SAMMLUNGEN ° AUSSTELLUNGEN
SALZBURG MUSEUM CÄROLINO-ÄUGU-
STEUM. Die Veröffentlidiung ausführlicher
Kataloge über die einzelnen Gruppen der Mu-
feumsobjekte wurde in Angriff genommen. An
Erwerbungen feien hervorgehoben: Doppel-
fpiralnadel aus Bronze aus dem vom Georgen-
berge herabgerutfditen Erdreiche beim Unter-
leifenbauer in St. Georgen bei Kuchl; aus den
13 Skelettgräbern der aufgedeckten römifchen
Begräbnisftätte am Südfuße des Feftungsberges
in Salzburg eiferne Kleingeräte, zahlreiche
Scherben von ordinären und Sigillatagefäßen,
zwei Mittelbronzen Trajans; von der Grabung
für das Telephonkabel in der Kaigaffe, nament-
lich beim Regierungsgebäude Terra sigillata-
und ordinäre Gefäßfeherben; ägyptifche Tonfigur
(Mumienftatuette) gefunden bei Gnigl 3—4 m
tief beim Baue der neuen Reichsftraße; ein
Knöpfchen, ein zweikantig gebogener Teil der
Verkleidung eines Meffergriffes (beides aus
Bronze), einige Glasfcherben, ordinäre Gefäß-
fcherben vom Baue der Reichsftraße in Lehen,
ferner zahlreiche römifche Münzen, dann Waffen,
Geräte, Koftüme ufw.
WIEN Für Zwecke des NIEDERÖSTERR.
LANDESMUSEUMS wurden fünf Räumlichkeiten
zur Verfügung geftellt, deren Adaptierung fich
unerwarteterweife hinauszog, fo daß die Eröff-
nung nicht mehr im Jahre 1909 erfolgen konnte.
An Vermehrungen feien hervorgehoben: römi-
fche Funde aus Zeifelmauer und St. Ändrae vor
dem Hagental, ein Römerftein aus Velm, Römer-
fteine und Ziegel aus Sarasdorf; die Zunftlade
mit den Büchern und Schriften der Schneider-
innung in Kirchfchlag und die der Schuhmacher-
innung in Kirchberg am Wechfel; Bauernmajo-
liken und Bauerngeräte aus St. Peter in der
Au, Lebzelter- und Wachsziehermodeln aus
Waidhofen an der Ybbs, eine metallene Wand-
uhr aus Klofterneuburg, zwei barocke Heiligen-
figuren aus Sandftein, Pantaidinge von Soos u. a. m.
WÜRZBURG Das KUNSTGESCHICHTLICHE
MUSEUM DER UNIVERSITÄT WÜRZBURG, das
durch die große Stiftung Martin Wagners und
fpätere glückliche Ankäufe weit über die Be-
deutung einer Univerfitätslehrfammlung hinaus-
geht, ift am 24. Juni mit einer Eröffnungsrede
des Direktors Profeffor H. Bulle in allen Teilen
dem öffentlichen Befuch übergeben worden, nach-
dem es feit mehreren Jahren einer vollftändigen
Neuordnung unterzogen worden ift. Der frühere
Leiter Profeffor Wolters hatte vor allem die
Inventare, die er in höchft unzulänglichem Zu-
ftande vorfand, neu hergeftellt und hatte die
Neuaufteilung vorbereit, fo daß im Herbft 1908
die Gemäldegalerie geöffnet werden konnte.
Seitdem konnte Profeffor Bulle, dank befonderer
Bewilligungen des Verwaltungsausfchuffes der
Univerfität, die Abgußfammlung, die Marmor-
werke, fowie die antike Kleinkunft neu auf-
ftellen. Für die Äbgüffe wurde derVerfuch ge-
macht, durch geeignete Umgebung die Kälte des
weißen Gipfes zu mildern und durch lockere
Aufteilung jedes einzelne Stück zu künftlerifcher
Wirkung zu bringen, fo daß der große Skulp-
turenfaal nunmehr einen Eindruck von feierlicher
Schönheit macht. Der wertvollfte Teil des Mu-
feums ift die große Sammlung griechifcher Vafen,
die die ältere Entwicklung der antiken Keramik
bis etwa in die Zeit des Phidias an zum Teil
wundervollen Exemplaren überfehen läßt und
viele Stücke erften Ranges enthält. M. K. R.
