PERSONALIEN ° VERMISCHTES
PERUGIA (Sant’Egidio) Die Aufdeckung
und Reftauration der Fresken in der Kirche
Sant’Egidio ift foeben zu Ende geführt worden.
Mehr als 70 ganz oder teilweife erhaltene
Fresken vom Ende des Trecento bis zum An-
fang des Cinquecento find unter der Tünche
zum Vorfchein gekommen. Bemerkenswert ift
ein von Umberto Gnoli (Rassegna d’Ärte umbra
1910, Heft 3, p. 103) dem Fiorenzo di Lorenzo
zugefchriebener Sant’Egidio Vescovo mit der
Infchrift: Hoc opus fecit fieri Mercuccius de
Nicolai de Francisci MCCCCLXXXX3 (sic). Die
übrigen find mehr oder weniger handwerks-
mäßige Votivbilder, wie fie in zahlreichen
Kirchen Umbriens anzutreffen find. B.
PIENZA Während der Wiederherftellungs-
arbeiten an der Kirche Spedaletto in Val d’Orcia
find hinter dem Hochaltar vier Figuren von
Heiligen unter der Tünche zum Vorfchein ge-
kommen, nach dem Urteil des Ispettore dei
Monumenti, Canonico G. B. Mannucci, Arbeiten
eines Sienefer Quattrocentomeifters. B.
PERSONALIEN
CORNELIUS VON FÄBRICZY + im
Älter von 71 Jahren ift diefer ausgezeichnete
Gelehrte am 5. Oktober in Tübingen geftorben.
Als Kenner auf dem Gebiete der italienifchen
Renaiffance hat fich Fabriczg eines befonderen
Rufes erfreut, ja auf einzelnen Gebieten, fo dem
der Medaillen und Plaketten galt er als ein-
wandfreier Spezialift. Seine Monographie über
die Medaillen der italienifchen Renaiffance in
der bekannten Sammlung „Monographien des
Kunftgewerbes“ konnte gleichzeitig auch in Eng-
land aufgelegt werden, wo Fabriczy ebenfalls
großes Änfehen genoß. Das Jahrbuch der kgl.
preuß. Knnftfammlungen hat eine Anzahl feiner
beften Arbeiten publiziert, von denen man wün-
fchen möchte, daß fie jetjt gefammelt heraus-
kämen. 1
WILLEM MARIS + In den fpätenÄbend-
ftunden des 10. Oktober ftarb im Haag ganz
unerwartet Hollands größter moderner Land-
fchaftsmaler, Willem Maris. Am 18. Februar
1844 wurde er als Sohn eines Buchdruckers im
Haag geboren. Schon als kleiner Knabe übte
er fich im Zeichnen der holländifchen Wiefen
mit ihren Kühen. Seine einzigen Lehrer waren
feine beiden älteren Brüder Jacob und Matthijs
1 Einen auf fchriftliche Quellen geftükten authentifchen
Nekro log veröffentlicht Hans Mackowskg demnächft, einem
früheren VVunfch des Verftorbenen folgend, im Repertor.
f. Kunftw. Die Red.
und die Natur. So fuchte und fand er faft allein
feinen Weg zur Kunft. Bereits die früheften
Zeichnungen von ihm zeigen fcharfe Natur-
beobachtung und liebevollftes Sich-vertiefen in
das kleinfte Detail; in ihrer korrekten Zeichen-
weife muten fie uns wie Werke der alten Nieder-
länder an. Später faßt er die Einzelheiten zum
Vorteil des Gefamteindrucks mit feften Strichen
mehr zufammen. Die Merkmale feiner erften
Studienblätter find auch die feiner erften Ge-
mälde; dann aber gewinnen die leuchtenden
Farben der holländifchen Landfchaft die Ober-
hand, bis er fchließlich zu feinem eigentlichften
Künftlerproblem fich durchringt, zur Wiedergabe
des Lichts und der Luft, die von unzähligen
fonnendurchtränkten kleinen Wafferteilchen flim-
mert. Willem Maris ift der Äelbert Cuyp des
19. Jahrhunderts und gehört mit zu denen, die
den Künftlerruhm diefes kleinen Landes auch
für die moderne Malerei begründet haben.
