KLEINE NACHRICHTEN
von gelammelten Kunftmöbeln, Teppichen, Bil-
dern ufw. darin untergebracht. Die Auktion fand
an Ort und Stelle ftatt, und dies wie die nicht
gerade günftige Zeit verurfachten es wohl, daß
die Preife verhältnismäßig keine allzu hohen
waren. Das Gefamtergebnis belief fich auf
£ 13560. Freilich gingen die Bilder wohl auch
unter zu hochtönenden Namen (Zurbaran, Bol,
Mabufe ufw.), und die Kunftmöbel waren wohl
zum Teil nicht völlig intakt. Folgende Preife
feien vermerkt: Porträt des Lord James Hay,
datiert 1628, dem Mierveldt zugefchrieben, 85 gs.;
„White Bull“ von Paul Potter, aus der Kollek-
tion des Duc de Praslin, 56 gs.; einige Glas-
malereien je 50 gs. Eine Bettftelle aus der
Elifabethzeit (in Walter Scotts „Rockeby“ er-
wähnt), 425 gs.; eine Chippendale Bettftelle, 90 gs.;
eine Bettftelle, König Jakob, £ 35; verfchiedene
englifche Stühle je 54 gs.; ein Sofa, Zeit Karls II.,
86 gs.; ein Refektoriumtifch, frühes 17. Jahr-
hundert, 200 gs.; ein großer Schrank (armoire),
deutfch, 16. Jahrhundert, 70 gs.; ein dito, vlä-
mifch, 17. Jahrhundert, 55 gs.; ein dito, franzö-
pfdi, frühes 17. Jahrhundert, 43 gs.; ein Re-
naiffancekabinett, franzöfifch, 260 gs.; ein alt—
chinefifches Kabinett in fchwarz und goldner
Lackarbeit, 135 gs.; ein Teppich mit Arabesken,
72 gs.; ein alter Perferleppich, 90 gs. F.
KLEINE NACHRICHTEN
DIE BEIDEN REMBRÄNDTS BEI
ÄGNEIÄT ÄND SONS Ergänzend zu un-
ferer Notiz im legten Cicerone erhalten wir aus
LONDON folgende Zufchrift:
Von den beiden kürzlich vonÄgnew um einen
enormen Preis erworbenen Rembrandt-Bildern
aus dem Befig der Princesse de Broglie war
bisher nur das eine weiteren Kreifen bekannt.
Das größere der beiden Bilder „Der Raub der
Europa“, das als Pendant zu dem bekannten
„Raub der Proferpina“ im Kaifer Friedrich-
Mufeum zu Berlin gemalt worden zu fein fcheint,
ftammt wie diefes aus dem Jahre 1632 und ift
datiert und voll figniert mit der Unterfchrift
„Rt. VanRyn“. Die Gefchichte des Bildes reicht
dagegen nicht foweit zurück wie die der „Pro-
ferpina“. Wahrfcheinlich bildete es einen Teil
der berühmten Verweigerung der Mme. la Com-
tesse de Verrue, die in Paris im Frühjahre 1737
ftattfand. Der dafür erzielte Preis betrug 611
livres, eine für jene Tage immerhin bedeutende
Summe. Auch John Smith hat es in feinem
„Catalogue Raisonne“ unter Nr. 188 aufgeführt,
aber Smith wird das Bild, der dürftigen Be-
fdireibung nach zu urteilen, kaum gefehen haben.
Es taucht erft auf der Auf fehen erregenden Ver-
weigerung alter Meifter aus der Sammlung des
Duc de Morny im Jahre 1865 wieder auf, und
von hier ift es in die Sammlung De Broglie
gekommen. Eine Abbildung des Stückes be-
ßndet fich übrigens in dem bekannten Bande
der „Klaffiker der Kunft“.
Das andere Bild, ein Männerporträt, datiert vom
Jahre 1630, ift den frühen radierten Selbftpor-
träts Rembrandts fo auffallend ähnlich, daß es
viele für fein Selbftporträt halten; andere Be-
urteiler aber glauben, daß es fich bei genauerer
Vergleichung vielleicht doch eher als das Porträt
des Bruders Rembrandts herausftellen könnte. Es
wird auf jeden Fall als ein hochbedeutendes Mei-
fterwerk der Porträtkunft bezeichnet. Es ftellt
einen jungen [Mann im dreiviertel Profil dar mit
hellem Schnurrbart, eine fchwarze Müge, an der
eine fchwarze Feder befestigt ift, auf dem Haupt.