AUSSTELLUNGEN
BERLIN HOHENZOLLERN-MUSEUM. Zur
Feier des 100. Todestages der Königin Luife
veranftaltet der Direktor des Hohenzollern-Mu-
feums, Profeffor Seidel, in zwei Räumen des
fchönen alten Monbijoufchloffes eine Gedächtnis-
ausftellung. In erfter Linie find mehrere feiten
gefehene Porträts bemerkenswert: eines von
Tifchbein, die Fürftin als Kronprinzeffin dar-
ftellend (1796), ein Hüftbild, von der Vigee Le
Brun 1802 gemalt, und die lebensgroßen Bild-
niffe der Königin und ihres Gatten von Böttner
(1799) — diefe alle aus kaiferlichem Befitj. Sehr
intereffant ferner ein Porträt Luifens von Alexan-
der Macco (1800), das der Großherzog von
Sachfen-Weimar hergeliehen hat, ein Bruftbild
von W. v. Schadow (1810), das große allego-
rifche Bild von Weitfeh, die Büfte Friedrich
Wilhelms 11. wird von der Kronprinzeffin Luife
und ihrer Schwefter Friederike bekränzt (1795)
und verfchiedene, zum Teil hervorragend gute
Paftellzeichnungen von großem Reiz. Eine Aus-
wahl der künftlerifch wie hiftorifch wertvollften
Blätter, die fich auf die Königin beziehen, hat
das königl. Kupferftichkabinett beigefteuert, wäh-
rend das königl. Hausarchiv die hauptfächlichften
Dokumente wie Briefe und Bücher, den Heirats-
kontrakt, das Tagebuch der langjährigen Ober-
hofmeifterin Gräfin Voß und manches andere
hergab. Neben einer Reihe von Porträts näherer
Verwandten der Königin, die hiftorifch wichtiger
find als künftlerifch, dürfte aber eine ftattliche
Zahl von Porträtminiaturen, die teilweife von
bedeutender Qualität find, jeden Freund und
Sammler diefer kleinen Kunpwerke auf das leb-
haftere feffeln. Etwa 70 der Beften ftammen
allein aus dem Befiß des Großherzogs von
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SALZBURG MUSEUM CÄROLINO-ÄUGU-
STEUM. Die Veröffentlidiung ausführlicher
Kataloge über die einzelnen Gruppen der Mu-
feumsobjekte wurde in Angriff genommen. An
Erwerbungen feien hervorgehoben: Doppel-
fpiralnadel aus Bronze aus dem vom Georgen-
berge herabgerutfditen Erdreiche beim Unter-
leifenbauer in St. Georgen bei Kuchl; aus den
13 Skelettgräbern der aufgedeckten römifchen
Begräbnisftätte am Südfuße des Feftungsberges
in Salzburg eiferne Kleingeräte, zahlreiche
Scherben von ordinären und Sigillatagefäßen,
zwei Mittelbronzen Trajans; von der Grabung
für das Telephonkabel in der Kaigaffe, nament-
lich beim Regierungsgebäude Terra sigillata-
und ordinäre Gefäßfeherben; ägyptifche Tonfigur
(Mumienftatuette) gefunden bei Gnigl 3—4 m
tief beim Baue der neuen Reichsftraße; ein
Knöpfchen, ein zweikantig gebogener Teil der
Verkleidung eines Meffergriffes (beides aus
Bronze), einige Glasfcherben, ordinäre Gefäß-
fcherben vom Baue der Reichsftraße in Lehen,
ferner zahlreiche römifche Münzen, dann Waffen,
Geräte, Koftüme ufw.
WIEN Für Zwecke des NIEDERÖSTERR.
LANDESMUSEUMS wurden fünf Räumlichkeiten
zur Verfügung geftellt, deren Adaptierung fich
unerwarteterweife hinauszog, fo daß die Eröff-
nung nicht mehr im Jahre 1909 erfolgen konnte.
An Vermehrungen feien hervorgehoben: römi-
fche Funde aus Zeifelmauer und St. Ändrae vor
dem Hagental, ein Römerftein aus Velm, Römer-
fteine und Ziegel aus Sarasdorf; die Zunftlade
mit den Büchern und Schriften der Schneider-
innung in Kirchfchlag und die der Schuhmacher-
innung in Kirchberg am Wechfel; Bauernmajo-
liken und Bauerngeräte aus St. Peter in der
Au, Lebzelter- und Wachsziehermodeln aus
Waidhofen an der Ybbs, eine metallene Wand-
uhr aus Klofterneuburg, zwei barocke Heiligen-
figuren aus Sandftein, Pantaidinge von Soos u. a. m.
