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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0504
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VERMISCHTES

fondern auch dem genießenden Publikum ein
wirklicher Dienft erwiefen worden ift, wenn auch
kunftfchreibende Maler anderer Änficht [ein
mögen. Walter Gräff (München).

BERLIN RUDOLF VIRCHOWDENKMÄL. Äuf
dem Karlplag, an der Kreuzung der Karl- und
Luifen Straße, in der Nähe der großen medizi-
nifchen Inftitute, hat das Virchowdenkmal einen
Plag gefunden. Seit einigen Tagen bietet [ich
das vielumftrittene Monument den Blicken dar.
Äuf einem hohen rechteckigen Sockel aus Mu-
sch elkalkftein, de ffen Kanten vier dorische Säulen
älterer Stilform bilden, erhebt sich die Gruppe
eines niedergebeugten nackten Mannes von her-
kulischem Körperbau, der einkentaurenhaftgeftal-
tetes Wefen mit furchtbarem Schlangenhaupt zu
bezwingen fucht. Än der Vorderfeite des Sockels
ift zwifchen den Säulen ein ernftes, würdiges
Porträtrelief des Forfchers aus weißem Marmor
eingelaffen, während die Rückfeite ein wenig
intereffantes Bronzerelief, Virchow lehrend, auf-
weift. Die bekrönende Gruppe ift von bedeutender
Kraft, verliert aber bedenklich, wenn man das
Monument umfchreitet und eine andere wie die
Frontanficht gewinnt. Die Rückfeite wirkt lahm
und nicht überzeugend, der Eindrude von den
Seiten ift noch weniger erfreulich. Nichtsdefto-
weniger muß man natürlich betonen, daß [ich
das Werk als Ganzes weit, weit über die öde
Denkmalfchablone erhebt. Äus diefem Grunde
hätte man ihm eine beffere Aufteilung gegönnt.
Es ift einfach unverftändlich, wie man auf einem
derartigen gar nicht „Plag“ zu nennenden Ein-
fchnitt innerhalb einer Straßenkreuzung über-
haupt etwas hinftellen kann, außer etwa einer
Änfchlagfäule. Man denke fich ein Kunftwerk
eng eingekeilt in eine Umgebung gewöhnlichfter
Berliner Mietshäufer mit geradezu abfchreckend
fchlechten Faffaden. Daß solche Plagfragen in
diefer Weife gelöft werden, ift ein trauriges
Zeichen für mangelnde Kultur. Ob die Seg-
nungen der Städtebauausftellung dergleichen in
Zukunft verhindern werden? J. Sievers.

BERLIN Ill.Jahresverfammlung des„Deutfchen
Werkbundes“, 10.—12. Juni 1910. Das Programm
enthielt eine Reihe von Vortägen über brennende
Fragen, an deren Löfung die Vereinigung mit-
arbeitet. Dr. Wolf Dohm fprach über „Maßnah-
men zu einer Gefchmacksbildung des Deutfchen
Kaufmanns“, Direktor P. Jeffen-Berlin zeigte
Lichtbilder aus der Deutfchen Abteilung der
Brüffeler Weltausftellung, K. E. Ofthaus-Hagen
behandelte die gar nicht genug zu lobende
Arbeit des „Deutfchen Mufeums für Kunft im

Handel und Gewerbe“, deffen Wanderausftellun-
gen ufw. einen hervorragend erzieherifchen Wert
haben, Frau Elfe Oppler-Legband berichtete
über die neuentftandene Fachfchule für höhere
Dekorationskunft in Berlin. Sehr beachtenswert
war ferner ein Hinweis M. Ä. Pfeiffers, des
Direktors der Schwarzburger Porzellanwerk-
ftätten, auf die Ableitung des Kaufintereffes für
gutes, modernes Kunftgewerbe durch das ftändig
wachfende Angebot falfcher Antiquitäten. Unter
den Befchlüffen der Verfammlung fcheint die
Bildung einer Kommiffion zur Förderung der
Ausfuhr deutfeher Erzeugniffe fehr wichtig zu
fein. Eine Reihe von Befichtigungen machte den
auswärtigen Teil der Mitglieder mit einigen der
beften modernen Bauten, fowie den derzeitigen
Ausheilungen bekannt. — Als Vorftandsmit-
glieder wurden Geh. Rat Dr. Muthefius und
K. E. Ofthaus-Hagen wiedergewählt, Profeffor
Alfred Roller-Wien wurde neu gewählt. Die
nädifte Tagung findet in Dresden ftatt. Svs.

HÄÄRLEM F. Vos, der frühere Reftaurator
der Halfen, hat eine belanglofe Brofchüre ver-
faßt, in der er behauptet, daß nicht alles, was
die Mufeumskommiffion in ihrem Rapport 1909
an denMagiftrat berichtet habe, mit der Wahr-
heit übereinftimme. Er befchwert fich darüber,
daß man es ihm nicht geftattet habe, die Ge-
mälde, die in feiner Behandlung waren, völlig
in Ordnung zu bringen. Die Kommiffion ver-
teidigt fich dagegen: F. Vos fei als Reftaurator
befchäftigtworden, weil man feinerzeit niemanden
anderen gehabt hätte, eine offizielle Änftel-
lung fei ihm nicht übertragen worden. Bei
Entfernung von Übermalungen an einigen Ge-
mälden habe man darauf fehen müffen, daß Vos
nur diefe Stellen wieder zudeckte, weil er kein
feines Farbengefühl hefige. K. E.

PETERSBURG Das Komitee zur Errichtung
eines Denkmals für den Zaren Alexander II.,
deffen erftes Preisausfchreiben für ausfchließlich
ruffifche Künftler refultatlos verlaufen ift, erläßt
nunmehr ein zweites Preisausfchreiben inter-
nationalen Charakters. Das Denkmal, welches
für den runden Michajlowsky Square beftimmt
ift, muß für Bronzeguß komponiert fein und kann
den verftorbenen Kaifer fowohl zu Fuß als auch
zu Pferde darftellen. Die Gefamtkoften dürfen
die Summe von 1 Million Franks nicht über-
fchreiten. Für die beften Entwürfe find fünf
Preife im Betrage von 5000—1000 Rubel aus-
geregt. Die Modelle müffen fpäteftens bis zum
1. November 1911 alten Stils bei der Akademie
der Künfte in Petersburg eingereicht werden.

P. E.

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