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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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22. Heft
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Stoehr, August: Beiträge zur Geschichte der Fayencefabrik in Ansbach, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0727
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Beiträge zur Geschichte der Fayencefabrik in Änsbach

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nische Merkmale lassen sich getreulich fast durch die ganze Zeit des Bestehens der
Fabrik verfolgen. Nicht nur Änsbach, sondern auch andere Fabriken haben solche,
ich möchte sagen technische Erkennungszeichen, deren Verfolgung uns die Bestimmung
und Zuteilung der Erzeugnisse wesentlich erleichtert. Geradezu typisch für Änsbacher
Maßkrüge ist die Art der Befestigung des Flenkelendes. In schräger Richtung biegt
sich der nach unten verjüngende Henkel, mit flach nierenförmigem Querschnitt gegen
das Gefäß an dem er nach unten ein Stück lang flach angestrichen wird, wobei man
den überschüssigen Ton zuletzt weggezogen hat, so daß ein knöpfchenartiges Ende
stehen bleibt. (Abbildung 12.)

Eine besondere Art von Krügen, die in keiner anderen Fabrik auftritt, hat
einen eiförmigen Bauch mit kurzem zylindrischen Hals (Abbildung 12). Die Enghals-
krüge unterscheiden sich von denen anderer süddeutscher Fabriken durch den lang-
zügig geflochtenen Henkel und den eleganten Übergang zwischen Bauch und Fuß.
Endlich sei noch darauf hingewiesen, daß in Ansbach, namentlich in den ersten Jahr-
zehnten des Bestehens der Fabrik, der Gebrauch herrschte, Maßkrüge auf dem Boden
mit großen, meist in Manganfarbe aufgemalten, einstelligen Zahlen nahe dem Rande zu
versehen. Besonders die Krüge mit famille verte-Dekor haben solche Zeichen (Abb. 15).

In Änsbach sind zum
Teil auch jene prächtigen
dekorativen Fächerplatten
hergestellt worden, die
in der Nürnberg-Ansbacher
Gegend früher ziemlich
häufig waren, und deren
Fächerung mit strahlen-
förmig angeordneten Or-
namenten geschmückt ist,
während den Spiegel eine
kleine Landschaft oder ein
Fruchtkorb ziert. In der
an süddeutschen Fayancen
reichen Sammlung Lock-
ner befindet sich eine
in dieser Weise dekorierte
große Platte, welche die
Signatur OS trägt, also
aus der Frühzeit unserer
Fabrik stammt. Zwei wei-
tere derartige Platten, die
eine mit 0 W die andere nur
mit 0 signiert, befinden sich im
Würzburger Museum. Eine Platte
mit breiten Fächern, mit einer Land-

schaft im Spiegel und
Fiederblättern in blau und
Mangan am Rande be-
malt, trägt die Bezeichnung

o~n-.

(Onolzbach).

Daß in Änsbach außerhalb
der Fayencefabrik auch noch
eine Fabrik von „Brauner
Ware“ in der Art des
Böttchersteinzeuges, mit
Silberschmelzmalerei von
dem ehemaligen Fayence-
maler Johann Valentin Bon-
temps in den vierziger
Jahren errichtet und be-
trieben wurde, hat Dr.
Stengel in seiner mehrfach
erwähnten Arbeit in den
Mitteilungen des Germani-
Äbbildung 15 sehen Museums 1908 urkundlich
nachgewiesen. Ich behalte mir vor,
über Ansbacher Gebrauchsware in
einem weiteren Artikel zu berichten.

2.
 
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