Kurt Erasmus.
BERLIN Aus Anlaß des Univerfitäts-
jubiläums verlieh die Philofophifche Fakultät
u. a. den Dr. hon. c. an den Bildhauer Prof.
Tuaillon und den Maler Grafen Leopold von
Kalckreuth, ferner an den bekannten Kunftfreund
und Sammler James Simon, während die Me-
dizinifche Fakultät den Maler Hans Thoma mit
dem Ehrendoktordiplom auszeichnete. Der Or-
dinarius für Kunftgefchichte Prof. Dr. Heinrich
Wölfflin, fowie der außerordentliche Profeffor
der Kunftgefchichte Dr. Adolf Frey erhielten den
Charakter als Geheimer Regierungsrat. Svs,
DÄRMSTHDT Für den nach Breslau über-
fiedelnden Prof. Kautsch ift der bisherige Privat-
dozent an der Univerfität Würzburg, Wilhelm
Pinder, vom 1. April 1911 ab zum o. Profeffor
an der Technifchen Hochfchule ernannt worden.
KRAKAU Der mit dem Titel und Charakter
eines ordentlichen Univerfitätsprofeffors beklei-
dete a. o. Profeffor der Kunftgefchichte Dr. Georg
Graf Mycielski wurde zum ordentlichen Pro-
feffor ernannt.
LEIPZIG Ge org Graf Vißthum, bisher
Privatdozent für Kunftgefchichte an der Uni-
verfität, ift am 1. Oktober zum etatsmäßigen
a. o. Profeffor für Kunftgefchichte und Ikono-
graphie des Mittelalters ernannt worden.
PRÄG Dr. Alois Grünwald hat fich als
Privatdozent für Kunftgefchichte an der philo-
fophifchen Fakultät der deutfchen Univerfität in
Prag habilitiert.
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PERUGIA (Sant’Egidio) Die Aufdeckung
und Reftauration der Fresken in der Kirche
Sant’Egidio ift foeben zu Ende geführt worden.
Mehr als 70 ganz oder teilweife erhaltene
Fresken vom Ende des Trecento bis zum An-
fang des Cinquecento find unter der Tünche
zum Vorfchein gekommen. Bemerkenswert ift
ein von Umberto Gnoli (Rassegna d’Ärte umbra
1910, Heft 3, p. 103) dem Fiorenzo di Lorenzo
zugefchriebener Sant’Egidio Vescovo mit der
Infchrift: Hoc opus fecit fieri Mercuccius de
Nicolai de Francisci MCCCCLXXXX3 (sic). Die
übrigen find mehr oder weniger handwerks-
mäßige Votivbilder, wie fie in zahlreichen
Kirchen Umbriens anzutreffen find. B.
PIENZA Während der Wiederherftellungs-
arbeiten an der Kirche Spedaletto in Val d’Orcia
find hinter dem Hochaltar vier Figuren von
Heiligen unter der Tünche zum Vorfchein ge-
kommen, nach dem Urteil des Ispettore dei
Monumenti, Canonico G. B. Mannucci, Arbeiten
eines Sienefer Quattrocentomeifters. B.
PERSONALIEN
CORNELIUS VON FÄBRICZY + im
Älter von 71 Jahren ift diefer ausgezeichnete
Gelehrte am 5. Oktober in Tübingen geftorben.
