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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0056

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come architetto (1885), die große Arbeit über
„die Baukunft der Renaiffance in Frankreich“
(2 Bde 1898 und 1901), „Les du Cerceau“, ferner
eine Reihe von Äuffäßen, von denen viele in
der Gazette des Beaux Ärts erfchienen find. Von
Geymüller war u. a. korrefpondierendes Mitglied
des Institut de France; fein Name war in Frank-
reich, Italien und Deutfchland gleichmäßig be-
kannt und geachtet.

DRESDEN Der bisherige Affiftent an der Ge-
mäldegalerie des Berliner Kaifer Friedrich-Mu-
Teums Dr. HansPoffe wurde zum Direktor der
Dresdener Gemäldegalerie ernannt. Diefe
Wahl wurde troß des noch jugendlichen Alters
des neuen Direktors im allgemeinen beifällig auf-
genommen, umfomehr als das Gerücht nicht ver-
mummen wollte, ein bekannter Künftler fei als
Leiter der berühmten Sammlung vorgefehen. Dr.
Poffe ift in feiner bisherigen Stellung wenig her-
vorgetreten; feine Hauptleiftungen find eine im
Jahrbuch der preuß. Kunftfammlungen publizierte
Arbeit über Aleffandro Älgardi und der foeben
erfchienene vortreffliche Katalog der Gemälde
des Kaifer Friedrich-Mufeums. Die Hauptftärke
des jungen Direktors liegt in der Kennerfchaft
der fpäteren italienifchen Kunft, die ihn zu der
neuen Stellung befonders zu befähigen fcheint.
Über fein Verhältnis zur modernen Kunft läßt
fich bislang nichts fagen; man darf gerade diefer
Seite feiner Tätigkeit mit befonderer Spannung
entgegenfehen.

Es ift ohne weiteres klar, daß die neue, noch
unerprobte Kraft als vollgültiger Erfaß des ver-
dienstvollen, nun ausfcheidenden Karl Woer-
mann vorderhand nicht gelten kann. Wie fich
Direktor Poffe zu den bevorftehenden, dringend
notwendigen Reformen der Dresdener Galerie
ftellen wird, bleibt abzuwarten. V.

LONDON Der Tod zweier bekannter Kunft-
Tammler großen Stils, des Dr. Ludwig Mond
und des Mr. George Salting, ift zu melden.
Dr. Monds sorgfältig ausgefuchte Sammlung um-
fa|5te Bilder, vor allem der altitalienifchen Schule,
und Skulpturen und ift öfters der Gegenftand
von Abhandlungen in der und jener Zeitfchrift
gewefen. Vor ungefähr 25 Jahren begann er
leine Sammlung anzulegen, und er wußte fich
dabei den Rat der beften Autoritäten, vor allem
Dr. Richters, zu fichern, fo daß feine Sammlung
als eine der bedeutendften der neueren Kollek-
tionen altitalienifcher Bilder in England bezeichnet
werden kann. Er felber fchäßte feine Rafael-
kieuzigung, ein frühes Bild unter dem Einfluß
eruginos, fignjert. „RaphaelUrbinas“, und feinen
Ipateren Titian „Mutter und Kind“ am höchften;

Der Cicerone, II. Jahrg., 1. Heft. 3

beide Bilder hatte er 1892 im Dudley Sale ge-
kauft für ca. £ 11000, resp. 2500. Ändere be-
deutende Bilder feiner Sammlung find eine
Heilige Familie von Mantegna, eine Flora von
Palma Vecchio, zwei Bilder: Szenen aus dem
Leben des San Zenobio von Botticelli; Stücke
von Fra Bartolommeo, Gentile und Giovanni Bel-
lini, Tintoretto, Garofalo, Bazzi, Biffolo u. a. Eine
ausführliche Befchreibung der Sammlung bringen
die Monatshefte f. Kunftw. demnächft aus
der Feder des oben erwähnten Dr. Richter. —
Salting, als Menfch ein Original, eine Art Geizhals,
der troß feiner £ 30000 jährlicher Einnahme jede
Bitte um Unterftüßung ausfchiug und nie für ein
Wohltätigkeitsinftitut einen Pfennig zeichnete,
roll nun, wie es heißt, feine reichen Sammlungen
dem Staat vermacht haben. Ein großer Teil
derfelben ift fchon in den Londoner Museen und
in der National Gallery feit Jahren ausgeftellt
gewefen, da Salting in feinem befchränkten
Junggefellenheim keinen Plaß für die vielen
Gegenftände hatte. Dem South Kensington Mu~
feum fällt nun eine Reihe fchönften chinefifchen
Porzellans zu. Salting hatte diefe Stücke meift
in den 70 er Jahren des vorigen Jahrhunderts zu
Preisen erftanden, die damals hoch fchienen, mit
den heutigen verglichen aber fehr gering find.
Er kaufte nur von etwa drei der größten und
ficherften Händler und auf Auktionen großer
Sammlungen, fo daß er die beften Stücke zu-
fammenbrachte. Was feine Bilderfammlung
anbelangt, fo findet fich kein Bild allererften
Ranges darunter, denn er war nicht gewillt, die
Riefenpreife amerikanifcher Multimillionäre aus-
zugeben. Er brachte aber eine Fülle trefflicher
Werke der italienifchen und niederländifchen
Schule zufammen. Er befaß auch einige deutfche
Bilder, darunter Holbeins „Mary Tudor“, und
des Meifters Selbstporträt, fowie das Porträt einer
englifchen Dame und ein Miniaturbild der Anna
von Cleve. Von englifchen Bildern zählt feine
Sammlung zwei Gainsboroughs, ein Damenpor-
trät von Raeburn, mehrere Conftables, darunter
„Salisbury Cathedral from the Bishop's Palace“,
Croine usw. Sodann hatte er auch moderne
Werke der franzöfifchen Schule, Corot, Rouffeau
und Diaz gekauft und sie der National Gallery
zum Äusftellen geliehen. Von feinen altitalie-
nifchen Bildern feien hier aufgeführt: Andrea
da Solario: „Verkündigung“ (£ 2000 in 1901);
Andrea delSarto:„Heilige Familie“ (£550in 1892);
Peruzzi: „Anbetung der Hirten“ (£262 in 1892);
Cima da Conegliano: „David und Jonathan“;
Signorelli: „Madonna mit Kind“; Boltraffio:
„Narciffus“; Correggio: „MagdalenainderWüfte“;
Porträts von der Hand des Ghirlandaio, Francia
und Lorenzo Costa; Ercole de Robufti: „Ein

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