders

ÄelbertCuyp, der auch in englischen Galerien
so unvergleichlich viel besser als in Deutschland
kennen zu lernen ist, Meindert Hobbema
mit 7 Landschaften, Jacob van Ruisdael mit
dem „Winter“ der Sammlung Johnson und den
Wasserfällen und Landschaften bei Clark, Bor-
den, Huntington u. a. Unter den Genremalern
sind Gerard Terborch, Jan Steen, Gabriel
Metsu, Adrian van Ostade und die Judith
Leyster aufgezählt; unter den Tier- und
Stillebenmalern Paulus Potter, Abraham
van Beyeren, Willem Kalf.

Besonderer Beachtung sind fünf Gemälde des
Vermeer van Delft gewiß, von denen zwei
bislang nicht allgemein bekannt waren. Das
eine davon ward erst von Valentiner als Werk
des Meisters bestimmt. Eines der Bilder, einen
jungen Mann am Fenster darstellend, besitzt
das Museum selber aus dem Legat Marquand,
die übrigen vier werden von Sammlern wie
Johnson, Frick, Huntington und Morgan her-
geliehen. — Es ist zu wünschen, daß die Aus-
stellung auch in Europa das Interesse finden
wird, das sie verdient, und daß man bei uns
die günstige Gelegenheit einen guten Teil des
amerikanischen Privatbesitzes kennen zu lernen,
nicht ungenutzt verstreichen lassen wird. H. V.

S

PÄRIS — -

In dem Schlößchen Bagatelle hat, wie in vor-
hergehenden Jahren, die Societe Nationale
des Beaux-Arts eine historische Porträtaus-
stellung veranstaltet, die in diesem Jahre „das
weibliche Porträt unter den drei Republiken“
umfaßt, das heißt mit anderen Worten, eine
Geschichte des Frauenbildnisses im XIX. Jahr-
hundert. Die Ausstellung bildet somit ein
Seitenstück zu den 100 Frauenporträts der eng-
lischen und französischen Schule, die uns Armand
Dayot in dem Ballhause der Tuilerien zeigt.
Die bisherigen Ausstellungen in Bagatelle litten
unter einem gewissen Mangel an Einheitlich-
keit, und auch die jetzige ist von diesem
Fehler nicht ganz freizusprechen. Immerhin
enthält sie eine Reihe hervorragender Porträts
aus der Empirezeit, besonders von David,
welche dieser Ausstellung großes Interesse ver-
leihen. Besonders erwähnenswert ist unter den
Davids das herrliche Bildnis der Marquise de
Pastoret, das sich dem anderen Meisterwerke
Davids, der Mme. Chalgrln im Louvre, würdig
an die Seite stellt. Von dem Baron Gerard ein
ausgezeichnetes Frauenbildnis der älteren Epoche
neben einer süßlichen Corinthe aus seiner Ver-
fallzeit. Unter den neueren Arbeiten einige
 
Annotationen