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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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7. Heft
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Denkmalpflege
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Institute und Vereine
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DENKMALPFLEGE o INSTITUTE UND VEREINE

DENKMALPFLEGE

ÄSSISI Im Refektorium von S. Francesco find
foeben die Papftbildniffe reftauriert worden,
welche den gewaltigen Raum fchmiicken. Binnen
kurzem foli ferner der Fußboden des Refekto-
riums und der von Papft Sixtus IV. erbaute
Kreuzgang wieder hergeftellt werden. W. B.

MOSKAU Die hießge Stadtverwaltung hat in
Gemeinfchaft mit der Archäologifchen Gefellfchaft
befchloffen, eine gründliche Reftauration des
Sudiarew-Turms vorzunehmen und das ftädtifche
Archiv fowie das künftige Stadtmuseum darin
zu inftallieren. Die fog. Sucharew-Bafchnia ge-
hört zu den malerifcheften Bauten Altmoskaus
und bildet ein mehrftöckiges, von einem impo-
fanten Turm gekröntes Gebäude mit breitem
Durchgangstor. Es ftammt aus dem Ende des
17. Jahrhunderts und wurde von Peter dem
Großen zur Erinnerung an den Hauptmann Sucha-
rew erbaut, deffen Regiment dem jugendlichen
Zaren während des Strelißenbundes 1689 treu
geblieben war. Zur Zeit Peters hatten die ma-
thematifche und Navigationsfchule darin ihren
Siß, fpäter diente das Gebäude als Theater für
die Vorftellungen ausländifcher Truppen, 1829
endlich wurde es als Refervoir bei Anlage der
Wafferleitung benußt. Das zukünftige Mufeum
der Stadt Moskau kann wohl kaum ein ent-
fprechenderes und ftimmungsvolleres Heim pnden.

PERUGIÄ An der Nordfaffade des Palazzo
Municipale foli demnächft die „Scala della
Vaccara“ reftauriert werden. Das italienifche
Kultusminifteriurn beteiligt fich mit einem Zu-
fchuß von 2500 Lire an den Koften der Wieder-
herftellung. Ferner werden auf Koften des
Kultusminifteriums die Malereien der Kirche
S. Maria Nuova reftauriert. In der alten Templer-
kirche S. Bevignate find die vor kurzem durch
G. Loccatelli entdeckten Fresken des 13. Jahr-
hunderts, welche Äpoftel, das jüngfte Gericht
und das Abendmahl darftellen, von dem Reftau-
rator Colmignoli aufgefrifcht worden. W. B.

WIEN Die Demolierung des Therefianums
ift das neuefte Moment im „Kampf um Ältwien“.
Ein bitter komifches Projekt: denn der große
Monumentalbau, den Kaifer Leopold I. an Stelle
der von den Türken zerftörten „Favorita“ nach
Entwürfen des Ottavio Burnacini errichten ließ,
beherbergt neben der k. k. Therefianifchen Aka-
demie auch — die Zentralkommijfion fürKunft-
und hiftorifche Denkmale, die alfo jeßt ihr eigenes
Heim wird verteidigen müffen. Wichtige poli-

tifche Akte (z. B. die pragmatifche Sanktion)
find von den Räumen des hiftorifchen Palaftes
ausgegangen, der in feinen, verfchiedenen Bau-
perioden entftammenden Formen für die Wiener
Architektur der Barockzeit charakteriftifch ift. Da
die Therefianifche Akademie (eine hauptfächlich
für Adelige beftimmte Erziehungsanftalt) doch
wohl kein auf Gewinn angelegtes Inftitut ift,
werden hoffentlich die in den leßten Jahren an-
geblich fehr gefunkenen Einkünfte nicht als
hinreichende Veranlaffung betrachtet werden, das
Palais zu zerftören und den Baugrund famt dem
fchönen alten Park Häuferfpekulanten zu über-
laffen. Aber bei der ganz fgftemlofen, durch
kein Gefeß geregelten öfterreichifchen Denkmal-
pflege, ift es fchon möglich, daß wir das tragi-
komifche Schaufpiel erleben und fehen, wie die
vom Staat zum Schüße der hiftorifchen und künft-
lerifchen Denkmale eingefeßte Behörde aus dem
alten Palaft auswandern und in irgendeiner
neuen Zinskaferne Obdach fuchen muß. V. F.

INSTITUTE UND VEREINE

FRANKFURT a. M. Der Verwaltungsrat
des Kunftvereins gibt einen Bericht über das
verfloffene Gefchäftsjahr heraus, dem wir folgende
Tatfachen entnehmen.

Der Verein hat zahlreiche Ausheilungen ver-
anftaltet, darunter einen „Überblick über das
Schaffen Goyas“ im Januar, eine Ludwig von
Hofmann-Äusftellung im Juni und vor allem
die fchöne Jubiläumsausftellung zur Feier des
fiebzigften Geburtstages von Hans Thoma
(Juli—Oktober). Auch mit dem Schaffen H. v.
Marees’ wurde Frankfurt infolge der Initiative
von Direktor Swarzenski und Dr. Wiehert be-
kannt gemacht.

Der Verein plant ferner ein Inventar aller
hervorragenden Kunftfchäße in Frank-
furter Privatbefiß, auf Grund deffen ein
Prachtwerk herausgegeben werden foli.

LONDON Kürzlich hat fich hier eine „Na-
tional Portrait Society“ gebildet, der einige
der bekannteften Maler und Bildhauer ange-
hören, u. a. John Lavery, George Henry, Äuguftus
John, Max Beerbohm, T. Auften Brown, Wil-
liam Orpen, W. Nicholfon, Charles Shannon,
Wilfon Steer, W. Rothenftein, Jacob Epftein,
Francis Howard (Vorfißender). Auch einige Aus-
länder find feltfamerweife Mitglieder diefer Na-
tional Society, fo Jacques Blanche, Ä. Mancini u. a.
Zu den Ehrenmitgliedern zählen Rodin, Besnard
Carolus Duran, Ä. Legros, W. Ä. Orchardfon,

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