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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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18. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0698
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

hunderts vertreten finden. Den Befchluß diefer
Abteilung macht der künftlerifche Nachlaß des
ehemaligen Befißers, des Malers Iwo H. Stercken-
Valkenburg, der ein Schüler Israels war, deffen
Marinen vor allem in England fehr großen Än-
klang gefunden haben. Auch unter den Aqua-
rellen und Handzeichnungen wird manches inter-
effieren, fo ein bezeichnetes Mädchenporträt des
Jean Baptifte Perroneau (Nr. 170).

BERLIN Die aus dem Nachlaß des Herrn
Joachim Sagert-Friedenau ftammende Sammlung
von Kupferftichen, Radierungen, Holzfdinitten,
Schabkunftblättern, welche Am sie r &Ruthardt
am 17. Oktober verfteigern, umfaßt an 2147 Num-
mern und ift nicht nur durch Reichhaltigkeit der
Objekte, fondern ebenfo durch hervorragende
Qualität ausgezeichnet. Sie enthält nicht nur
die beften Proben graphifcher Kunft vom 15.
bis 19. Jahrhundert, fondern auch reiche Werke
der erften Stecher, die in ihrer Bedeutung be-
fonders hervorgehoben werden dürfen. So von
Baufe, Beham, Boiffieu, Dürer, van Dyck, Ede-
linck, Everdingen, Golßius, Hollar, Nanteuil,
Oftade, Paffe, Rembrandt, Schmidt und Wille.
Ein illuftrierter Katalog gibt im einzelnen Äuf-
fchluß. An bedeutenden Einzelblättern — be-
deutend der Qualität und der Seltenheit nach —
dürfen die Nummern 237 (Boiffieu), 341 ein
Jugendporträt der Königin Luife, Nr. 357 die
Künftlerfamilie von Schadow, die Nummern
436/437 feltene Arbeiten von Älaert Claes und
das eminent feltene Blatt 894 von Wenzel
Hollar u. a. hervorgehoben werden. Doch find
diefe Nummern mehr alsBeifpiele für den Wert
der Kollektion genannt worden, die zahlreiche
Arbeiten von ähnlicher Bedeutung aufzuweifen
hat.

Kommt in der genannten Auktion die alte
graphifche Kunft zu ihrem Rechte, fo wird eine
zweite Verweigerung der gleichen Firma am 10.
bis 12. November den Sammler moderner Graphik
lebhaft intereffieren. In diefer Sammlung eines
füddeutfchen Kunftfreundes find Meifter wie
Bracquemond, Greiner, Klinger, Leibi, Manet u. a.
erftklaffig vertreten.

Ihr folgt am 14. November die Verfteigerung
der Sammlung Franz Kugler, in deren Mittel-
punkt das graphifche Werk Adolph von Menzels
fteht. Über diefe Auktionen wird noch zu
fprechen fein.

* *

*

Auch Rudolph Lepke hat gleich zu Beginn
der Saifon ein befonders wichtiges Ereignis.
Seit der Verfteigerung der großen keramifchen
Sammlung Hermann Emden hat in Berlin keine

größere Verfteigerung einer Porzellanfammlung
ftattgefunden. Dafür aber kann fich die Samm-
lung Jourdans, die am 18. Oktober unter den
Hammer kommt, an Umfang und Qualität den
berühmten Vorgängerinnen Fifcher, Clemm,
Emden anfchließen. Aber nicht nur die Qua-
lität der einzelnen Stücke wird die Wertfchäßung
des Sammlers befriedigen, auch kunftgefchicht-
lich bietet die Sammlung außerordentlich viel
des Intereffanten und Wertvollen und liefert
dadurch weitere Beiträge zur Löfung der noch
fo zahlreichen Rätfel der Gefchichte des Por-
zellans und feiner Meifter. Das Hauptintereffe
Jourdans gehört den füddeutfchen Manufak-
turen, die feit Hirth (München 1899) erft die
ihnen gebührende Wertfchäßung gefunden haben.
Vor allem find fie nicht nur numerifch, fondern
auch künftleri fch glänzend vertreten, Ludwigs-
burg mit den berühmten Rundgruppen und den
Gruppen und Figuren des Tanzes zu Zweien
und zu Dreien, die durch Leo Bai et dem Pierre
Franqois Lejeune (fiehe Cicerone Heft 17)
zugefchrieben werden und die man bisher für
Werke des F. A. Puftelli hielt. In unendlicher
Mannigfaltigkeit find die Volkstypen: Ausrufer,
Handwerker, Fifcher und Winzer vertreten.

Ein bedeutendes Kontingent ftellen die bay-
rifchen Manufakturen: Nymphenburg, Fran-
kenthal und Ansbach. Der größteTeii diefer
Abteilung ift weiteren Kreifen durch die Aus-
heilung im Bayrifchen Nationalmufeum,
München 1909 bekannt geworden. Es genügt
daher, hinzuweifen bei Nymphenburg auf die
„Büfte des Grafen von Rheinftein“ von
Baftelli und auf die „Teegruppe“ und das
„Liebespaar in der Ruine“ von demfelben
Künftler, bei Ansbach auf die „Götterfiguren“
von I. F. Kendler, dem Vetter des berühmten
Meißner Porzellanplaftikers fowie auf die klei-
neren Gruppen und Figuren: galanten Szenen
und Volkstypen, die dem Bildhauer Laut, dem
Nachfolger Kendlers zugefchrieben werden. Fran-
kenthal ift ganz ungewöhnlich reich vertreten
und zwar fowohl die Frühzeit unter den Ha-
nongs, wie die Blütezeit unter Karl Theodor
(Bergdoll und Konrad Link). Hierzu ge-
hören die großen „Gefellfchaftsgruppen“, das
„Liebespaar“, die „Kartenfpieler“, das „Mufi-
zierende Paar“, die beiden Figuren des „Tänzers
und der Tänzerin in Krinoline“ u. a.

Den größten Anteil hat die Manufaktur
Hoch ft. Was diefe Abteilung wiffenfchaftlich
befonders wertvoll macht, ift die große Anzahl
feltener und unbekannter Typen aus der Früh-
zeit von 1746 bis etwa 1764. Hierzu gehören
zwei Serien von Figuren aus der Commedia
dell’Ärte, die häufig die Malerfignatur von

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