Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0360
DOI issue:
9. Heft
DOI article:Stoehr, August: Ein Frühwerk der Durlacher Fayencefabrik
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0360
EIN FRÜHWERK DER DURLÄCHER FÄY-
ENCEFÄBRIK Von ÄUGUST STÖHR
Zu den wandernden „Porzellain“ Arcaniften, wie fie im 18. Jahrhundert in Deutfchland
überall auftauchten, gehört auch Johann Heinrich Wachenfeldt. Er ift am 5. März
des Jahres 1694 zu Wolfhagen bei Kaffel geboren worden.
Teinturier in feinen „Recherches sur les anciennes manufactures de porcelaine et
faience“ hat mit aller Beftimmtheit angenommen, daß er in Meißen gearbeitet hätte, nach
Änsbach entflohen fei, und feit dem Jahre 1719 in Straßburg mit der Herftellung von Por-
zellan befchäftigt gewefen wäre.
Diefe Annahmen hat Ern ft Zimmermann1 nun wohl endgültig richtig geftellt. Er hat
nachgewiefen, daß bis zum Jahre 1719, wo Wachenfeldt bereits in Straßburg erfcheint,
gar kein Arbeiter diefes Namens in Meißen tätig gewefen ift; ebenfowenig kann damals
in Straßburg echtes Porzellan hergeftellt worden fein, denn der Begründer wird fogar
geradezu „Faiencier oder Porzellangefchirrmacher“ genannt.
Nur fo viel ift ficher, daß Wachenfeldt im Jahre 1717 in der markgräflichen Fayence-
fabrik in Ansbach befchäftigt und bereits verheiratet war, da laut einem Eintrag im
Ansbacher Totenregifter, dem „Porzlin-Maler“ Johann Heinrich Wachenfeldt am 6. Mai
1717 ein Kind geftorben ift.
Es liegt die Vermutung zu nahe, um fie nicht zum Ausdruck zu bringen, daß unfer
Wachenfeldt in der Fayencefabrik zu Kaffel, die bereits im Jahre 1680 errichtet worden
war, als Lehrling eingetreten fein könne, und fich dort jene Erfahrungen gefammelt habe,
die ihn dazu befähigten, nicht nur Fayence zu bemalen, fondern auch zu verfertigen.
In Ansbach hat er fich wohl feinen malerifchen Formenfehaß für fpätere Zeiten er-
worben, obwohl er fich dort nicht fehr lange aufgehalten haben kann, denn 1719 finden
wir ihn in Straßburg, wo er ein Jahr fpäter in der von Carl Franz Hannong 1709 ge-
gründeten Tabakspfeifenfabrik mit der Herftellung von „Porzellain“ befchäftigt war. Aber
auch dort hielt es ihn nicht lange. Er hatte in Durlach zwei vermögende Bürger gefunden,
die Willens waren, mit ihm eine „PorzelIain“-Fabrik ins Leben zu rufen. Der Hofgold-
fchmied Johann Ernft Croll, der Handelsmann Ernft Friedrich Fein und Wachenfeldt rich-
1 Die Erfindung und Frühzeit des Meißener Porzellans.
310
Bezeichnung auf dem Boden der Platte, vierfach vergrößert
ENCEFÄBRIK Von ÄUGUST STÖHR
Zu den wandernden „Porzellain“ Arcaniften, wie fie im 18. Jahrhundert in Deutfchland
überall auftauchten, gehört auch Johann Heinrich Wachenfeldt. Er ift am 5. März
des Jahres 1694 zu Wolfhagen bei Kaffel geboren worden.
Teinturier in feinen „Recherches sur les anciennes manufactures de porcelaine et
faience“ hat mit aller Beftimmtheit angenommen, daß er in Meißen gearbeitet hätte, nach
Änsbach entflohen fei, und feit dem Jahre 1719 in Straßburg mit der Herftellung von Por-
zellan befchäftigt gewefen wäre.
Diefe Annahmen hat Ern ft Zimmermann1 nun wohl endgültig richtig geftellt. Er hat
nachgewiefen, daß bis zum Jahre 1719, wo Wachenfeldt bereits in Straßburg erfcheint,
gar kein Arbeiter diefes Namens in Meißen tätig gewefen ift; ebenfowenig kann damals
in Straßburg echtes Porzellan hergeftellt worden fein, denn der Begründer wird fogar
geradezu „Faiencier oder Porzellangefchirrmacher“ genannt.
Nur fo viel ift ficher, daß Wachenfeldt im Jahre 1717 in der markgräflichen Fayence-
fabrik in Ansbach befchäftigt und bereits verheiratet war, da laut einem Eintrag im
Ansbacher Totenregifter, dem „Porzlin-Maler“ Johann Heinrich Wachenfeldt am 6. Mai
1717 ein Kind geftorben ift.
Es liegt die Vermutung zu nahe, um fie nicht zum Ausdruck zu bringen, daß unfer
Wachenfeldt in der Fayencefabrik zu Kaffel, die bereits im Jahre 1680 errichtet worden
war, als Lehrling eingetreten fein könne, und fich dort jene Erfahrungen gefammelt habe,
die ihn dazu befähigten, nicht nur Fayence zu bemalen, fondern auch zu verfertigen.
In Ansbach hat er fich wohl feinen malerifchen Formenfehaß für fpätere Zeiten er-
worben, obwohl er fich dort nicht fehr lange aufgehalten haben kann, denn 1719 finden
wir ihn in Straßburg, wo er ein Jahr fpäter in der von Carl Franz Hannong 1709 ge-
gründeten Tabakspfeifenfabrik mit der Herftellung von „Porzellain“ befchäftigt war. Aber
auch dort hielt es ihn nicht lange. Er hatte in Durlach zwei vermögende Bürger gefunden,
die Willens waren, mit ihm eine „PorzelIain“-Fabrik ins Leben zu rufen. Der Hofgold-
fchmied Johann Ernft Croll, der Handelsmann Ernft Friedrich Fein und Wachenfeldt rich-
1 Die Erfindung und Frühzeit des Meißener Porzellans.
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Bezeichnung auf dem Boden der Platte, vierfach vergrößert