Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0215
DOI issue:
6. Heft
DOI article:Sauerlandt, Max: Bernburger Fayencen
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Äbb. 1. Safe von Fayencevafen mit Chinoiferien Halle a. s., Mufeum für Kunft
in Manganviolett und Blau. Bernburg 1725 und Kunftgewerbe
Höhe der Kruke 27 cm, der Flafchenvafen 32 cm, der Bodenflächen 13,2 bezw. 11 cm
BERNBURGER FHYENCEN Von MAX SHUERLÄNDT
Mit 9 Abbildungen (5 im Text und 4 auf Tafeln)
Daß in Bernburg im erften Drittel des 18. Jahrhunderts eine Fayencemanufaktur be-
fanden hat, ift bisher völlig unbekannt gewefen. Wilhelm Stieda hat im 2. Heft
des X. Bandes der Mitteilungen des Vereins für Anhaltifche Gefchichte und Altertums-
kunde (Deffau 1905) zwar die keramifche Induftrie im Herzogtum Anhalt während des
18. Jahrhunderts ausführlich behandelt, auch ihm aber ift aus fo früher Zeit nur die
Fayencemanufaktur in Zerbft bekannt. Hier knüpfte der aus Hanau gebürtige, damals in
der Braunfchweiger Fabrik tätige Johann Kafpar Ripp1 am 8. Juli 1720 zuerft Verbindun-
gen an, die weiterhin zu dem Vertrage vom 19. Mai 1721 führten, auf dem die Begrün-
dung der Zerbfter Manufaktur beruht. Diefe felbft hat unter wechfelnden Schickfalen das
ganze 18. Jahrhundert hindurch, endlich aus dem Befife des Fürften in Privathände über-
gehend und zu einer Steingut- und Porzellanfabrik umgeftaltet, noch bis zum Jahre 1861
Befand gehabt’.
Spuren keramifcher Induftrie in dem benachbarten Bernburg finden fich nach Stieda in
den Akten erft aus der Zeit Friedrich Alberts, der als Nachfolger Victor Friedrichs im
1 Diefer Joh. Kafpar Ripp oder Rib gehört zu den unftäteften Keramiker-Vaganten des 18. Jahr-
hunderts. Er wurde 1681 geb., heiratet 1702 in Frankfurt, wo er von 1703—1706 nachweisbar ift.
Im Jahre 1710 finden wir ihn in Ansbach — eine Schöffel mit geripptem Rande, die neben der
Bezeichnung C. Rib die Jahrzahl 1711 zeigt, hat Äuguft Stoehr im Cicerone I, S. 659 f. publiziert —
1712 ift er in Nürnberg bei der Begründung der dortigen Fayencemanufaktur beteiligt. In Zerbft
gab er an, feine Kunft in Holland erlernt zu haben.
- Stieda, W., Die keramifche Induftrie im Herzogtum Anhalt während des 18. Jahi hunderts.
A. a. O. S. 184—283.
Der Cicerone, II. Jahrg., 6. Heft- 14
181
in Manganviolett und Blau. Bernburg 1725 und Kunftgewerbe
Höhe der Kruke 27 cm, der Flafchenvafen 32 cm, der Bodenflächen 13,2 bezw. 11 cm
BERNBURGER FHYENCEN Von MAX SHUERLÄNDT
Mit 9 Abbildungen (5 im Text und 4 auf Tafeln)
Daß in Bernburg im erften Drittel des 18. Jahrhunderts eine Fayencemanufaktur be-
fanden hat, ift bisher völlig unbekannt gewefen. Wilhelm Stieda hat im 2. Heft
des X. Bandes der Mitteilungen des Vereins für Anhaltifche Gefchichte und Altertums-
kunde (Deffau 1905) zwar die keramifche Induftrie im Herzogtum Anhalt während des
18. Jahrhunderts ausführlich behandelt, auch ihm aber ift aus fo früher Zeit nur die
Fayencemanufaktur in Zerbft bekannt. Hier knüpfte der aus Hanau gebürtige, damals in
der Braunfchweiger Fabrik tätige Johann Kafpar Ripp1 am 8. Juli 1720 zuerft Verbindun-
gen an, die weiterhin zu dem Vertrage vom 19. Mai 1721 führten, auf dem die Begrün-
dung der Zerbfter Manufaktur beruht. Diefe felbft hat unter wechfelnden Schickfalen das
ganze 18. Jahrhundert hindurch, endlich aus dem Befife des Fürften in Privathände über-
gehend und zu einer Steingut- und Porzellanfabrik umgeftaltet, noch bis zum Jahre 1861
Befand gehabt’.
Spuren keramifcher Induftrie in dem benachbarten Bernburg finden fich nach Stieda in
den Akten erft aus der Zeit Friedrich Alberts, der als Nachfolger Victor Friedrichs im
1 Diefer Joh. Kafpar Ripp oder Rib gehört zu den unftäteften Keramiker-Vaganten des 18. Jahr-
hunderts. Er wurde 1681 geb., heiratet 1702 in Frankfurt, wo er von 1703—1706 nachweisbar ift.
Im Jahre 1710 finden wir ihn in Ansbach — eine Schöffel mit geripptem Rande, die neben der
Bezeichnung C. Rib die Jahrzahl 1711 zeigt, hat Äuguft Stoehr im Cicerone I, S. 659 f. publiziert —
1712 ift er in Nürnberg bei der Begründung der dortigen Fayencemanufaktur beteiligt. In Zerbft
gab er an, feine Kunft in Holland erlernt zu haben.
- Stieda, W., Die keramifche Induftrie im Herzogtum Anhalt während des 18. Jahi hunderts.
A. a. O. S. 184—283.
Der Cicerone, II. Jahrg., 6. Heft- 14
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