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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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5. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0201

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AUSSTELLUNGEN

kunftgewerbliche Tendenz auf, die heute noch
fo fehr überwiegt, die ganze Darftellung fo fehr
beherrfcht, daß eine Einheit zwifchen der linearen
Sprache und der Tongebung noch nicht erreicht
ift. Sollen wir ihn darum fchelten und mit Lachen
verbittern? Die Intenfität feines Strebens ift fo
gewaltig, daß man allen Grund hat, die Ent-
wicklung diefes heißen Temperaments in Ruhe
abzuwarten.

In der Galerie Druet hat Jules Flandrin eine
köftliche Sonderausftellung zufamengeftellt, die
die glücklichfte Weiterentwicklung diefes Talentes
verkündet, in dem Gleichgewicht und Freiheit
fo maßvoll abgewogen find. Hier leben die
beften Erinnerungen der franzöfifdien Kunft
wieder auf. Wir werden an Pouffin erinnert.
Das Andenken Corots wird lebendig. Aber auch
diefe Kunft hätte ohne die Schöpfungen Äanets,
Monets und Renoirs nicht formuliert werden
können; in der Sgnthefe Flandrinfcher Land-
fchaften und Figuren fchimmern viele Vergangen-
heiten durch. Und doch ift alles das Werk einer
Perfönlichkeit. Keine brutale Wirklichkeit, keine
Überfpannung irgend welcher Theorien, fondern
eine wahre und fchöne Überfettung von Natur-
eindrücken, in denen das Gegenfpiel der Körper-
maffen ,und die Flächen und Linien der Land-
fdhaften weife und gelaffen abgewogen find.
Flandrin wahrt und mehrt feine Ehre von Jahr
zu Jahr.

Im Musee des arts decoratifs fand eine Aus-
heilung japanifcher Holzfchnitte ftatt und gleich-
zeitig eine Zufammenftellung von Touloufe
Lantrecs Lithographien. Beide Veranftaltungen
gaben zu neuen Betrachtungen keinen Anlaß.

Ende Februar fchloffen fidi an diefe Aushei-
lungen kollektive Vorführungen von Ziem bei
Bernheim, Rouault bei Druet, Marcette bei Geor-
ges Petit.

Eine Äusftellung von Zeichnungen und Skulp-
turen des 18. Jahrhunderts foll im Frühjahr 1910
in der Galerie Georges Petit veranftaltet werden.

Mehrere franzöfifche Deputierte beantragten
in der Kammer, der Staat folle eine internationale
Kunftausftellung veranftalten, deren Reingewinn
den Überfchwemmten zugute kommen foll. Es
wurde vom Staat eine Unterftüßung von 10000 fs.
gefordert.

Die Galerie Ällard wird im Winter 1910 eine
retrofpektive Äusftellung von Anders Zorn ver-
anftalten.

Im Musee des arts decoratifs wurde am 4. März
die vierte Kunftgewerbeausftellung eröffnet.

O. G.

WIEN Im Kunftfalon der Hellerfchen Buch-
handlung ift eine größere Kollektion von Zeich-
nungen, Radierungen und Gemälden des in
Stuttgart lebenden Landfehafters Felix Hollen-
berg ausgeftellt. Das Neckartal und der Nieder-
rhein find des Künftlers Domäne. Die weite,
hügelige Landfchaft mit ihren perfpektivifchen
Problemen und der reizvollen Rhythmik von
Linien und Flächen hat er in einer Reihe gra-
phifcher Blätter von refpektabler Qualität dar-
geftellt. Auch die Wirkung feiner Öl-, Tempera-
und Äquarellbilder beruht faft ausfchließlich auf
zeichnerifchen Momenten. Seine „antiimpreffio-
niftifche“ Malweife fucht Hollenberg in einem,
dem Katalog als Vorwort beigedruckten Brief
an den Veranftalter der Äusftellung zu begrün-
den. — Der Kollektion Hollenberg wird Mitte
März eine Äusftellung von Werken EmilOrliks
folgen.

Leopold Graf Kalckreuth, der in Wien
fchon wiederholt, zuleßt in der Kunftfchau 1909,
fehr gut repräfentiert war, zeigt uns jeßt bei
Miethke eine reiche Auswahl von Gemälden
aus verfchiedenen Perioden feines Schaffens.
Es ift intereffant zu beobachten, wie fich in Kalch-
reuths Malerei immer mehr die Intentionen der
modernen Kunft der fchweren deutfehen Gründ-
lichkeit verfchwiftern, die den Künftler noch
immer am ftärkften charakterifiert. Schon find
ihm zwei ganz helle, farbenfreudige Bilder
(„Ernte“) gereift. Seine Porträts behalten ftets
etwas Repräfentatives, intereffieren aber durch
die Nobleffe der farbigen Erfcheinung und die
eindringliche Charakterifierung. — Eine Anzahl
Zeichnungen und Radierungen Kalchreuths er-
gänzt die Äusftellung. V. F.

WIESBADEN Im hiefigen Rathaus wurde
eine Äusftellung alter Bilder aus naffau-
ifchem Privatbefiß eröffnet, auf die zurück-
zukommen fein wird. Gut vertreten find be-
fonders die altdeutfche und niederländifcheSchule,
erftere durch einen Lucas Cranach, durch Por-
träts von Bartel Bruyn und von füddeutfehen
Meiftern, leßtere durch Jan van Scorel, Pe-
trus Chriftus (Madonna von 1449), fowie durch
Th. deKeyfer, GerardTerborch und Jacob
van Ruisdael. Außerdem haben ein paar
fpätere deutfehe Bilder (von Januarias Zick,
Tifchbein, B.Denner und Dietrich) Änfpruch
auf nähere Beachtung.

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