KÖLN Der bekannte Hiftorienmaler Prof. Jo-
hannes NiefJen ift kürzlich hier im Älter von
89 Jahren geftorben. Mit ihm ift ein Stück
rheinifcher künftlerifcher Tradition dahinge-
gangen, denn er war gebürtiger Kölner und
hatte unter Keller und Sohn auf der Düffel-
dorfer Akademie ftudiert. 1846 vollendete er
fein erftes großes Werk „Die Verftoßung der
Cordelia“. Nach einem mehrjährigen römifchen
Aufenthalt erhielt er 1858 einen Ruf als Lehrer
nach Weimar. Seine Haupttätigkeit aber ent-
faltete er in Köln, wo er von 1866—1890 Kon-
fervator am Wallraf-Richarß-Mufeum war. Als
folcher gab er 1869 den Katalog der Sammlung
heraus. Befonders hat fich Nieffen das Kunft-
handwerk in feiner Vaterftadt angelegen fein
laffen. Er leitete 20 Jahre lang unentgeltlich
eine Zeichenfchule. Künftlerifch war er Ver-
treter der alten Zeit und um feiner Leitungen
willen wird ihn die Gefchichte kaum notieren.
Seine religiöfen Bilder, feine Landfchaften und
nicht zuleßt feine Porträts ßnd nur feiten frei
von Konvention und Schematismus gewefen.
KRÄKÄU Die an der Jagellonifchen Univer-
fität von Dr. Maryan Sokolowski befeßte
Profeffur für Kunftgefchichte bleibt nach deffen
Rücktritt vorderhand vakant. Doch werden
feine Vorlefungen von Herrn J. Pagaczewski,
Kuftoden des Muzeum Narodowe, vertretungs-
weife fortgefeßt werden. P. E.
LONDON Ende Äuguft ftarb der Earl
Spencer ofÄlthorp, Befißer einer berühmten
Gemäldegalerie, die in Älthorp untergebracht ift.
Hauptftücke der an den großen englifchen Mei-
ftern reichen Sammlung find mehrere Van Dy cks
aus deffen verfchiedenen Perioden, darunter der
frühe „St. Matthäus“, der einer Serie: „Chriftus
und die Apoftel“ angehört, die nun in verfchie-
denen Galerien verftreut ift, ferner: „Dädalus
und Icarus“, ebenfalls ein frühes Stück; fodann
das Doppelporträt „George Digby, second Earl
of Bristol, and William Rüssel, fifth Earl of
Bedford“ aus dem Jahre 1633, das 1899 in Ant-
werpen auf der Van Dyckausftellung zu fehen
war; ferner „Dorothy, Countess of Leicester“
und „Dorothy Sidney, Countess of Sunderland“.
Auch von Rubens enthält die Sammlung einige
Werke und drei fpäte Stücke von Rembrandt,
das „Porträt eines Knaben“, „Frau mit Blumen“
(1660) und die fignierte und datierte „Befchnei-
dung“ (1661). Auch Franz Hals ift in ihr ver-
treten. F.
MOSKAU Zum Direktor des Rumianßew-
Mufeums ift an Stelle des zurückgetretenen Pro-
PERSONALIEN o VERMISCHTES
feffors Zwetajew, Fürft W. Golißin ernannt
worden.
Im Älter von 46 Jahren verfchied plößlich der
Maler Serg ej W. Iwanow, Mitglied des Künft-
lerverbands „Sfojus“ und feit einem Jahrzehnt
Profeffor an der Moskauer Kunftfchule. Iwanow
war in erfter Reihe Genreift und wußte in gleich
treffender Weife die charakteriftifche Note mo-
dernen, ruffifchen Volkslebens zu erfaffen, wie
in das Wefen der hiftorifchen Vergangenheit
einzudringen. Die breit und temperamentvoll
gemalten hiftorifchen Sittenbilder des verdor-
benen Künftlers gehören zum beften, was die
neuere ruffifche Malerei in diefer Richtung her-
vorgebracht hat. P. E.
