Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0522
DOI Heft:
16. Heft
DOI Artikel:Braun, Edmund Wilhelm: Einiges über rotes Bayreuther Steinzeug
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Einiges über rotes Bayreuther Steinzeug
Von E. W. Braun
Brinckmann hat in seinem grundlegenden Führer durch die Sammlungen des
Hamburger Museums (S. 491 ff.) zum ersten Male die Vermutung ausgesprochen, daß
eine große Gruppe braun glasierter und
mit Silber- oder Goldmalerei verzierter,
roter Steinzeuggefäße aus der Bayreuther
Fabrik stammen, die Samuel Kempe
daselbst eingerichtet haben soll.1) Jagd-
szenen, Lagerbilder, Chinoiserien und
Wappen, umgeben von reicher Laub-
und Bandelwerkornamentik, charakteri-
siert diese Arbeiten.
Brinckmanns Ausgangspunkt bil-
dete ein stattliches, reich mit Silber
dekoriertes Uhrgehäuse in „schweren
Rokokoformen“, das nach mündlicher
Tradition die später ausgeschliffene
Signatur „Bayreuth“ und „F. P.“ sowie
„J. A. F.“ besessen haben soll. Wo
dieses Uhrgehäuse sich jetzt befindet,
ist mir unbekannt, daß die Bayreuther
Fabrik aber solche erzeugte, beweisen
zwei andere unsignierte Exemplare, von
denen das eine noch in spätbarocken
Formen ausgeführt ist (Abb. 1, Landes-
gewerbemuseum Stuttgart), während das
andere, in Rokokostil (Abb. 2, Samm-
lung Dr. Adolf List in Magdeburg),
vielleicht aus derselben Form wie das
von Brinckmann angeführte Gehäuse
stammt, denn die Beschreibung des-
selben stimmt genau auf das Listsche Exemplar. Vor wenigen Jahren konnte ich die
Richtigkeit der Brinckmannschen Theorie erweisen. Zunächst konnte ich das Mono-
gramm „J. A. F.“'2) der von Brinckmann zitierten Uhr für den Maler J. A. Fichthorn
J) Im Bayreuther Pachtvertrag von 1729 erscheint schon die „Braune Porcellan Fabrique“
neben der „Weißen“. Vgl. Stieda, Keramische Industrie in Bayern, 1906, S. 38.
2) Die zweite Signatur F. P. der Uhr bedeutet, wie auf den übrigen Bayreuther Fayencen
die Zeit, in welcher die Fabrik den beiden Gesellschaftern Frankel und Pfeiffer gehörte, was seit
ca. 1750 der Fall war.
Äbb. 1. Uhr aus braunem Bayreuther Steinzeug
Um 1730
Von E. W. Braun
Brinckmann hat in seinem grundlegenden Führer durch die Sammlungen des
Hamburger Museums (S. 491 ff.) zum ersten Male die Vermutung ausgesprochen, daß
eine große Gruppe braun glasierter und
mit Silber- oder Goldmalerei verzierter,
roter Steinzeuggefäße aus der Bayreuther
Fabrik stammen, die Samuel Kempe
daselbst eingerichtet haben soll.1) Jagd-
szenen, Lagerbilder, Chinoiserien und
Wappen, umgeben von reicher Laub-
und Bandelwerkornamentik, charakteri-
siert diese Arbeiten.
Brinckmanns Ausgangspunkt bil-
dete ein stattliches, reich mit Silber
dekoriertes Uhrgehäuse in „schweren
Rokokoformen“, das nach mündlicher
Tradition die später ausgeschliffene
Signatur „Bayreuth“ und „F. P.“ sowie
„J. A. F.“ besessen haben soll. Wo
dieses Uhrgehäuse sich jetzt befindet,
ist mir unbekannt, daß die Bayreuther
Fabrik aber solche erzeugte, beweisen
zwei andere unsignierte Exemplare, von
denen das eine noch in spätbarocken
Formen ausgeführt ist (Abb. 1, Landes-
gewerbemuseum Stuttgart), während das
andere, in Rokokostil (Abb. 2, Samm-
lung Dr. Adolf List in Magdeburg),
vielleicht aus derselben Form wie das
von Brinckmann angeführte Gehäuse
stammt, denn die Beschreibung des-
selben stimmt genau auf das Listsche Exemplar. Vor wenigen Jahren konnte ich die
Richtigkeit der Brinckmannschen Theorie erweisen. Zunächst konnte ich das Mono-
gramm „J. A. F.“'2) der von Brinckmann zitierten Uhr für den Maler J. A. Fichthorn
J) Im Bayreuther Pachtvertrag von 1729 erscheint schon die „Braune Porcellan Fabrique“
neben der „Weißen“. Vgl. Stieda, Keramische Industrie in Bayern, 1906, S. 38.
2) Die zweite Signatur F. P. der Uhr bedeutet, wie auf den übrigen Bayreuther Fayencen
die Zeit, in welcher die Fabrik den beiden Gesellschaftern Frankel und Pfeiffer gehörte, was seit
ca. 1750 der Fall war.
Äbb. 1. Uhr aus braunem Bayreuther Steinzeug
Um 1730