Als Kenner auf dem Gebiete der italienifchen
Renaiffance hat fich Fabriczg eines befonderen
Rufes erfreut, ja auf einzelnen Gebieten, fo dem
der Medaillen und Plaketten galt er als ein-
wandfreier Spezialift. Seine Monographie über
die Medaillen der italienifchen Renaiffance in
der bekannten Sammlung „Monographien des
Kunftgewerbes“ konnte gleichzeitig auch in Eng-
land aufgelegt werden, wo Fabriczy ebenfalls
großes Änfehen genoß. Das Jahrbuch der kgl.
preuß. Knnftfammlungen hat eine Anzahl feiner
beften Arbeiten publiziert, von denen man wün-
fchen möchte, daß fie jetjt gefammelt heraus-
kämen. 1
WILLEM MARIS + In den fpätenÄbend-
ftunden des 10. Oktober ftarb im Haag ganz
unerwartet Hollands größter moderner Land-
fchaftsmaler, Willem Maris. Am 18. Februar
1844 wurde er als Sohn eines Buchdruckers im
Haag geboren. Schon als kleiner Knabe übte
er fich im Zeichnen der holländifchen Wiefen
mit ihren Kühen. Seine einzigen Lehrer waren
feine beiden älteren Brüder Jacob und Matthijs
1 Einen auf fchriftliche Quellen geftükten authentifchen
Nekro log veröffentlicht Hans Mackowskg demnächft, einem
früheren VVunfch des Verftorbenen folgend, im Repertor.
f. Kunftw. Die Red.
und die Natur. So fuchte und fand er faft allein
feinen Weg zur Kunft. Bereits die früheften
Zeichnungen von ihm zeigen fcharfe Natur-
beobachtung und liebevollftes Sich-vertiefen in
das kleinfte Detail; in ihrer korrekten Zeichen-
weife muten fie uns wie Werke der alten Nieder-
länder an. Später faßt er die Einzelheiten zum
Vorteil des Gefamteindrucks mit feften Strichen
mehr zufammen. Die Merkmale feiner erften
Studienblätter find auch die feiner erften Ge-
mälde; dann aber gewinnen die leuchtenden
Farben der holländifchen Landfchaft die Ober-
hand, bis er fchließlich zu feinem eigentlichften
Künftlerproblem fich durchringt, zur Wiedergabe
des Lichts und der Luft, die von unzähligen
fonnendurchtränkten kleinen Wafferteilchen flim-
mert. Willem Maris ift der Äelbert Cuyp des
19. Jahrhunderts und gehört mit zu denen, die
den Künftlerruhm diefes kleinen Landes auch
für die moderne Malerei begründet haben.
Kurt Erasmus.
BERLIN Aus Anlaß des Univerfitäts-
jubiläums verlieh die Philofophifche Fakultät
u. a. den Dr. hon. c. an den Bildhauer Prof.
Tuaillon und den Maler Grafen Leopold von
Kalckreuth, ferner an den bekannten Kunftfreund
und Sammler James Simon, während die Me-
dizinifche Fakultät den Maler Hans Thoma mit
dem Ehrendoktordiplom auszeichnete. Der Or-
dinarius für Kunftgefchichte Prof. Dr. Heinrich
Wölfflin, fowie der außerordentliche Profeffor
der Kunftgefchichte Dr. Adolf Frey erhielten den
Charakter als Geheimer Regierungsrat. Svs,
DÄRMSTHDT Für den nach Breslau über-
fiedelnden Prof. Kautsch ift der bisherige Privat-
dozent an der Univerfität Würzburg, Wilhelm
Pinder, vom 1. April 1911 ab zum o. Profeffor
an der Technifchen Hochfchule ernannt worden.
KRAKAU Der mit dem Titel und Charakter
eines ordentlichen Univerfitätsprofeffors beklei-
dete a. o. Profeffor der Kunftgefchichte Dr. Georg
Graf Mycielski wurde zum ordentlichen Pro-
feffor ernannt.
LEIPZIG Ge org Graf Vißthum, bisher
Privatdozent für Kunftgefchichte an der Uni-
verfität, ift am 1. Oktober zum etatsmäßigen
a. o. Profeffor für Kunftgefchichte und Ikono-
graphie des Mittelalters ernannt worden.
PRÄG Dr. Alois Grünwald hat fich als
Privatdozent für Kunftgefchichte an der philo-
fophifchen Fakultät der deutfchen Univerfität in
Prag habilitiert.
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