ROM Corrado Ricci hat zur allgemeinen Zu-
friedenheit feine Demiffion als Generaldirektor
zurückgezogen.
WIEN Zu Mitgliedern der „Zentralkommiffion
für Erforfchung und Erhaltung der Kunft- und
hiftorifchen Denkmale“ wurden ernannt: der
Profeffor an der Wiener Univerfität Dr. Moriß
Hoernes und der Direktor der Modernen Ga-
lerie Dr. Friedrich Dörnhöffer.
VERMISCHTES
ÄSSISI Im Aufträge des Unterrichtsminifte-
riums werden jeßt durch den Photographen
Gargiolli Einzelaufnahmen der Glasgemälde in
San Francesco angefertigt. B.
BERLIN Zu einem Wettbewerb um die Er-
bauung des Neuen Königlichen Opernhaufes,
für welches, wie verlautet, nun endgültig das
bisher von dem alten Krollfchen Theater (dem
jeßigen Neuen König], Operntheater) eingenom-
mene Terrain auserfehen ift, erlaffen die zu-
ftändigen Behörden zum 1. September ein Preis-
ausfchreiben, das fich in der Form eines engeren
Wettbewerbes darftellt. Zur Teilnahme aufge-
fordert find die Herren Genzmer, Fürftenau, Ihne,
die Stadtbauräte Hoff mann und Seeling, Baurat
Karft aus Kaffel und die Profefforen Thierfdh
und Littmann in München. Es ift dringend zu
wünfchen, daß die Arbeiten der Geladenen auch
der Beurteilung weiterer Kreife zugänglich ge-
macht werden: ein Wettbewerb von folcher Be-
deutung wie der vorliegende erfordert eine
von jeder Einfeitigkeit freie Entfcheidung, von
den technifchen Fragen abgefehen, einzig nach
dem Gefichtspunkte der künftlerifchen Qualität.
— Falls die Meldung von der Wahl des Bau-
plaßes am Königsplaß zutrifft, erledigt fich
ein kürzlich von einigen Architekten in einer
Brofchüre vertretenes Projekt, den Neubau
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hannes NiefJen ift kürzlich hier im Älter von
89 Jahren geftorben. Mit ihm ift ein Stück
rheinifcher künftlerifcher Tradition dahinge-
gangen, denn er war gebürtiger Kölner und
hatte unter Keller und Sohn auf der Düffel-
dorfer Akademie ftudiert. 1846 vollendete er
fein erftes großes Werk „Die Verftoßung der
Cordelia“. Nach einem mehrjährigen römifchen
Aufenthalt erhielt er 1858 einen Ruf als Lehrer
nach Weimar. Seine Haupttätigkeit aber ent-
faltete er in Köln, wo er von 1866—1890 Kon-
fervator am Wallraf-Richarß-Mufeum war. Als
folcher gab er 1869 den Katalog der Sammlung
heraus. Befonders hat fich Nieffen das Kunft-
handwerk in feiner Vaterftadt angelegen fein
laffen. Er leitete 20 Jahre lang unentgeltlich
eine Zeichenfchule. Künftlerifch war er Ver-
treter der alten Zeit und um feiner Leitungen
willen wird ihn die Gefchichte kaum notieren.
Seine religiöfen Bilder, feine Landfchaften und
nicht zuleßt feine Porträts ßnd nur feiten frei
von Konvention und Schematismus gewefen.
KRÄKÄU Die an der Jagellonifchen Univer-
fität von Dr. Maryan Sokolowski befeßte
Profeffur für Kunftgefchichte bleibt nach deffen
Rücktritt vorderhand vakant. Doch werden
feine Vorlefungen von Herrn J. Pagaczewski,
Kuftoden des Muzeum Narodowe, vertretungs-
weife fortgefeßt werden. P. E.
LONDON Ende Äuguft ftarb der Earl
Spencer ofÄlthorp, Befißer einer berühmten
Gemäldegalerie, die in Älthorp untergebracht ift.
