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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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HEIDELBERG Nachdem Prof. Paul Cle-
men, Bonn, den an ihn ergangenen Ruf als
Nachfolger Henry Thodes auf den Lehrftuhl für
Kunftgefchichte an der Univerfität Heidelberg
abgelehnt hat, hat man Prof. Carl Neumann,
Kiel, berufen, der auch dem Rufe Folge leiften
wird.

LEIPZIG Äm 22. Dezember vor. J. ftarb der
in weiten Kreifen bekannte Oberbibliothekar, der
Leipziger Stadtbibliothekar und Direktor des
Ratsarchivs Profeffor Guftav Wu ft mann im
67. Lebensjahre. Einige feiner literarifchen
Arbeiten werden auch manchem unferer Lefer
bekannt geworden fein. Zwar lag der Schwer-
punkt feiner literarifchen Tätigkeit, wie es fchon
in der Natur feiner amtlichen Stellung begründet
war, in der Erforfchung der Leipziger Stadt-
gefchichte, doch war er von Haus aus vielfeitig
gebildet und die Befchäftigung mit der bilden-
den Kunft früherer Zeit war ihm jahrelang ein
wahres Bedürfnis. Er war von Haus aus klaf-
fifcher Philolog und Ärchäolog, in Leipzig vor-
zugsweife Schüler desÄrchäologen Johannes Over-
beck, bei dem er auch mit einer Arbeit über den
griechifdien Maler Apelles 1870 promovierte.
Er war in früheren Jahren Oberlehrer an der
Nikolaifchule. In feinem deutfchen Unterricht
wußte er feine Schüler für die hohe Formen-
fchönheit der antiken Kunft nachhaltig zu be-
geiftern, überhaupt den Sinn für das Schöne zu
wecken. Von kunftgefchichtlichen Arbeiten fchrieb
er: über den „Leipziger Baumeifter Hieronymus
Lotter“ (1875), „Beiträge zur Gefchichte der
Malerei in Leipzig“ (1879), die erfte Arbeit, die
auf Grund des Äktenmaterials verfaßt wurde.
Auch fein großer Bilderatlas „Leipzig durch drei
Jahrhunderte“ (1890) und das für die weiten Kreife
der Einwohnerfdiaft beftimmte „Bilderbuch aus
der Gefchichte der Stadt Leipzig für Alt und
Jung“ (1897) find hier zu nennen. In den „Neu-
jahrsblättern der Bibliothek und des Archivs
der Stadt Leipzig“, im dritten Heft (1907) ver-
öffentlichte er eine Gefchichte des Leipziger
Kupferftichs im 16., 17. und 18. Jahrhundert, in
den „Leipziger Neudrucken“ die kleinen Schriften
von Franz Wilhelm Kreuchauff zur Leipziger
Kunft (1899). Andere kleinere Arbeiten erfchie-
nen in Zeitfchriften, fo namentlich in der „Zeit-
fchrift für bildende Kunft“ und in der wiffen-
fchaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung. Es
ift ja das Schickfal der meiften lokalgefchicht-
lidien Forfchungen, daß fie über einen gewiffen
engen Kreis hinaus keine Verbreitung finden,
und fo werden auch die Arbeiten Wuftmanns
(deffen bekannteres Werk feine in taufenden
von Exemplaren verbreiteten „Allerhand Sprach-

dummheiten“ find) nur verhältnismäßig wenigen
Hiftorikern bekannt geworden fein. Ein exakter
und gefchmackvoller Forfcher ift mit ihm dahin-
gegangen. V.

MÜNCHEN Anfang Dezember ift Ludwig
von Löfflj verftorben, einer der Haupt-
meifter der älteren Kunftrichtung, die von Piloty
und W.v. Diez ausging und das Erwachen eines
neuen malerifchen Empfindens in der Münchener
Kunft der 70er Jahre bedeutet. Der Glas-
palaft hatte dem Künftler, der leider in den leb-
ten Jahren eines fchweren Augenleidens wegen
faft gar nicht mehr zu eigener Arbeit kam, diefen
Sommer eine Kollektivausftellung feiner Werke
eingeräumt, man erhielt durch fie zureichende
Information über die zwei Hauptgebiete der Be-
tätigung des Meifters: feine Landfchafts- und

Interieurmalerei. Sieht man von der etwas
eklektifdien Natur des Künftlers ab, fo bleibt als
fein perfönlichftes Verdienft feine überaus forg-
fältige Pflege eines vornehmen Kolorismus und
feine wundervoll präzife Zeichnung, welche ver-
bindend er Werke fchuf, deren Eigenart fich in
manchem den ftimmungsvollen Arbeiten moderner
fchottifcher Meifter nähert, ohne daß Löffß von
diefen wohl je Einflüffe und Anregungen erfahren
hat. Es liegt hier vielmehr ein Fall von Wahl-
verwandtfchaft vor, denn gleich jenen hat Löfftj fich
eben auch in der Hauptfache an den alten Nieder-
ländern des 17. Jahrhunderts gefchult und es
wohnte ihm ein ähnlich lyrifcher Sinn inne. Ton-
fchönheit und liebevollfte Befeelung der Objekte
find dieHauptmerkmale feiner Kunft, die zweifels-
ohne von fpäteren Generationen wieder in
weit höherem Maße anerkannt werden wird
wie von der gegenwärtigen, deren Gefchmack
auf derbere, robuftere Wirkungen, fie wefensfern
ift. Zu den in weiteren Kreifen bekannteren
Schöpfungen Löfftjens gehören die Pieta der
Neuen Pinakothek, fein „Erasmus“, fein orgel-
fpielender Kardinal und fein Altarbild im
Freifinger Dom. Das Feinfte hat der Meifter
wohl in feinen Landfchaften gegeben. Löffß
ift, um es noch kurz zu erwähnen, 1845
in Darmftadt geboren. Er war Schüler von
Raupp in Nürnberg und von W. v. Diez in Mün-
chen und feit 1880, nachdem er fchon feit 1873
aushilfsweife tätig gewefen, Profeffor an der
Münchener Kunftakademie, der er von 1891 bis
1893 auch als Direktor vorgeftanden hat. Be-
kannte Schüler von ihm find: Claus Meyer,
Fr. Smith, M. Thedy und Walter Firle. M. K. R.

PARIS Guftave Colin +. Einer der Vete-
ranen der franzöfifchen Malerei ift am 29. Dezember
in Paris im Alter von 75 Jahren geftorben. Er

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