RUNDSCHAU — Sammlungen
FRANKFURT a. M. Die STÄDTISCHE
GALERIE hat für ihre Abteilung „moderne
Malerei“ eine wefentliche Bereicherung zu ver-
zeichnen. Von Claude Monet, der bisher in
Frankfurt nur durch das kleine Bild „Häufer am
Waffer in Saardamm“ vertreten war, wurde das
„Frühftück der Familie des Künftlers“, 1868 ge-
malt, erworben; von MaxLiebermann, außer
einem Gemüfemarkt von 1908, der „Triumpf der
Delila“, der zuerft auf der Sezeffion von 1902
herauskam; es ijt ein reizvoller Zufall, daß in
derfelben Stadt Rembrandts Bild gleichen Vor-
wurfs fich bereits ßndet. In den Hauptftücken
diefer neueften Erwerbung, dem Monet und
dem großen Liebermann kennzeichnet fich der
Wille der Direktion, die modernen Meifter mög-
lichft durch monumentale Beifpiele charakteriftifch
zu vertreten. Leider aber muffen diefe wohl
noch längere Zeit der Öffentlichkeit vorenthalten
bleiben, da keine Möglichkeit ihrer würdigen
Aufteilung fo leicht zu befchaffen fcheint. Trägt
doch die derzeitige Aufhängung des ftädtifchen
Befißes moderner Bilder im Städelfchen Kunft-
Inftitut nur allzufehr fchon den Charakter des
Gedrängten und Proviforifchen an fich; diePlaß-
verhältniffe geben jedenfalls nicht mehr Raum
her und fo drängt fich immermehr das Projekt
des Neubaues einer Bildergalerie fowohl für die
Stadt Frankfurt wie für das Städelfche Kunft-
Inftitut in den Vordergrund, ohne das abzufehen
wäre, wie es feiner Verwirklichung näher rücken
könnte.
Glücklicher ift die graphifche Abteilung
der ftädtifchen Galerie daran, die durch die
Einordnung in die Beftände des Städelfchen In-
ftituts eine natürliche Unterkunft gefunden hat.
Diefe graphifche Abteilung, die gerade zurzeit
dem Gebrauch der Öffentlichkeit zugänglich ge-
worden, hat fich in der kurzen Dauer von drei
bis vier Jahren zu bemerkenswerter Bedeutung
entwickelt. Sie umfaßt zwei Gebiete: Graphik
im engeren Sinne (Radierung, Lithographie ufw.)
und Handzeichnungen. In der erften Abteilung
ßnden ßch die Radierungen von Friß Bohle, wohl
das vollftändigfte Werk des Künftlers inDeutfch-
land, ferner Arbeiten von Thoma, W. Geiger,
Kalckreuth, Hoytema, W. Doms, F. Hollen-
berg u. a. m. Bedeutender ift die zweite Ab-
teilung der Zeichnungen, deren Hauptbeftand
Arbeiten von Frankfurter Künftlern bilden. Peter
Becker ift mit 115, Anton Burger mit 200 Blatt
vertreten; ferner ßnden ßch Arbeiten von Burniß,
Morgenftern, Pforr, Radi, Dielmann, Steinle, Pofe,
Göbel, V. Müller, Luntefchüß, W. A. Beer, Schol-
derer und von lebenden Frankfurtern Boehle
und Ältheim. Diefe Sammlung ftellt alfo eine
Ergänzung der fchon vorhandenen Beftände des
Städelfchen Inftituts dar, erweitert fie aber zu-
gleich durch die Erwerbung von Werken leben-
der auswärtiger Künftler, wie Maurice Denis,
der mit vier äufterft zarten charaktervollen Zeich-
nungen vertreten ift, Hodler, deffen Skizze zum
„Holzfäller“ und dem Jenenfer Univerfitätsbild
hier zu finden, W. Strang, Kalchreuth, Porn-
kok u. a. m.
Es lohnt fich auf die ausfichtsvollen Anfäße
einer kommenden Entwicklung hinzuweifen.
