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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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7. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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SAMMLUNGEN ° AUSSTELLUNGEN

lerieverein“, der von privaten Kunftfreunden
im Anfchluß an die zu fchaffende Öfterreichifche
Staatsgalerie ins Leben gerufen werden [oll. —
Die „Moderne Galerie“, die unter der Leitung
Friedrich Dörnhöffers fteht, [oll zu einer „Öfter-
reichifchen Staatsgalerie“ ausgeftaltet werden.
„Neben die Schaffung einer die gefamte euro-
päifche Kunftentwicklung vom Ausgang des
18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart in ihren
wichtigften Erfcheinungen repräfentierenden
Sammlung, zu der die Moderne Galerie fchon
heute vereinzelte fehr wertvolle Änfäße enthält,
foll die Veranfchaulichung der Kunftentwicklung
der öfterreichifchen Länder ohne Einfchränkung
auf ein beftimmtes Gebiet oder eine beftimmte
Epoche als gleichberechtigte Aufgabe treten.“
Der „Öfterreichifche Galerieverein“ wird im we-
fentlichen ähnliche Ziele verfolgen wie der Ber-
HnerKaiferFriedrich-Mufeums-Verein und andere
derartige Vereinigungen. Er „feßt fich zunächft
zur Aufgabe, die aus feinen Mitgliedsbeiträgen
jeweilig erworbenen Werke der bildenden Kunft
den öffentlichen Sammlungen, in die fie ge-
hören, in erfter Linie der künftigen Staatsgalerie,
in entfprechender Weife einzugliedern“. Die
Mitgliedfchaft des Vereins wird durch Entrichtung
von (mindeftens) 1000 Kr. pro Jahr oder durch die
einmalige Widmung von 5000 Kr. erworben.
Im Mittelpunkt der Beftrebungen zur Begründung
des Vereins fteht der allverehrte Kunftfreund
Graf Hans Wilczek. Für alle übrigen Details
fei auf den oben zitierten Auffaß verwiefen,
dem diefe kurzen Mitteilungen entnommen find.

R.

ZÜRICH Das SCHWEIZ. LANDESMUSEUM
publiziert die Neuerwerbung eines Einblatt-
druckes aus dem Jahre 1499, darftellend das von
zwei knienden Engeln gehaltene Wappen des
Konftanzer Bifchofs Hugo von Hohenlanden-
berg, mit darüberftehenderMadonnazwifchen den
beiden Schußheiligen des Bistums. — Ferner wird
die Erwerbung dreier Holzplaftiken angezeigt.
Das Hauptftück ift eine Madonna mit Chriftus-
kind aus der erften Hälfte des 14. Jahrhunderts
in reicher Polychromie; als Kunftwerk höher fteht
eine noch etwas ältere Madonna aus der Inner-
fchweiz; mit ähnlicher Virtuofität behandelt ift
eine dritte Holzftatuette, der hl. Martin zu Pferd,
aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts. — Auf
der Münzauktion von Ziefche & Köder wurde
die große goldene Erinnerungsmedaille erworben,
welche die Wallifer Zehnden 1781 ihrem Landes-
hauptmann Wegener fchcnkten. J. C.

□ □ □

AUSSTELLUNGEN

BUDÄPESTER ÄUSSTELLUNGEN

(Szekely und Rippl-Rönai). Der Landes-
verein für bildende Künfte feiert diefes Jahr fein
fünfzigjähriges Jubiläum. Es war eine glück-
liche Idee, die Tätigkeit des Vereins in diefem
denkwürdigen Jahre mit einer Gedächtnisaus-
ftellung zu beginnen, die das Werk des größten
ungarifchen Hiftorienmalers vereinigte. Es kam
nämlich zur Vorftellung der künftlerifche Nachlaß
des voriges Jahr verftorbenen Malers, Profeffor
Bartolomäus von Szekely. Die mehr als 1000
Stücke umfaffende Ausftellung wurde Anfang
Februar miß befonderen Feftlichkeiten eröffnet.

Die ungarifche Preffe befdiäftigte fich lebhaft
mit dem wichtigen Ereignis und wir halten es
auch für angemeffen, auf das Thema Szekely,
worauf wir uns beim Ableben des großen Künft-
lers eingelaffen haben (f. Cicerone 1910, Heft 18),
zurückzukommen.

Szekely war bis jeßt — vor der großen Öffent-
lichkeit — faft ausfchließlich als Hiftorienmaler
bekannt. Die Ausftellung hatte nun das Ver-
dienft, den Meifter auch als Porträtiften großen
Stiles bekannt gemacht zu haben.

Sein Selbftporträt, das er mit 25 Jahren (1860)
gemalt hat, enthält bereits die ganze Fülle der
Einzelheiten,» die er der Beobachtung und
Wiedergabe wert hielt. Die Bildniffe, die er
mit reifen Jahren fchuf, gewannen nicht an Tiefe
der Beobachtung, wohl aber an künftlerifcher
Ausgeftaltung der Themen. Er pflegte feine
Modelle charakteriftifch einzuftellen und machte
fich dabei viel Sorge um das Arrangement der
Kleidung und die Farbenftimmung des Bild-
ganzen.

Er erwies fich eben durch feine Bildniffe, als
berufener Hiftorienmaler der 60er und 70er Jahre.
Diefes friedliche Zeitalter des ungarifchen Staats-
lebens weift kaum einige darftellbare Szenen
auf. Seine Gefchichte läßt fich vielmehr durch
Porträts vergegenwärtigen. Und Szekely zeigte
fich diefer Aufgabe nicht nur gewachfen, fondern
verftand es auch feinem ziemlich unkünftlerifchen
Stoffe Artiftifches beizubringen.

Seinem künftlerifchen Blicke blieben die Tiefen
der menfchlichen Charaktere nicht verborgen, er
hielt fich aber fern von der fcharfen Akzentu-
ierung des Eigenartigen. Aus feiner Groß-
zügigkeit refultiert dann der edle Zug feiner
Porträts und Charakterköpfe. Befonderes Lob
verdienen unter den ausgeftellt gewefenen männ-
lichen Bildniffen diefelben von Johann Greguss,
Franz v. Pulszky, Dr. Theodor Pauler, Paul
v. Rofty, unter den weiblichen Frau G. v. Kelety,

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