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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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22. Heft
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Balet, Leo: Die Ludwigsburger Porzellanmanufaktur von Domenico Ferretti 1762 bis 1765
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0814

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DIE LUDWIGSBURGER PORZELLANMODELLE VON DOMENICO FERRETTI

Abb. 2. Flußnymphe Ältertümerfammlung Stuttgart

lange er keinen Kreuzer mehr bekommen hatte. Mit [einen weiteren Forderungen
war es ebenfo traurig beftellt, denn in demfelben Dekret vom 1. März 1765 wurde
„gnädigft befohlen, mit demfelben (Ferretti) wegen feiner habenden Forderung auf eine
gewiffe Summe zu accordieren“. Man weiß, was unter dem „accordieren“ zu ver-
gehen ift. Dann heißt es weiter: „So ift zwar [olches Unterthänigft Befolget und
Sereniffimo zur gnädigften ratification eingefandt worden, [olche aber feithero nimmer
zurückh zu erhalten gewefen. In Gefolg des mit Ihme Ferretti getroffenen Äccords
nun ift man demfelben zu bezahlen fchuldig 1800 fl.“ Damit war Sereniffimus noch
keineswegs zufrieden. Äm 16. März erfchien ein neues Dekret mit dem Befehl: Lejeune
und Beyer follten die von Ferretti gemachten Trophäen gemeinfchaftlich taxieren. Wie
zu erwarten war, haben fie ihre Aufgabe im Sinne Karl Eugens erfüllt. Die ganze
Schuldforderung Ferrettis wurde auf 1194 fl. herabgefet^t. Ein Teil bis auf 440 fl.
wurde ihm davon ausbezahlt, aber felbft diefe kleine Summe wurde ihm nicht unge-
fchmälert eingehändigt, fondern „nach einem mit Ferretti getroffenen Vergleich“ auf
391 fl. 50 heruntergedrückt.

Es fcheint dem armen Menfchen nach feiner Entlaffung recht fchlecht gegangen zu
fein, denn am 10. September 1767 erhob der Zinngießer Tamburina eine Forderung
von 14 fl., die Ferretti offenbar nicht bezahlen konnte, und am 26. Januar 1768 er-
folgte die Ärreftbelegung feiner noch nicht ausbezahlten Befoldung wegen einer
Forderung von der Brentanoifchen Handlung. Erft am 13. März 1771 wurde feine
Forderung ratifiziert. Am 12. März 1773 war er als 71 jähriger Mann foweit herunter-
gekommen, daß er gezwungen war, ein Gratialgefuch einzureichen, das abgewiefen
wurde. Am 26. Januar 1774 erlöfte ihn der Tod.

Pfeiffer hat (in den Landfehreibereirechnungen?) die Notiz gefunden, daß Ferretti
1764 für die Ludwigsburger Manufaktur tätig war; damit ift nicht ausgefchloffen, daß
er bereits vorher Modelle geliefert hat. Zweifellos war er bereits 1763 an der Fabrik
befchäftigt, da er den großen Tafelauffa^ vom Februar 1764 zum allergrößten Teil
(Flußgötter (Abb. 1], Flußnymphen [Abb. 2J, Putto auf einem Delphin [Abb. 3])

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