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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0200
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AUSSTELLUNGEN

Maftenbrock, J. Bosboom, find auch mit feinen
Leitungen vertreten.

Messrs. OBÄCH, 168, NEW BOND STREET.
In Messrs. Obachs Galerie [teilen „die Zwölf“
(The Society of Twelve) aus, zu denen all die
weitbekannten Schwarzweißkünftler Muirhead
Bone, D. Y. Cameron, W. Strang, Legros ufw.
gehören. Sie bieten wiederum vorzügliches; in-
dividuelle Änfchauung und Durchführung ver-
binden fich mit jener ficheren Beherrfchung des
Gegenftandes wie der Darftellungsmittel, daß der
Befchauer wie von felber vom Standpunkt des
Künftlers aus fieht, wertet und genießt. Die
Zwölf führen diesmal einen ganz jungen Künft-
ler, Erneft Ä. Cole erftmals vor, von dem fehr
viel erwartet wird. Vorläufig bietet er nur Vor-
ftudien, aber diefe laffen allerdings auf ein ftar-
kes Talent mit ausgeprägtem Formengefühl
fchließen. Dazu ift die bereits erworbene und
offenbar fchon zum wirklichen Eigentum ver-
arbeitete Kenntnis des menfchlichen Körpers,
feines Muskelfpieles ufw. ganz erftaunlich.

CÄRFAX GALLERY, 24, BURY STREET, ST.
JÄMES’S. Hier werden einige der zarteft befaite-
ten Werke des verdorbenen „ Fächermalers “ Charles
Conder gezeigt, vor allem einige Seidengehänge
für ein Zimmer. Das find als Farbenentwürfe
köftliche Dinge, fehr zart, fehr ladylike; aber
daß Conder fich als Thema zu dem einen Fauft
erwählt, ift betrüblich, denn nur durch völlige
Verwäfferung des Themas konnte er es in diefen
Rahmen zwingen. Man hat Conder manchmal
mit Watteau verglichen, das ftimmt nur info-
fern, als Conder mitten im matter of fact Leben
ein Land der Rofen, der Fefte und Tänze fich
erträumte; aber es ift ein etwas anämifches
Land, als ob das braufende Leben fchon an der
Türe klopfte und Einlaß begehrte.

THE GOUPIL GALLERY, 5, REGENT STREET.
William Shakleton verfucht hier kosmifche und
moralifche Vifionen in Bildformen wiederzugeben,
bedarf aber des begleitenden Wortes zu ihrer
Erklärung, wie es die fogenannte Programm-
mufik tut.

THE FINE ART SOCIETY, 148 NEW BOND
STREET. Frank Dean führt eine große Anzahl
Aquarelle vor, in denen er indifche Städte, Land-
fchaften, Bevölkerungstypen ufw. fchildert. Die
Stücke haben ein ftarkes ftoffliches Intereffe. F.

PARIS Um diefe Jahreszeit ift eine beäng-
ftigende Hochflut kleiner Ausheilungen. Jede
Woche wird eine neue eröffnet. Man eilt hin
und wird immer von neuem enttäufcht. Eine
gleicht der andern. Im Grand Palais haben fich
die „Femmes-peintres“ mit etwa 600 Bildern

und Skulpturen, der „Salon des Orientalistes“
mit etwa 500 Bildern und einigen Skulpturen
und „le Salon moderne“ im gleichen Umfang
inftalliert. In der Galerie Allard tritt eine Künft-
lergruppe „L’acanthe“' auf; bei Georges Petit
„Les arts reunis“; Marcel Levfs, Maurice Cle-
ment und Emile Bernard zeigen ebendort Son-
derausftellungen. Auf etwas höherem Niveau
fteht die fiebente Jahresausftellung der Societe
des peintres „ Paris moderne“, in der einige
hübfche Stadtanfichten und Überfchwemmungs-
fchilderungen zu fehen find. Hat man fich durch
diefe künftlerifdien Gleichgültigkeiten durchge-
arbeitet und landet dann endlich bei Durand-
Ruel, wo die „Societe moderne“ ihre zweite
Ausftellung eröffnet hat, atmet man auf, endlidi
das Ufer derKunft erreicht zu haben. Nicht die
jüngften Bahnbrecher findet man hier, fondern
eine Reihe von Künftlern, die zwifchen den
großen Meiftern von 1880 und den jetzigen Neue-
rern ftehen. Äman-Jean, Besnard und Raffaelli
haben die Patronatfchaft diefes Vereins über-
nommen; fie alle drei find mit dharakteriftifchen
Bildern, die ihrer Künftlerperfönlichkei entfpre-
chen, vertreten. Unter den Jüngeren fuchtÄlcide
Le Beau ernft und erfolgreich ein inneres Gleich-
gewicht zwifchen linearer Gewalt und Tonalität.
Seine Zeichnungen find mit wenigen Mitteln
glücklich gegebene Bewegungsftudien, die innere
Notwendigkeit und leidenfchaftliche Präzifion
verraten und den Wirbel einer Wendung er-
faffen. Neben diefen Arbeiten eines guten Kunft-
willens verblaffen Louis Legrands allzu gefällige
Routiniertheiten, Älluauds [eichte Fortfeßungen
Monets. Georges d’Espagnat tritt als felbft-
bewußter und ficherer Nachfolger der Impreffio-
niften auf, Boutet de Monvel als ein pikanter
Dekorateur. Er hat auch das hübfche Titelblatt
für den Katalog entworfen. Seine Bilder gleichen
immer diefem Illuftrationsftil und haben fich von
den Bedingungen und Gefeßen der Staffelei-
malerei fdion lange ganz entfernt, Piffaros Sohn,
Manzana, der einft Hoffnungen weckte, gleitet
nunmehr nach allzu häufiger Häutung ganz ins
Süßliche.

In der Galerie Bernheim hat Henri Matiffe
62 Gemälde und 22 Zeichnungen vereinigt, die
einen Überblick über fein Schaffen vom Jahre
1895 an gewähren. Henri Matijje ift unftreitig
der willenmächtigfte, gehirnftärkfte Vertreter der
neuen franzöfifchen Künftlergeneration. Mit
eiferner Zähigkeit verfolgt er fein Ziel, mit einem
Ernft ohne gleichen. Seine Senfibilität erfcheint
lebendig in feinen früheften Arbeiten; ße ift es
noch heute in feinen Zeichnungen, in denen fich
eine endgültige Intenfität ausdrückt. Seine Ge-
mälde aus den leßten Jahren weifen eine ftarke,

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