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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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21. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0802

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LITERATUR

uns nicht als genügende Erklärung für die Be-
wunderung gelten, die er genießt. Man beachte
doch die verzeidineten Gefichter, wie z. B. Nr. XV.
und XVI. Portrait of Mrs. Israels? Oder ift das
Äuge von Little Johnny (Nr. XVIII.) fo bewun-
derungswürdig? Wo bleibt die Änatomie bei
Nr. XXIV. The Smoking carpenter. Die beiden
verrenkten Arme des Bedauernswerten find ja
reif für ein — anatomifches Mufeum.

Allen Ernftes! Man lehre uns Ungläubigen
worin die hohe Kunft diefer Radierungen liegt.
Wir konnten die Probleme der jüngften unferer
Jungen verftehen, wenn auch nicht immer
billigen, aber den Zeichnungen gegenüber, die
hier einen Katalogband füllen, können wir im
Hinblick auf ihre pretentiöfe Vorführung unfere
Bedenken ernftefter Art nicht verfchweigen.

Änt. Reichel.

Oude schilderkunst in Nederland-
Der Mangel an Reproduktionen nach Gemäl-
den — nebft den Originalen felbft das wich-
tigfte Ärbeitsmaterial für uns Kunfthiftoriker —
wird auf Schritt und Tritt fühlbar. Aber felbft
die führenden Kreife fcheinen von dem Wert
einer möglichft reichen Sammlung von Ab-
bildungen noch nicht allzufehr überzeugt zu
fein; denn bis jefjt haben nicht einmal die
öffentlichen großen Kunftfammlungen den Ver-
fuch gemacht, Abbildungen ihres gefaulten Kunft-
fchaßes in wohlfeiler und leichthandlicher Form
auf den Markt zu bringen.1 Und will man fich
eine Photographie nach einem noch nicht re-
produzierten Kunftwerk verfchaffen, fo ift dies
faft ftets mit großen Geldopfern und unlieb-
famen Schreibereien verknüpft, vor allem wenn
fich der Gegenftand an einem nicht leicht zu-
gänglichen Ort befindet. Mit großer Freude
werden daher befonders diejenigen, die fich
mit niederländifcher Malerei befchäftigen, das
Werk Oude schilderkunft in Nederland begrüßen,
das in nächfter Zeit im Verlag von Martinas
Nijhoff in ’s-Gravenhage in Lieferungen er-
fcheinen wird. Durch das Entgegenkommen

1 Uns erfcheint als idealere Löfung zunädift eine Ver-
öffentlichung, wie pe das Kaifer Friedridi-Mufeum in
Berlin in feinen, von Hans Poffe bearbeiteten, beiden,
bei J. Bard erfchienenen Katalogbänden verfudit hat,
wo die Wiedergabe aller Werke in einer tedmifch voll-
kommenen Weife erfolgt ift. Diefes Beifpiel follte gerade
für unfer,e an Schäften reichen provinziellen Sammlungen
vorbildlich fein. Die Red-

diefer Firma wurde es E. W. Moes in Ämfter-
dam und W. Martin im Haag ermöglicht, den
langgehegten Wunfch zu verwirklichen, unver-
öffentlichte und wenig bekannte Gemälde, die
fich in öffentlichen und privaten Sammlungen,
in Komunalgebäuden und Stiftungen befinden,
in guten Abbildungen einem größeren Kreife
von Intereffenten zugänglich zu machen. Von
diefem Lieferungswerk foll jeden Monat ein
Heft mit fechs Reproduktionen nebft befchrei-
bendem und kritifchem Text herauskommen;
und zwar in doppelter Ausgabe, in holländifcher
und deutfcher Sprache. Die Größe der einzel-
nen Blätter wird ungefähr der des Mufeums
entfprechen. Der Preis beträgt l,50fl.*pro Lie-
ferung. Auf diefe Weife kann man fich im Jahre
72 Abbildungen für 30 Mark erwerben. Heraus-
gebern und Verleger können wir zu ihrem be-
abfichtigten Plane, mit deffen Verwirklichung fie
eine recht fühlbare Lücke ausfüllen und der
Wiffenfchaft einen großen Dienft leiften werden,
nur den allerbeften Erfolg wünfchen.

Kurt Erasmus.

* Über dieMohammedanifcheÄusftellung
München 1910 bringt die ausgezeichnete öfter-
reichifche Monatsfchrift „Kunft und Kunft-
handwerk“ ein prächtig ausgeftattetes Doppel-
heft, das man unbedenklich als das befte lite-
rarifche Dokument, was bisher der Äusftellung
gewidmet wurde, anfprechen kann. Das Heft
enthält folgende Äuffätje: Das Mohammedanifche
Kunfthandwerk und die Äusftellung von Ernft
Kühnei, Die Gewebe und Stickereien von M. Dre-
ger, Die Teppiche von F. Sarre, Die Buchkunft
von Ernft Kühnei, Die Keramik von Friedrich
Sarre, Waffen, Schmuck, Glas und Kriftall, Elfen-
bein- und Holzarbeiten von Ernft Kühnei.

DieNovember-Nummer2 derÄmtlichen
Berichte aus den Königl. Kunftfammlungen ent-
hält von Kaußfch eine Befprechung dreier, vom
Kaifer Friedrich-Mufeum neuerworbener mittel-
rheinifcher Holzfkulpturen, und von Schubart
einen Artikel über den Ofterfeftbrief eines
Patriarchen von Alexandria, der fich in der
Papyrusabteilung der Ägyptifchen Sammlung
in den Königl. Mufeen befindet. — Crahmer
befpricht alte Batakfchnifsereien aus Sumatra
im Mufeum für Völkerkunde, und Preuss
Patagonifche Altertümer. Svs.

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