Er trägt eine Halsberge und goldene Kette, und
hält die Hände über dem Knauf feines Schwertes
gefaltet. Die Holztafel ift 24,/2Xl81/2 inches im
Umfang und ovalen Formats. — Beide Bilder
befinden fich momentan in London und dürften
wohl in Meffrs. Ägnews Herbftausftellung aus-
geftellt werden, ehe fie in andere Hände über-
gehen. Über ihr fpäteres Schickfal verlautet
noch nichts. F.
BRÜSSEL Hier tagte im Änfchluß an die
hiefige Äusftellung der ßämifchen Kunft des
17. Jahrhunderts ein Kunfthiftorifcher Kon-
greß vom 24. bis 27. Äuguft. Die Teilnahme
des Auslandes war mäßig; es erfchienen von
Mufeumsleitern die Konfervatoren der Samm-
lungen von Petersburg, Peft und Leyden. In den
Sigungen wurden Interna befprochen, wie z. B.
die Fragen des Eintrittsgeldes, die Bedeckung
kleinerer Bilder mit Glas, die Sicherheitsvorkeh-
rungen gegen Feuer (da in den belgifdien Mu-
feen veraltete Heizungsfyfteme beftehen), Durch-
fägung von folchen Bildern, die auf beiden
Seiten einer Holztafel bemalt find u. a. m. Herr
Hulin-Gent hielt einen Vortrag über den Ein-
fluß Caravaggios auf Rubens und deffen Zeit-
genoffen; Herr van Overloop fprach über die
Spigenkunft des 17. Jahrhunderts, Herr Deftree
über Elfenbeinfkulpturen derselben Epoche. Herr
Hymans empfahl die verdienftvolle Abteilung
der Stiche und Radierungen der Äusftellung,
welche Herrn vanBaftelaer zu danken ift (auf
die der „Cicerone“ bereits hingewiefen hat). —
Die Kongreßmitglieder machten Ausflüge nach
Antwerpen und Brügge und befichtigten die
hieflge Bildergalerie des Herzogs von Ären-
berg. F. M.
601
von gelammelten Kunftmöbeln, Teppichen, Bil-
dern ufw. darin untergebracht. Die Auktion fand
an Ort und Stelle ftatt, und dies wie die nicht
gerade günftige Zeit verurfachten es wohl, daß
die Preife verhältnismäßig keine allzu hohen
waren. Das Gefamtergebnis belief fich auf
£ 13560. Freilich gingen die Bilder wohl auch
unter zu hochtönenden Namen (Zurbaran, Bol,
Mabufe ufw.), und die Kunftmöbel waren wohl
zum Teil nicht völlig intakt. Folgende Preife
feien vermerkt: Porträt des Lord James Hay,
datiert 1628, dem Mierveldt zugefchrieben, 85 gs.;
„White Bull“ von Paul Potter, aus der Kollek-
tion des Duc de Praslin, 56 gs.; einige Glas-
malereien je 50 gs. Eine Bettftelle aus der
Elifabethzeit (in Walter Scotts „Rockeby“ er-
wähnt), 425 gs.; eine Chippendale Bettftelle, 90 gs.;
eine Bettftelle, König Jakob, £ 35; verfchiedene
englifche Stühle je 54 gs.; ein Sofa, Zeit Karls II.,
86 gs.; ein Refektoriumtifch, frühes 17. Jahr-
hundert, 200 gs.; ein großer Schrank (armoire),
deutfch, 16. Jahrhundert, 70 gs.; ein dito, vlä-
mifch, 17. Jahrhundert, 55 gs.; ein dito, franzö-
pfdi, frühes 17. Jahrhundert, 43 gs.; ein Re-
naiffancekabinett, franzöfifch, 260 gs.; ein alt—
chinefifches Kabinett in fchwarz und goldner
Lackarbeit, 135 gs.; ein Teppich mit Arabesken,
72 gs.; ein alter Perferleppich, 90 gs. F.
KLEINE NACHRICHTEN
DIE BEIDEN REMBRÄNDTS BEI
ÄGNEIÄT ÄND SONS Ergänzend zu un-
ferer Notiz im legten Cicerone erhalten wir aus
LONDON folgende Zufchrift:
Von den beiden kürzlich vonÄgnew um einen
enormen Preis erworbenen Rembrandt-Bildern
aus dem Befig der Princesse de Broglie war
bisher nur das eine weiteren Kreifen bekannt.
