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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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22. Heft
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Balet, Leo: Die Ludwigsburger Porzellanmanufaktur von Domenico Ferretti 1762 bis 1765
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0813
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DIE LUDWIGSBURGER PORZELLANMODELLE VON DOMENICO FERRETTI

angefangen hatte. Auf Folio 254 der Baurechnung von 17621 * 3 findet man folgende Be-
merkung: „Mit dem Hof Figuriften Dominique Ferretti ift endlich der Accord nach der
abfchriftlichen Änlaag unterm 21. Äug. 1762 dahin Zu Stande gekommen, und nach
dem copialiter anligenden Herzogi. Decret unterm 28. Äug. d. a. gnädigft ratificirt
worden, dafz derfelbe die 16 Kriegs Tropheen, auf die frey ftehende Pfeiler, im vor-
deren Schloßhof allhier verförttigen: und darzu eine Zeit von 15 Monathen haben:
auch neben gandierung der ihme gnädigft gefchöpft jährlichen Befoldung ä 750.— fl.
mit Im begriff der Gefellen Tagsgelter, derer geBrauchenden Steinhauer und Taglöhner
und die Änfchaffung der grofz und kleinen Gefchiers, alles auf feine Coften preftieren:
überhaubt vor die arbeit zu empfangen haben folle 2000 fl.“ ufw.

Karl Eugen [cheint überhaupt nichts darin gefunden zu haben, über einen fchon
abgefchloffenen Kontrakt noch einmal nach feinem Sinn zu „akkordieren“. Noch eine
andere Forderung Ferrettis liefert dafür ein inereffantes Beifpiel. Anläßlich der großen
Geburtstagsfeierlichkeiten von Sereniffimus im Februar 1762 hat Ferretti „nach der
Änlag von Einrichtung 18 Cascaden und damit zugebrachte 14 Tag und Nächte zu
prätendieren 100 fl.“ Nachdem die Arbeit fertig war, erfchien der Betrag von 100 fl.
Sereniffimus viel zu hoch. In der Baurechnung wurden fie einfach durchgeftrichen und
darüber 60 fl. gefchrieben. Damit war die Sache erledigt. Einen noch traurigeren
Eindruck gewinnt man, wenn man in den Rechnungen weiterblättert und Jahr um Jahr
immer wieder auf dasfelbe ftößt: Ferretti hat ufw. zu prätendieren 60 ß. Davon wurde
bezahlt 0. Reft 60 ß.

Daß dem Künftler das Schaffen unter folchen Verhältniffen gründlich verleidet
wurde, ift begreiflich. Kein Wunder, daß er um feine Entlaffung bat und endlich
„vermög Herzogi. Decreti dd. 1. Mart. 1765 feiner Dienfte entlaffen“ wurde. Aber
nicht einmal bei feiner Entlaffung wurde ihm der rechtmäßige Verdienft ausbezahlt.
Das Rechnungsbuch vom Jahre 1765 verzeichnet, daß Ferretti „bis Georgii 1765 annoch
an Befoldung zu erfordern hatte 1386 ß. 17". Man kann hieraus berechnen, wie

1 Ludwigsburg. Zweyte—und Inftands — Stadt Mauren — auch Thor Wacht Häufer Bau Rech-
nung, Regierungs Rath, und Ober Amtmann allda, Enthaltend wafz ich folchen Bau Wefens wegen,

gnädigft mir an Vertrauter mafen Eingenommen, und dargegen wieder ausgegeben habe. Von

Octbr: 1759. Bisz. Lichtmess 1763.

Äbb. 1. Flußgott

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