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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0059

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VERMISCHTES ° LITERATUR

haberei“ fpekuliert immer noch mit der Kritik-
lofigkeit feines weiteren Leferkreifes und mit
der Nachficht des Redakteurs, der feine Unver-
antwortlichkeiten verantwortlich zeichnet.

Ein verlorenes Spiel- H.V.

ROM Die große neue Erwerbung des Ther-
menmufeums, die märchenhaft fchöne Statue von
Änzio läßt die Gemüter nicht zur Ruhe kommen.
Viele verfuchen fich an der bisher nicht ganz
voll befriedigend gelungenen Deutung. So hat
leßthin Comparetti fie in der Florentiner Zeit-
fchrift „Marzocco“ als Caffandra erklärt. Er
ftüßt fich auf antike Dramatikertexte, die aber
zu allem eher als zu diefer Skulptur paffen.
Profeffor Löwg hat, von zwei römifchen Jour-
naliften interviewt, mit Recht auf die Unhaltbar-
keit der Deutung Comparettis hingewiefen. Nun
melden fich auch die modernen Künftler, welche
bis jeßt gefchwiegen haben. In einer Zufchrift an
die „Tribuna“ vom 24. Dez. hebt Ä. Simonetti,
der Maler und Antiquar, hervor, daß feiner Än-
ficht nach die Skulptur unzweifelhaft männlich
fei und daß fie einen Tempelknaben vorftelle.
Wie man fieht, wird die Frage der Benennung
immer komplizierter. Unleugbar liegt ein großer
Teil des Zaubers der Skulptur gerade in ihrem
Rätfelhaften, Unbeftimmten. L. P.

ZUM, SCHUTZ DER KIRCHEN-
SCHÄTZE Der preußifche Kultusminifter hat
an die fämtlichen Bifchöfe ein Rundfchreiben ge-
richtet, worin erfucht wird, die Kirchenvorftände
auf die Notwendigkeit der vorherigen ftaatlichen
Genehmigung zur Veräußerung von kirchlichen
Gegenftänden, die einen gefchichtliehen, wiffen-
fchaftlichen oder Kunftwert haben, nochmals ein-
dringlich und unter Verweifung auf die zivil-
rechtliche Haftung der Mitglieder der Kirchen-
vorftände für die Vermögensnachteile der Kir-
chengemeinden aufmerkfam machen zu wollen.
Neuerdings find wieder Fälle zur Kenntnis des
Minifters gelangt, in denen Kirchenvorftände den
Verkauf wertvoller kirchlicher Kunftgegenftände
ohne ftaatliche Genehmigung befchloffen haben.
Wenn dem Rundfchreiben nun auch wirklich —
wo nötig — Nachdruck geliehen wird, fo könnte
man mit der Fürforge des Kultusminifteriums in
Preußen fehr zufrieden fein und dasfelbe auch
den zuftändigen Stellen in den anderen Bundes-
ftaaten empfehlen.

ZÜRICH Maler Hans Brühlmann in Stutt-
gart, ein geborener Schweizer, erhielt den Auf-
trag, die Loggia der neuen von Mofer erbauten

Kunfthalle in Zürich mit Monumentalgemälden
zu fchmücken. Geplant find drei größere Grup-
pen, fowie eine Reihe von Einzelgeftalten.’1

B—m.

Herr Dr. Reiche bittet uns um Aufnahme fol-
gender Berichtigung zu feinem Auffaß über das
Rheinifche Provinzial-Mufeum zu Bonn, in Nr. 23,
I. Jahrg., wo es auf Seite 724 in Zeile 26 heißen
muß ftatt „die Erkenntnis wächft“: „in der Er-
kenntnis“.

Gleichzeitig gibt er folgenden Nachtrag: Von
der nach Bonn überführten Wefendonk-Galerie
find im Kaifer Friedrich-Mufeum zu Berlin fol-
gende Gemälde zurückgeblieben :LorenzoCofta,
Heilige Familie; Joachim Patinier, Landfchaft
mit Jagd; Adriaen van Oftade, Tanz auf der
Dorfftraße; Jacob van Ruisdael, Ruine im
Walde; Jan Vermeer van Haarlem, Fernficht
über Dünen; Meindert Hobbema (nach Cohen
ebenfalls Jan Vermeer van Haarlen), Dorfftraße.

LITERATUR

Rembrandt-Zeichnungen im Budapefter Mufe-
um der bildenden Künfte. 26 bisher unveröff.
Blätter in Lichtdruck, herausgegeben von GA-
BRIEL v. TEREY. Verlag K. W. Hierfemann,
Leipzig. Preis 110 M., ab 15. Jan. 200 M.

Von den auf uns gekommenen Zeichnungen
Rembrandts, deren Zahl etwa 1200 betragen mag,
find bis jeßt über 600 publiziert worden. Diefen
fchließt fich die neue Mappe an, die Handzeich-
nungenbringt, die felbft bei der Fachwiffenfchaft
nur wenig bekannt und von denen nur ein
paar — und zwar in fehr verkleinertem Maß-
gabe und nur fchwarz — bisher reproduziert
worden find. Die Mehrzahl, alles wundervolle
Blätter, ift noch vollftändig unbekannt, es feien
hier nur die Bildniffe der Safkia und desLie-
ven Coppenol, ferner die große Kompofition:
Jofeph und feine Brüder bei den Herden
von Dothan, der herrliche weibliche Akt
und die drei Löwenzeichnungen genannt.

Die Reproduktion ift originalgetreu und in vor-
züglichem Lichtdruck ausgeführt.

Im Frühjahr erfcheint bei F. Bruckmann Ä.-G.,
München, in einer befchränkten numerierten
Auflage ein zweibändiges Werk über FRANKEN-
THALER PORZELLAN von Konfervator Dr.
Friedrich H. Hofmann mit Abbildungen von
an die 600 Figuren, Gruppen ufw. DerSubfkrip-
tionspreis wird etwa 100—120 M. betragen. Wir
verfehlen nidrt, die Porzellanfammler fchon jeßt
auf die monumentale Publikation aufmerkfam zu
machen.

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