WÜRZBURG Das KUNSTGESCHICHTLICHE
MUSEUM DER UNIVERSITÄT WÜRZBURG, das
durch die große Stiftung Martin Wagners und
fpätere glückliche Ankäufe weit über die Be-
deutung einer Univerfitätslehrfammlung hinaus-
geht, ift am 24. Juni mit einer Eröffnungsrede
des Direktors Profeffor H. Bulle in allen Teilen
dem öffentlichen Befuch übergeben worden, nach-
dem es feit mehreren Jahren einer vollftändigen
Neuordnung unterzogen worden ift. Der frühere
Leiter Profeffor Wolters hatte vor allem die
Inventare, die er in höchft unzulänglichem Zu-
ftande vorfand, neu hergeftellt und hatte die
Neuaufteilung vorbereit, fo daß im Herbft 1908
die Gemäldegalerie geöffnet werden konnte.
Seitdem konnte Profeffor Bulle, dank befonderer
Bewilligungen des Verwaltungsausfchuffes der
Univerfität, die Abgußfammlung, die Marmor-
werke, fowie die antike Kleinkunft neu auf-
ftellen. Für die Äbgüffe wurde derVerfuch ge-
macht, durch geeignete Umgebung die Kälte des
weißen Gipfes zu mildern und durch lockere
Aufteilung jedes einzelne Stück zu künftlerifcher
Wirkung zu bringen, fo daß der große Skulp-
turenfaal nunmehr einen Eindruck von feierlicher
Schönheit macht. Der wertvollfte Teil des Mu-
feums ift die große Sammlung griechifcher Vafen,
die die ältere Entwicklung der antiken Keramik
bis etwa in die Zeit des Phidias an zum Teil
wundervollen Exemplaren überfehen läßt und
viele Stücke erften Ranges enthält. M. K. R.
AUSSTELLUNGEN
BERLIN HOHENZOLLERN-MUSEUM. Zur
Feier des 100. Todestages der Königin Luife
veranftaltet der Direktor des Hohenzollern-Mu-
feums, Profeffor Seidel, in zwei Räumen des
fchönen alten Monbijoufchloffes eine Gedächtnis-
ausftellung. In erfter Linie find mehrere feiten
gefehene Porträts bemerkenswert: eines von
Tifchbein, die Fürftin als Kronprinzeffin dar-
ftellend (1796), ein Hüftbild, von der Vigee Le
Brun 1802 gemalt, und die lebensgroßen Bild-
niffe der Königin und ihres Gatten von Böttner
(1799) — diefe alle aus kaiferlichem Befitj. Sehr
intereffant ferner ein Porträt Luifens von Alexan-
der Macco (1800), das der Großherzog von
Sachfen-Weimar hergeliehen hat, ein Bruftbild
von W. v. Schadow (1810), das große allego-
rifche Bild von Weitfeh, die Büfte Friedrich
Wilhelms 11. wird von der Kronprinzeffin Luife
und ihrer Schwefter Friederike bekränzt (1795)
und verfchiedene, zum Teil hervorragend gute
Paftellzeichnungen von großem Reiz. Eine Aus-
wahl der künftlerifch wie hiftorifch wertvollften
Blätter, die fich auf die Königin beziehen, hat
das königl. Kupferftichkabinett beigefteuert, wäh-
rend das königl. Hausarchiv die hauptfächlichften
Dokumente wie Briefe und Bücher, den Heirats-
kontrakt, das Tagebuch der langjährigen Ober-
hofmeifterin Gräfin Voß und manches andere
hergab. Neben einer Reihe von Porträts näherer
Verwandten der Königin, die hiftorifch wichtiger
find als künftlerifch, dürfte aber eine ftattliche
Zahl von Porträtminiaturen, die teilweife von
bedeutender Qualität find, jeden Freund und
Sammler diefer kleinen Kunpwerke auf das leb-
haftere feffeln. Etwa 70 der Beften ftammen
allein aus dem Befiß des Großherzogs von
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