E. A.B.
LONDON Die Witwe desverftorbenenÄlexan-
derYoung hat bei der Auktion des leßten Teiles
der großen Youngfammlung (fiehe den Bericht
im „Kunftmarkt“ diefes Heftes) ein frühes großes
Bild Jofef Israels „Die fchiffbrüchigen Fifcher“
(50x947a inches in Umfang) erftanden und es der
NATIONAL GALLERY zum Gefchenk gemacht. —
Mr. Drucker hat der Gallery ein kleines, feines Bild
von S. Lepine „Le Pont Marie: Ile St. Louis“ ge-
fchenkt, das er in der Alexander Youngauktion
gekauft hatte. Beide Bilder follen bald zur Auf-
hellung gelangen.
Die an die Tate Gallery ßch anfchließende
neue TURNER GALLERY, eine Stiftung des ver-
ftorbenen Kunfthändlers Sir Jofeph Duveen, ift
nunmehr fertiggeftellt und foll Ende diefes Mo-
nats dem Befuch des Publikums geöffnet wer-
den. Sie enthält fünf Säle und mehrere kleinere
Räume. Der größte Teil der jeßt in der National
Gallery befindlichen Werke Turners foll hier nun
ausgeftellt werden. F.
MÜNCHEN ln der KÖNIGL. GRAPHISCHEN
SAMMLUNG ift zurzeit eine Auswahl aus den
leßten Neuerwerbungen ausgeftellt. Die
ältere Münchner Graphik repräfentiert Graf Pocci
mit einer größeren Anzahl feiner liebenswür-
digen, jeßt feiten gewordenen Radierungen und
lithographierten Gelegenheitsarbeiten. Neuere
Meifterzeichnungen wurden erworben von Ha-
bermann, Jank, Becker-Gundahl, Kley und Pree-
torius. Die moderne Radierung und Lithographie
ift mit einigen vorzüglichen Arbeiten von Greiner,
Corinth, Boehle, Zimmermann und Robert Sterl
vertreten. Gute Bildniffe (u. a. das Porträt Paul
Heyfes) werden gezeigt von Herkomer, Graf
Kalchreuth, E. Euler; die fpezißfch deutfcheLand-
fchaftsauffaffung fpricht aus den Radierungen
von H. v. Volkmann und W. Conz. Während
der Sammlung von Originalholzfchnitten neuere
farbige Blätter von Klemm, Thiemann, Stafchus
und H. Schulß ein verleibt wurden, kommt die
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FRANKFURT a. M. Die STÄDTISCHE
GALERIE hat für ihre Abteilung „moderne
Malerei“ eine wefentliche Bereicherung zu ver-
zeichnen. Von Claude Monet, der bisher in
Frankfurt nur durch das kleine Bild „Häufer am
Waffer in Saardamm“ vertreten war, wurde das
„Frühftück der Familie des Künftlers“, 1868 ge-
malt, erworben; von MaxLiebermann, außer
einem Gemüfemarkt von 1908, der „Triumpf der
Delila“, der zuerft auf der Sezeffion von 1902
herauskam; es ijt ein reizvoller Zufall, daß in
derfelben Stadt Rembrandts Bild gleichen Vor-
wurfs fich bereits ßndet. In den Hauptftücken
diefer neueften Erwerbung, dem Monet und
dem großen Liebermann kennzeichnet fich der
Wille der Direktion, die modernen Meifter mög-
lichft durch monumentale Beifpiele charakteriftifch
zu vertreten. Leider aber muffen diefe wohl
noch längere Zeit der Öffentlichkeit vorenthalten
bleiben, da keine Möglichkeit ihrer würdigen
Aufteilung fo leicht zu befchaffen fcheint. Trägt
doch die derzeitige Aufhängung des ftädtifchen
Befißes moderner Bilder im Städelfchen Kunft-
Inftitut nur allzufehr fchon den Charakter des
Gedrängten und Proviforifchen an fich; diePlaß-
verhältniffe geben jedenfalls nicht mehr Raum
her und fo drängt fich immermehr das Projekt
des Neubaues einer Bildergalerie fowohl für die
Stadt Frankfurt wie für das Städelfche Kunft-
Inftitut in den Vordergrund, ohne das abzufehen
wäre, wie es feiner Verwirklichung näher rücken
könnte.
Glücklicher ift die graphifche Abteilung
der ftädtifchen Galerie daran, die durch die
Einordnung in die Beftände des Städelfchen In-
ftituts eine natürliche Unterkunft gefunden hat.