Das größere der beiden Bilder „Der Raub der
Europa“, das als Pendant zu dem bekannten
„Raub der Proferpina“ im Kaifer Friedrich-
Mufeum zu Berlin gemalt worden zu fein fcheint,
ftammt wie diefes aus dem Jahre 1632 und ift
datiert und voll figniert mit der Unterfchrift
„Rt. VanRyn“. Die Gefchichte des Bildes reicht
dagegen nicht foweit zurück wie die der „Pro-
ferpina“. Wahrfcheinlich bildete es einen Teil
der berühmten Verweigerung der Mme. la Com-
tesse de Verrue, die in Paris im Frühjahre 1737
ftattfand. Der dafür erzielte Preis betrug 611
livres, eine für jene Tage immerhin bedeutende
Summe. Auch John Smith hat es in feinem
„Catalogue Raisonne“ unter Nr. 188 aufgeführt,
aber Smith wird das Bild, der dürftigen Be-
fdireibung nach zu urteilen, kaum gefehen haben.
Es taucht erft auf der Auf fehen erregenden Ver-
weigerung alter Meifter aus der Sammlung des
Duc de Morny im Jahre 1865 wieder auf, und
von hier ift es in die Sammlung De Broglie
gekommen. Eine Abbildung des Stückes be-
ßndet fich übrigens in dem bekannten Bande
der „Klaffiker der Kunft“.
Das andere Bild, ein Männerporträt, datiert vom
Jahre 1630, ift den frühen radierten Selbftpor-
träts Rembrandts fo auffallend ähnlich, daß es
viele für fein Selbftporträt halten; andere Be-
urteiler aber glauben, daß es fich bei genauerer
Vergleichung vielleicht doch eher als das Porträt
des Bruders Rembrandts herausftellen könnte. Es
wird auf jeden Fall als ein hochbedeutendes Mei-
fterwerk der Porträtkunft bezeichnet. Es ftellt
einen jungen [Mann im dreiviertel Profil dar mit
hellem Schnurrbart, eine fchwarze Müge, an der
eine fchwarze Feder befestigt ift, auf dem Haupt.
Er trägt eine Halsberge und goldene Kette, und
hält die Hände über dem Knauf feines Schwertes
gefaltet. Die Holztafel ift 24,/2Xl81/2 inches im
Umfang und ovalen Formats. — Beide Bilder
befinden fich momentan in London und dürften
wohl in Meffrs. Ägnews Herbftausftellung aus-
geftellt werden, ehe fie in andere Hände über-
gehen. Über ihr fpäteres Schickfal verlautet
noch nichts. F.
BRÜSSEL Hier tagte im Änfchluß an die
hiefige Äusftellung der ßämifchen Kunft des
17. Jahrhunderts ein Kunfthiftorifcher Kon-
greß vom 24. bis 27. Äuguft. Die Teilnahme
des Auslandes war mäßig; es erfchienen von
Mufeumsleitern die Konfervatoren der Samm-
lungen von Petersburg, Peft und Leyden. In den
Sigungen wurden Interna befprochen, wie z. B.
die Fragen des Eintrittsgeldes, die Bedeckung
kleinerer Bilder mit Glas, die Sicherheitsvorkeh-
rungen gegen Feuer (da in den belgifdien Mu-
feen veraltete Heizungsfyfteme beftehen), Durch-
fägung von folchen Bildern, die auf beiden
Seiten einer Holztafel bemalt find u. a. m. Herr
Hulin-Gent hielt einen Vortrag über den Ein-
fluß Caravaggios auf Rubens und deffen Zeit-
genoffen; Herr van Overloop fprach über die
Spigenkunft des 17. Jahrhunderts, Herr Deftree
über Elfenbeinfkulpturen derselben Epoche. Herr
Hymans empfahl die verdienftvolle Abteilung
der Stiche und Radierungen der Äusftellung,
welche Herrn vanBaftelaer zu danken ift (auf
die der „Cicerone“ bereits hingewiefen hat). —
Die Kongreßmitglieder machten Ausflüge nach
Antwerpen und Brügge und befichtigten die
hieflge Bildergalerie des Herzogs von Ären-
berg. F. M.
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