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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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18. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE

fchen Heimat nachgegangen ift und noch nach-
geht, aber die allgemeine Vorstellung von Sperl
als feines großen Freundes Leibi Trabanten,
wird man wohl nicht wefentlich zu korrigieren
haben. Sperls figürliche Kompofitionen find von
einer argen Steifheit und laffen das geftellte
Modell nur feiten vergeffen, weit darüber ftehen
die Landfchaften, von denen manche wie der
„Vorfrühling im Gebirge“ (Befißer Bernhard
Lippert-Magdeburg) von großer Frifdie und un-
mittelbarftem Naturempfinden zeugen. Aber
eine gewiffe Kleinheit im Erfaffen des Bildaus-
fchnittes, oft audi ein nicht fympathifdher Zug
von Süßigkeit,erwecken gemifchte Empfindungen.
Es ift wohl kein Zufall, daß gerade das Bild,
das fefter und gefchloffener wie alle anderen
in Erfcheinung tritt — idi meine die prächtigen
„Bauernjäger“ aus der Galerie Thomas Knorr
in München — von Leibi und Sperl gemeinfam
gemalt ift. Svs.

DÜSSELDORF Die vielbefuchte Sonderbund-
ausftellung hat auch gefchäftlidh ausgezeichnete
Refultate gezeitigt. Mehrere rheinifche Mufeen
haben einige der ausgeftellten Werke erworben.
So die Ruhmeshalle in Barmen Bilder von Äuguft
Deuffen und Julius Breß, das Folkwang-Mufeum
in Hagen ebenfalls eine Arbeit von Deuffen.
Sehr gut find auch die Verkäufe an Private. Es
gingen bereits über 40 Gemälde, fechs Plaftiken
und eine Anzahl kunftgewerblicher Arbeit in
den Befiß von Kunftfreunden über.

KARLSRUHE Die Vereinigung Karlsruher
Architekten, die fich vor einem Jahre hier zu-
fammenfchloß, ift am Samstag, den 3. September,
mit einer Ausftellung hervorgetreten, die ß* *n
den Rahmen der feftlichen Veranftaltungen ein-
gliedern foll, welche anläßlich der am 20. Sep-
tember ftattgefundenen Silberhochzeit des Groß-
herzogpaares geplant waren. Die Ausftellung
wurde durch Prof. Billing eröffnet und zeigt in
Stadterneuerungsanfichten, Modellen von Ar-
beiter- und Villen-Kolonien, offiziellen und Pri-
vatgebäuden, Induftrieanlagen ufw. die reiche
künftlerifche Entfaltung der Karlsruher Archi-
tektur.

LONDON In den GALLERIES DER FINE
ART SOCIETY, New Bond Street, hält der
London Salon of Photography feine erfte
Ausftellung ab, zu der auch Äusfteller aus dem
Auslände, fo auch aus Deutfchland, eine ganze
Reihe von Stücken zufteuern. Von deutfchen
Äusftellern feien erwähnt: die Brüder Hoff-
meifter aus Hamburg (Kirche am Gardafee und

Harzlandfchaft); Gertrude Käfebier (Menfchliche
Dokumente); Franz Grainer, München (Porträts)
u. a. m. Die Ausftellung fteht auf einem fehr
hohen Niveau künftlerifchen Empfindens. F.

DENKMALPFLEGE

DIE WIEDERÄUFFINDUNG DER
FRESKEN BUFFÄLMÄCCOS IN
DER BÄDIÄ ZU FLORENZ Von

den Entdeckungen der leßten Jahre auf dem
Gebiete der Florentiner Trecentomalerei ift ohne
Zweifel eine der bedeutfamften die Wiederauf-
findung der Fresken Buffalmaccos in der
Badia zu Florenz. Bedeutsam vor allem des-
wegen, weil fie auf unfere Kenntnis der Flo-
rentiner Malerei in den leßten Lebensjahren
und nach dem Tode Giottos ganz neues Licht
wirft. Durch Dr. Peleo Bacci, den verdienft-
vollen Infpektor der Kunftdenkmäler Toskanas,
find kürzlich die feit Jahrhunderten verloren ge-
glaubten Fresken unter der Tünche wieder auf-
gefunden worden.

Vafari erzählt, daß Buffalmacco in der Ka-
pelle der Giochi und Baftari, neben der Chor-
kapelle der Badia zu Florenz in Freskotechnik
die Leidensgefchichte Chrifti „mit kunftreichen
und fchönen Wirkungen“ gemalt habe. „In der
Figur des Chriftus aber, der den Jüngern die
Füße wäfcht,“ fo fährt der Künftlerbiograph fort,
„ftellte er Demut und Milde dar, und in den
Geftalten der Juden, die ihn vor Pilatus führen,
Graufamkeit und Wut. In ganz befonderem
Maße aber zeigte er Talent und Leichtigkeit des
Schaffens in einem Pilatus, den er im Gefängnis
darftelite und in der Figur des Judas, der fich
an einem Baum erhängt hat, woraus man fchließen
darf, daß diefer ausgelaffene Künftler, wenn er
fich Mühe gab und forgfältig arbeitete, was nur
feiten gefchah, hinter keinem anderen Maler
feiner Zeit zurückftand“. Diefe Worte Vafaris
haben durch den glücklichen Fund des genannten
Forfchers ihre Betätigung erhalten.

Die an der Via del Proconfolo gelegene alte
Chorwand der Badia ift noch erhalten. Die zwei
hohen Spißbogenfenfter der Chorkapelle find
jeßt vermauert.1

Die linke Kapelle ift mit Fresken eines un-
bekannten Trecentomeifters aus dem Leben des
Johannes gefchmückt, die Siren vor einigen
Jahren publiziert hat. Das hier nachgewiefene

1 Während diefe Zeilen gedruckt werden, find die Nach-
forfdiungen nach den Fresken Gioitos, die laut Vafaris
Angabe hier die Wände fchmiickten, abgefchloffen worden.
Die Hoffnung, daß fi<h wenigftens noch Refte von ihnen
finden möchten, hat fich leider nicht beftätigt.

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