Diefe graphifche Abteilung, die gerade zurzeit
dem Gebrauch der Öffentlichkeit zugänglich ge-
worden, hat fich in der kurzen Dauer von drei
bis vier Jahren zu bemerkenswerter Bedeutung
entwickelt. Sie umfaßt zwei Gebiete: Graphik
im engeren Sinne (Radierung, Lithographie ufw.)
und Handzeichnungen. In der erften Abteilung
ßnden ßch die Radierungen von Friß Bohle, wohl
das vollftändigfte Werk des Künftlers inDeutfch-
land, ferner Arbeiten von Thoma, W. Geiger,
Kalckreuth, Hoytema, W. Doms, F. Hollen-
berg u. a. m. Bedeutender ift die zweite Ab-
teilung der Zeichnungen, deren Hauptbeftand
Arbeiten von Frankfurter Künftlern bilden. Peter
Becker ift mit 115, Anton Burger mit 200 Blatt
vertreten; ferner ßnden ßch Arbeiten von Burniß,
Morgenftern, Pforr, Radi, Dielmann, Steinle, Pofe,
Göbel, V. Müller, Luntefchüß, W. A. Beer, Schol-
derer und von lebenden Frankfurtern Boehle
und Ältheim. Diefe Sammlung ftellt alfo eine
Ergänzung der fchon vorhandenen Beftände des
Städelfchen Inftituts dar, erweitert fie aber zu-
gleich durch die Erwerbung von Werken leben-
der auswärtiger Künftler, wie Maurice Denis,
der mit vier äufterft zarten charaktervollen Zeich-
nungen vertreten ift, Hodler, deffen Skizze zum
„Holzfäller“ und dem Jenenfer Univerfitätsbild
hier zu finden, W. Strang, Kalchreuth, Porn-
kok u. a. m.
Es lohnt fich auf die ausfichtsvollen Anfäße
einer kommenden Entwicklung hinzuweifen.
E. A.B.
LONDON Die Witwe desverftorbenenÄlexan-
derYoung hat bei der Auktion des leßten Teiles
der großen Youngfammlung (fiehe den Bericht
im „Kunftmarkt“ diefes Heftes) ein frühes großes
Bild Jofef Israels „Die fchiffbrüchigen Fifcher“
(50x947a inches in Umfang) erftanden und es der
NATIONAL GALLERY zum Gefchenk gemacht. —
Mr. Drucker hat der Gallery ein kleines, feines Bild
von S. Lepine „Le Pont Marie: Ile St. Louis“ ge-
fchenkt, das er in der Alexander Youngauktion
gekauft hatte. Beide Bilder follen bald zur Auf-
hellung gelangen.
Die an die Tate Gallery ßch anfchließende
neue TURNER GALLERY, eine Stiftung des ver-
ftorbenen Kunfthändlers Sir Jofeph Duveen, ift
nunmehr fertiggeftellt und foll Ende diefes Mo-
nats dem Befuch des Publikums geöffnet wer-
den. Sie enthält fünf Säle und mehrere kleinere
Räume. Der größte Teil der jeßt in der National
Gallery befindlichen Werke Turners foll hier nun
ausgeftellt werden. F.
MÜNCHEN ln der KÖNIGL. GRAPHISCHEN
SAMMLUNG ift zurzeit eine Auswahl aus den
leßten Neuerwerbungen ausgeftellt. Die
ältere Münchner Graphik repräfentiert Graf Pocci
mit einer größeren Anzahl feiner liebenswür-
digen, jeßt feiten gewordenen Radierungen und
lithographierten Gelegenheitsarbeiten. Neuere
Meifterzeichnungen wurden erworben von Ha-
bermann, Jank, Becker-Gundahl, Kley und Pree-
torius. Die moderne Radierung und Lithographie
ift mit einigen vorzüglichen Arbeiten von Greiner,
Corinth, Boehle, Zimmermann und Robert Sterl
vertreten. Gute Bildniffe (u. a. das Porträt Paul
Heyfes) werden gezeigt von Herkomer, Graf
Kalchreuth, E. Euler; die fpezißfch deutfcheLand-
fchaftsauffaffung fpricht aus den Radierungen
von H. v. Volkmann und W. Conz. Während
der Sammlung von Originalholzfchnitten neuere
farbige Blätter von Klemm, Thiemann, Stafchus
und H. Schulß ein verleibt wurden, kommt die
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