Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

DOI issue:
1. Heft
DOI article:
Personalien
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0057
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
PERSONALIEN

Konzert“; Fiorenzo di Lorenzo: „Madonna und
Kind“ (jetzt in der Äusftellung des Burlington
Art Club). Unter feinen Niederländern fin-
den fich: „Wynants: „Landfchaft“ mit Figuren
von Paul Potter (£ 152 in 1874); Ruisdael:
„Landfchaft“ (£ 3041/2 in 1876); Jan Steen:
„Twelfth Night“ (£ 215.5.0); G. Metfu: „Schmiede“
(£ 399 in 1886); Van der Neer: „Landfchaft“
(£ 304.10.0 in 1886); J. van der Goyen: „Sche-
veningen“ (£ 88); zwei Cuyps; zwei Porträts
von Hals, Zeichnungen von Rembrandt, Ä.
van Oftade und Paul Potter; fodann Zeichnungen
von Van Dyck, „Juno und Argus“ von Rubens
(£1575 in 1892); ein Porträt vonMemling; eine
„Madonna mit Kind“ von Dierick Bouts, eine
„Madonna mit Kind“ von Adrian Ifenbrandt und
eine ebenfolche vom Maitre de Flemalle. In
feinen Sammlungen finden fich auch fchöne Bei-
fpiele englifcher Kunftmöbe), alte Elfenbein-
fchnitjereien, Renaiffancebronzen usw. Für eine
Limoger Emaille: Prozeffion zum Hügel Golgatha
und Kreuzabnahme von Nardon Penicaud zahlte
er im vergangenen Jahre 1550 gs.

Ergänzend fchreibt man weiter:

Wie erwartet, find die Sammlungen des ver-
dorbenen Mr. G. S a 11 i n g den öffentlichen
Kunftanftalten teftamentarifch vermacht worden.
Es heißt über fie in Saltings Teftament: „Der
Nation vermache ich meine Kunftfammlungen,
nämlich: meine Bilder refp. alle die, welche
die Auffichtsräte auswählen, der National Gal-
lery; meine anderen Sammlungen, fo-
wohl die bereits im South-Kenfington Mufeum
aufgeftellten, wie die in meiner Wohnung be-
findlichen, dem South-Ken fington Museum,
wo fie alle zufammen aufgeftellt werden füllen;
meine Handzeichnungen und fonftigenKunft-
blätter, refp. alle die, welche die Äuffichts-
räte des Britifchen Mufeums für wert erachten,
in die Staatsfammlung eingereiht zu werden,
dem Britifh Mufeum. — Bei der Sorgfalt
und dem feinen Gefchmack, die Salting beim
Erwerb feiner Schäße offenbarte, dürfte wohl
fo ziemlich alles Aufnahme in den verfchiede-
nen Inftituten finden. Es verdient aber befon-
ders hervorgehdben zu werden, wie hier ein
fo bedeutender Sammler fein Gefchenk an
die Nation von vornherein jedes Beigefchmacks
einer Zwangsgabe entkleidet hat. Oft muß mit
Gutem eine Fülle Minderwertiges in Kauf ge-
nommen werden, weil es die Schenkungsurkunde
fo wünfcht, und man der guten Dinge wegen
nicht auf die ganze Gabe verzichten will. Dann
hängt nicht zur Ehre und zum Anfehen folcher
Sammler und Schenker allerlei Schlechtes „zum
ewigen Andenken“ an fie in den öffentlichen
Sammlungen herum. F.

HERMÄNN KÄULBÄCH t Aus dem

befcheidenen Kreife der Münchener Maler, der
aus individuellen Gründen mit der Stadt Mün-
chen innig vereint ift und hier mit Recht eine be-
ftimmte Anerkennung genießt, einem Kreife, wie
er nirgends in der Welt denkbar ift als in Mün-
chen, dem guten alten, dem leider auch fchon
die Sterbeglocken läuten, ift einer der Bekann-
teren gefchieden. Ein vielfeitig begabter Menfch,
Dichter und Maler zugleich, ein ftiller in herz-
licher Güte warm und wahr fprechender Er-
zähler, den wehmütig-bitteren Zug des Entfagens
um die Lippen, aber ohne Neid auf den Ruhm
anderer, deren größere Bedeutung er gerecht
erkannte, hinüberfchauend — fo bleibt Hermann
Kaulbachs liebenswürdiges Wefen im Gedächt-
nis feiner vielen Freunde. Jubelnd begrüßt als
der Stammhalter eines Ruhmes, der eben ganz
Deutfchland fich gewann, ift Hermann Kaülbach
am 26. Juli 1846 geboren worden. Der Knabe
wuchs auf in dem erften und gefelligften Haufe
der Stadt, die damals noch einen folchen Mittel-
punkt ihr eigen nennen konnte, erzogen von
einer gütigen Mutter, durch die Ältmünchner
Blut in Hermann Kaulbachs Ädern lief, die dem
temperamentvollen, majeftätifchen Vater und der
Autokratie feiner Kunft nicht unbedingt nachgab.
Hermanns Jugendgedichte, wozu der Vater die
Zeichnungen fchuf, mögen vorfchnellen Urteilern,
die Wilhelm Kaülbach im ganzen ablehnen, be-
weifen, wie nahe in diefen Arbeiten dern
Menfchen der kraftvoll fichere Künftler ftand.
Der Vater ift es auch gewefen, der den Sohn
zu Piloty gefchickt hat: für Wilhelm Kaülbach
ein unerhörtes Zeugnis von Selbfterkenntnis.
Als Schüler Pilotys kam nun Hermann Kaülbach
in die rührfelige Zeit der Gartenlaubenpoefie, der
wiedererwachenden Gretchenbegeifterung, in das
Jahrzehnt, das zwifchen Georg Ebers und der
Marlitt feine hochliterarifchen Änfprüche befrie-
digte und dementfprechend auch fein Kunftbe-
dürfnis einftellte. Hermann Kaülbach gab hier
zu fehr nach. Ohnehin literarifch belaftet, hing
er fich an die fchweren Kaliber Pilotys, und fuchte
dem Meifter in theatralifchen, dunkelgemalten
Hiftorienbildern noch unlebendiger nachzukom-
men (Ludwig XVI. im Gefängnis, Mozarts leßte
Tage, Alexander VI. und Lucrezia Borgia.). Die
felbftändigen Regungen anderer Piloty fchüler, wie
Gyfis und Grüßner, zögerte feine Vorficht nachzu-
fühlen. Als Illuftrator (zu Goethe und Freytag) ge-
wöhnte er fich den unleidlich-fentimentalen Zug
an, deffen Äusdruckslofigkeit vor zwanzig Jahren
beliebt war, und der auch feinen fpäteren größeren
Bildern anhaftet, wie feinem bekannteren Werk,
der „Unfterblichkeit“ in der Münchner neuen
Pinakothek.

34
 
Annotationen