Hauptftücke der an den großen englifchen Mei-
ftern reichen Sammlung find mehrere Van Dy cks
aus deffen verfchiedenen Perioden, darunter der
frühe „St. Matthäus“, der einer Serie: „Chriftus
und die Apoftel“ angehört, die nun in verfchie-
denen Galerien verftreut ift, ferner: „Dädalus
und Icarus“, ebenfalls ein frühes Stück; fodann
das Doppelporträt „George Digby, second Earl
of Bristol, and William Rüssel, fifth Earl of
Bedford“ aus dem Jahre 1633, das 1899 in Ant-
werpen auf der Van Dyckausftellung zu fehen
war; ferner „Dorothy, Countess of Leicester“
und „Dorothy Sidney, Countess of Sunderland“.
Auch von Rubens enthält die Sammlung einige
Werke und drei fpäte Stücke von Rembrandt,
das „Porträt eines Knaben“, „Frau mit Blumen“
(1660) und die fignierte und datierte „Befchnei-
dung“ (1661). Auch Franz Hals ift in ihr ver-
treten. F.
MOSKAU Zum Direktor des Rumianßew-
Mufeums ift an Stelle des zurückgetretenen Pro-
PERSONALIEN o VERMISCHTES
feffors Zwetajew, Fürft W. Golißin ernannt
worden.
Im Älter von 46 Jahren verfchied plößlich der
Maler Serg ej W. Iwanow, Mitglied des Künft-
lerverbands „Sfojus“ und feit einem Jahrzehnt
Profeffor an der Moskauer Kunftfchule. Iwanow
war in erfter Reihe Genreift und wußte in gleich
treffender Weife die charakteriftifche Note mo-
dernen, ruffifchen Volkslebens zu erfaffen, wie
in das Wefen der hiftorifchen Vergangenheit
einzudringen. Die breit und temperamentvoll
gemalten hiftorifchen Sittenbilder des verdor-
benen Künftlers gehören zum beften, was die
neuere ruffifche Malerei in diefer Richtung her-
vorgebracht hat. P. E.
ROM Corrado Ricci hat zur allgemeinen Zu-
friedenheit feine Demiffion als Generaldirektor
zurückgezogen.
WIEN Zu Mitgliedern der „Zentralkommiffion
für Erforfchung und Erhaltung der Kunft- und
hiftorifchen Denkmale“ wurden ernannt: der
Profeffor an der Wiener Univerfität Dr. Moriß
Hoernes und der Direktor der Modernen Ga-
lerie Dr. Friedrich Dörnhöffer.
VERMISCHTES
ÄSSISI Im Aufträge des Unterrichtsminifte-
riums werden jeßt durch den Photographen
Gargiolli Einzelaufnahmen der Glasgemälde in
San Francesco angefertigt. B.
BERLIN Zu einem Wettbewerb um die Er-
bauung des Neuen Königlichen Opernhaufes,
für welches, wie verlautet, nun endgültig das
bisher von dem alten Krollfchen Theater (dem
jeßigen Neuen König], Operntheater) eingenom-
mene Terrain auserfehen ift, erlaffen die zu-
ftändigen Behörden zum 1. September ein Preis-
ausfchreiben, das fich in der Form eines engeren
Wettbewerbes darftellt. Zur Teilnahme aufge-
fordert find die Herren Genzmer, Fürftenau, Ihne,
die Stadtbauräte Hoff mann und Seeling, Baurat
Karft aus Kaffel und die Profefforen Thierfdh
und Littmann in München. Es ift dringend zu
wünfchen, daß die Arbeiten der Geladenen auch
der Beurteilung weiterer Kreife zugänglich ge-
macht werden: ein Wettbewerb von folcher Be-
deutung wie der vorliegende erfordert eine
von jeder Einfeitigkeit freie Entfcheidung, von
den technifchen Fragen abgefehen, einzig nach
dem Gefichtspunkte der künftlerifchen Qualität.
— Falls die Meldung von der Wahl des Bau-
plaßes am Königsplaß zutrifft, erledigt fich
ein kürzlich von einigen Architekten in einer
Brofchüre vertretenes Projekt, den Neubau
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