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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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22. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0842
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VERMISCHTES

find ihrePreife viel teurer als die der belgifchen
Bilder und ihre Käuferkreife reicher, als die
hiefiqen. Ängefichts des geringen Äbfaßes ift
es jedenfalls gut gewefen, daß Deutfchland auf
eine Beteiligung im Cinquantenaire verzichtet
hat, während feine kunftgewerbliche Äusftel-
lung in der eigenen Abteilung des Solbofch,
in der es etwa fechzig Bilder und Skulpturen
aus Privatbefiß gezeigt hat, Verkäufe in Höhe
einer halben Million zu verzeichnen hatte.

Dagegen hat es den „Salon de la medaille
contemporaine“ befchickt. Die deutfchen
Arbeiten — 72 Ausfteller mit 263 Nummern
— find leider, da [te in vier flachen, weit
von den Fenftern entfernten Vitrinen placiert
find, ungenügend beleuchtet. Das Diplom erfter
Medaille erhielten Theodor v. Gofen und
Prof. Hahn, München, und Jofeph Kowarzik,
Frankfurt a. M., die filberne Medaille: Prof.
Dafio und Hans Schwegerle, München, und
Prof. Starck und Äuguft Vogel, Berlin.
Äußer den Genannten haben noch Prof. Bo ffelt,
Düffeldorf, Adolph v. Hildebrandt und Paul
Sturm, München, vorzügliche Stücke gefandt.
Von öfterreichifchen Künftlern erhielten R.Cizek,
Prof. Sch war ß und 0. Spaniel filberne Me-
daillen; daneben find noch Prof. Marfchall
und Schwerdtner hervorzuheben. Belgien
ftellt ein Kontingent von 27 Medailleuren, unter
denen als längft bekannte Zelebrität Godefroi
Devreefe hervorragt. Mit Auszeichnung find
dann Charles Samuel (Diplom 1. Medaille)
und Fernand Dubois (filberne Medaille) zu
nennen. Obenan allerdings auf dem Gebiete
der Medaille und Plakette fteht immer noch
Frankreich, weldies einen eigenen Saal ein-
nimmt. Dort hat Ponfcarme (1827 —1903),
Profeffor an der Parifer Ecoie des beaux-arts,
eine Plejade von Künftlern herangebildet, unter
denen Roty, der mit 108 Arbeiten und einer
Anzahl von Handzeichnungen, welch leßtere
fämtlich verkauft find, vertreten ift, und Chap-
lain mit 70, Charpentier mit 58 Nummern
hervorragen. Der Römer Renato Brozzi
(Diplom 1. Medaille) verdient dann noch wegen
feiner Tierftückplaketten eine befondere Er-
wähnung, fowie der in Paris domizilierte Ungar
Szirmai. F.M.

EIN REUTERDENKMÄL FÜR BER-
LIN Bei dem Feft das die nichtinkorporierten
Studenten zur Feier des Univerfitätsjubiläums
gaben, forderte der Feftredner Theodor Kapp-
ftein die Studentenfchaft zur Errichtung eines
Friß Reuterdenkmales in Berlin auf, einer An-
regung von dritter Seite folgend, wie er be-
merkte. Gegen diefen Plan wäre gewiß nichts

einzuwenden, wenn nicht gleichzeitig der Platj
mitbezeichnet worden wäre auf dem das Denk-
mal feinen Standort finden foll, nämlich auf dem
Hausvoigteiplaß in Berlin. Es ift ganz klar,
warum man diefe Wahl traf — hat doch jener
Plaß feinenNamen von der längft verfdiwundenen
Hausvoigtei in der einft auch der Hochverräter
und Studiofus Friß Reuter interniert war. Der
Reuter-Verehrer, der Berlin nicht kennt, wird
alfo diefen Denkmalsplaß nur billigen können,
als einen Fleck im tobendften Großftadtleben
Berlins, der in der Tat in einer gewiffen Be-
ziehung zu dem Dichter fteht. Wehe dem, der
aber den Hausvoigteiplaß wie er heute ift
kennt: im Zentrum des Gefchäftsviertels gelegen,
kaum noch Plaß zu nennen, umgrenzen ihn, von
einem Teil des Reichsbankgebäudes abgefehen,
ausfchließlich Gefchäftshäufer aus der aller-
fJilimmften Bauperiode der Stadt, Häufer, die
vom Keller bis zum Dach mit unzählbaren Pla-
katen und Firmenfchildern bedeckt find. Denn
die romantifche Zeit in der über diefe Stätte
der Gefangenein die Hausvoigtei gebracht wurde
ift vorüber, heute haben wir hier den Sammel-
plaß der größten Berliner — Konfektionsfirmen
vor uns, die faft ausnahmslos mit den wohl-
klingendften Namen begabt, des Wanderers Schritt
hemmen und ihn ftaunend verweilen laffen vor
diefer Fülle herrlicher Kombinationen! Man kann
nur denken und hoffen, daß der, welcher den Haus-
voigteiplaß für ein Reuterdenkmal ins Äuge ge-
faßt, ihn niemals felbft erblickt hat: auf jeden
Fall erheben wir im Namen des gutenGefchmackes
den lebhafteren Proteft gegen diefen furchtbaren
Gedanken. Die ftudentifche Jugend wird und
muß fich dagegen wehren — will man fchließlich
doch dem kernigen, deutfchen Dichter und nicht
dem Gründer des erften Berliner Damenmäntel-
gefchäftes, für den gewiß hier der rechte Plaß
wäre, ein Denkmal errichten! J. Sievers.

HÄÄG Seit Mitte diefes Jahres ift der hiefigen
Kgl. Bibliothek eine Dokumentenabteilung an-
gegliedert, die den Zweck verfolgt, national-
bibliographifches Material zu fammeln und auf
Erfuchen den wiffenfchaftlich Arbeitenden nach-
zuweifen. Berückfichtigung finden in diefer
Bibliographie fämtliche in den Niederlanden er-
fchienenen Bücher und Serienwerke und alle in
niederländifchen Zeitfchriften erfcheinenden Äuf-
fäße, foweit diefe urfprünglich niederländifch
felbftändig und unterzeichnet find. Verzeichnet
werden jedes Mal: Äutorname, Titel, Ort und Jahr
der Ausgabe, Aufbewahrungsort, Seitenanzahl,
Preis ufw. und eventuell eine kurze Inhaltsüber-
ficht. Diefer Katalog, der—fehr praktifch — nicht in
Buchform, fondern auf einzelnen Karten (Größe

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